Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Telefon und betätigte die Ruftaste. »Mr Kennedy, bitte kommen Sie ins
Direktorat.«
Kurz darauf erschien ein jüngerer Mann mit sorgfältig
gestutztem Backenbart. Mr. Walters zeigte ihm das Foto. »Haben Sie den Mann
schon mal bei uns gesehen?«
Mr Kennedy überlegt nur kurz. »Ja, ich kann mich gut an
ihn erinnern. Der Mann hatte mir einen Dienstausweis vorgelegt und dann ein
Konto eröffnet. Aus Sicherheitsgründen sollte es allerdings auf einen anderen
Namen lauten. Angeblich zu dem Zweck, irgendeiner Bande auf die Spur zu kommen.
Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte, tat aber
wie er wünschte.«
Jetzt mischte sich O’Brien ein. »Erinnern Sie sich noch
an den Namen, unter dem das Konto eingerichtet wurde?«
»Warten Sie mal. Irgendwas mit ›man‹ am Schluss,
glaube ich.«
»Vielleicht Foreman? Charles Foreman?«
»Ja, genauso lautete der Name. Auch mein Schwager heißt
nämlich Charles und in dem Buch, das ich damals gerade las, hieß der
Protagonist ebenfalls Foreman. Das fällt mir soeben wieder ein.«
»Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen«, sagte
O’Brien und Mr Walters bedeutete seinem Mitarbeiter, wieder gehen zu dürfen.
Um eine wichtige Erkenntnis reicher verließ O’Brien die
Bankfiliale. Nun bestand kein Zweifel, dass es sich bei Henry Forster und
Charles Foreman um ein und dieselbe Person handelte. Das war eine beklemmende
Erkenntnis! Nun war wirklich größte Vorsicht geboten, denn dieser Mann hatte
seine Gefährlichkeit mehrfach unter Beweis gestellt.
Paul O’Brien suchte noch am selben Tag Henrik Jörgensson in
seiner Zelle auf und zeigte ihm Forsters Foto. Der Untersuchungshäftling tat
erbost: »Ja, das ist Charly Foreman, dem hatte ich den Schlachtschussapparat
geschenkt. Damit hat er wohl weiter drauflos geballert in der Erwartung, dass
man seine Mordlust auch mir in die Schuhe schieben würde. Dieser Mistkerl hatte
mich zu allem überredet und trägt allein die Schuld, dass ich zum Mörder wurde.
Hoffentlich bekommen Sie ihn bald zu fassen!« Er lachte böse, als ihn O’Brien
wieder verließ.
Kapitel 37
Nach Bestätigung des DNA-Befundes durch ein Chemielabor der
Universität Edinburgh hegte auch Sir Anthony keinen Zweifel mehr daran, dass
Staatsanwalt Henry Forster ein kriminelles Doppelleben führte. Allerdings
kritisierte er Paul O’Briens Vorgehensweise:
»Eigentlich haben Sie sich strafbar gemacht, O’Brien,
als Sie ohne richterlichen Beschluss in Forsters Wohnung eindrangen!«,
schimpfte er. Doch dann schlug er wieder einen versöhnlicheren Ton an. »Aber
der Zweck heiligt die Mittel, mein Freund. Ihre Eigenmächtigkeit führte zum
Erfolg, und nur das will ich in diesem besonderen Fall gelten lassen.«
Danach versprach er O’Brien jede nur denkbare
Unterstützung bei der Suche nach dem vermeintlichen Serienkiller. »Es ist mir
unbegreiflich, wie ein Mann vom Rang Forsters so tief fallen konnte und
vermutlich sogar seinen Intimfreund ermordete. Ob er allerdings auch die vier
anderen Morde verübte, werden Sie hoffentlich bald aufklären.«
»Wir müssen jetzt dringend Baynes Wohnung durchsuchen«,
meinte O’Brien und erklärte Sir Anthony, was er durch Forsters Exfrau erfahren
hatte. »Vielleicht gibt es dort Hinweise über den Lageort von Baynes Jagdhütte.
Immerhin besteht die Möglichkeit, dass sich Forster dort versteckt hält.«
»Tut mir leid, O’Brien. Da müssen Sie sich etwas anderes
einfallen lassen. Klappern Sie alle Forstverwaltungen ab. Allerdings hüten Sie
sich davor, Forster schon jetzt als überführt zu betrachten. Er steht zwar
unter höchstem Tatverdacht, muss aber bis zu einer rechtmäßigen Verurteilung
als unbescholten gelten. Und eine Durchsuchung von Baynes Wohnung darf ich
Ihnen leider nicht gestatten. Wir sind noch auf der Suche nach seiner
Schwester, die im Süden Englands leben soll. Vor deren Eintreffen ist das für
Sie also tabu.«
Als Sir Anthony das enttäuschte Gesicht O’Briens sah,
bemerkte er unter Augenzwinkern:
»Was Sie in Ihrer Freizeit anstellen, ist natürlich Ihre
ganz persönliche Angelegenheit! Passen Sie aber gut auf, dass man Sie nicht bei
etwas Verbotenem erwischt.«
O’Brien entdeckte ein leichtes Schmunzeln auf Sir
Anthonys Gesicht und fühlte sich erleichtert. Sir Anthony hatte ihm quasi die
stillschweigende Genehmigung erteilt, nun auch Baynes Wohnung durchsuchen zu
dürfen, wenn auch nur
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