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Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Titel: Ein mörderisches Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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mich wohl in der Old Perth Road absetzen? Das letzte Stück
möchte ich gern zu Fuß gehen.«
       Troy Middleton nickte wortlos, bog in die gewünschte
Straße ein und hielt in einer Parkbucht an. Bayne zückte seine Geldbörse,
suchte nach einem passenden Geldschein und drückte Troy eine Zehn-Pfund-Note in
die Hand. Der bedankte sich überschwänglich, aber Bayne meinte gönnerhaft: »Für
ein Taxi hätte ich einiges mehr berappen müssen. Haben Sie vielen Dank!« Dann
stieg er aus und blieb noch solange stehen, bis der Van nicht mehr zu sehen
war. Froh darüber, endlich wieder frische Luft atmen zu können, winkte er ein
Taxi herbei und ließ sich rasch zu seiner Wohnung in die Henderson Road
bringen. Inzwischen war es fast Abend geworden. Bayne duschte sich und legte
sich erschöpft auf sein Bett, wo er sofort einschlief.
       Als er aufwachte, dämmerte es bereits. Schnell zog er
sich an, denn Henry Forster wartete bestimmt schon ungeduldig auf die Rückgabe
seines Rovers.

Kapitel 4
     
    Staatsanwalt Henry Forster ist ein Jahr jünger als sein
Jugendfreund Gordon Bayne. Beide wuchsen in Edinburgh auf und besuchten
gemeinsam die Grammar School bis zur Hochschulreife. Die Entwicklung beider
verlief in jeder Hinsicht diametral. Während Gordon breitschultrig und kräftig
geriet, besitzt Henry hingegen eine lange, dürre Figur. Als Kind hatte er einen
schweren Fahrradunfall erlitten; seitdem erstreckt sich quer über sein Kinn
eine rote Narbe. Dieser Umstand und eine dicke, unförmige Nase verleihen ihm ein
martialisches Aussehen. Das trug ihm während der Schulzeit viel Spott seiner
Mitschüler ein, wogegen er sich auf subtile, manchmal heimtückische Weise
wehrte. Jetzt trägt Henry einen Kinnbart, wohl um die verunstaltende Narbe
etwas zu verdecken. Die Glatze, die er sich von seinem Friseur wöchentlich
rasieren lässt, passt gut zu seiner insgesamt recht imposanten Erscheinung.
     
    Henry und Gordon hatten sich als Buben ewige Freundschaft
geschworen, auch wenn sich eines Tages ihre Wege trennen würden. So einig sie
sich bei ihren früheren, oft recht abenteuerlichen Unternehmungen waren, so
unterschiedlich verlief allerdings ihre charakterliche Entwicklung. Henry
neigte wegen seines cholerischen Temperaments schon immer zu unkontrollierten
Wutausbrüchen. Gordon dagegen behielt stets einen klaren Kopf, war allerdings
derjenige, der so manch dummen Jungenstreich ausheckte.
       ber auch sonst konnten die Unterschiede zwischen beiden
kaum größer sein. Während Henry sich mehr zu geistiger Betätigung berufen
fühlte, wollte Gordon unbedingt beim Militär Karriere machen. Das führte immer
wieder zu Sticheleien, die einmal sogar in einer derben Prügelei endeten.
    » Du willst ja nur zur Army um ganz legal unschuldige
Menschen abknallen zu können! «, hatte Henry seinem Freund vorgeworfen.
       Gordon hatte ihn daraufhin angebellt: » So was Dummes
kann nur ein Schwachsinniger wie du behaupten, der als späterer Anwalt am
Liebsten alle Schwerverbrecher frei herumlaufen lassen möchte. Ausgerechnet du
unterstellst mir niedrige Motive. Erst kürzlich erklärtest du, dass du
ebenfalls gern beim Militär wärest, um endlich mal nach Herzenslust
herumballern zu können. Dass ich nicht lache! Du mit deiner Schießbudenfigur
würdest es nicht einmal zum Gefreiten bringen. «
       Henry bekam daraufhin einen seiner gefürchteten
Wutanfälle und schlug wie wild auf seinen Freund ein. Schließlich erwies sich
Gordon als der Stärkere. Als Henry am Boden lag, bejammerte er seine blutende
Nase und drohte wutentbrannt: » Das wirst du mir noch büßen! Nie werde ich
dir das vergessen, Gordon, nie! « Diese Prophezeihung sollte eines Tages in
Erfüllung gehen.
       Danach gingen sie sich wochenlang aus dem Weg und es
dauerte lange, bis sie das Kriegsbeil wieder begruben. Aber Henry war
nachtragend und es wurde nie mehr so wie früher, wenn sie nach einer kleinen
Balgerei bald wieder die dicksten Freunde waren.
     
    Henry war von Ehrgeiz besessen und schloss an der Uni
Edinburgh das Jurastudium mit summa cum laude ab. Dort besuchte ihn
einmal seine Schwester Lucy. Er nahm sie zu einer Tanzparty mit, wo sie den
jungen Polizeibeamten Gerald Lennox kennenlernte und bald darauf heiratete.
Nach einem außergewöhnlichen Karrieresprung wurde Gerald zum Polizeipräsidenten
von Edinburgh bestimmt und förderte seinen Schwager wo immer nur möglich. Daher
kam auch Henry in der juristischen Laufbahn rasch voran, viel

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