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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Wenn mein Leben nun doch beschlossen hatte, hier zu erscheinen, würde er bestimmt nicht begeistert reagieren, in ein Zimmer mit einem schmutzigen Teppich geführt zu werden und zu hören, dass er ihn reinigen sollte. Von meiner gewaltigen Lüge mal ganz zu schweigen. Vielleicht war ich jetzt echt zu weit gegangen. Aber er konnte es doch gar nicht sein, er hatte mich im Stich gelassen, um allein und ohne seine Hilfe mit meiner Familie fertig zu werden. Nur ein faules, fieses Leben würde bei so einer wichtigen Lektion kneifen. Es sei denn, er hatte geahnt, dass ich lügen würde, denn dann war es natürlich der perfekte Zeitpunkt, um hereinzuplatzen, und die Lektion noch wesentlich drastischer.
    »Waren Sie schon bei Lucys Arbeitsstelle?«, fragte Philip, und mir wurde flau im Magen.
    »Ja«, rief ich, ehe Don den Mund aufmachen konnte. »Und wo wir schon davon sprechen – es gibt berufliche Veränderungen bei mir.« Ich versuchte, meine schlechten Nachrichten positiv wirken zu lassen, indem ich sie sozusagen in hübsches Geschenkpapier einwickelte. Aber für den Fall, dass mein Leben plötzlich hereinstürmte, um meine gigantische Lüge zu quittieren, musste ich vorher wenigstens diese Information loswerden.
    »Du bist befördert worden!«, rief Mum hoffnungsvoll, und ihre Stimme überschlug sich fast vor Freude.
    »Nein, das nicht.« Nervös schaute ich zu Don, um mir moralische Unterstützung zu holen, dann wieder zu meiner Mutter. »Seit heute arbeite ich nicht mehr bei
Mantic

    Der Mund meiner Mutter bildete ein perfektes O.
    »Wo arbeitest du jetzt stattdessen?«, fragte Riley, auch er offensichtlich in Erwartung guter Neuigkeiten.
    »Äh … bis jetzt noch nirgends.«
    »Oh, das tut mir leid. Aber
Mantic
macht ja seit Jahren Verluste, da musste man ja ständig mit Entlassungen rechnen.«
    Ich war Philip sehr dankbar für diesen Kommentar.
    »Zahlen sie dir wenigstens eine ordentliche Abfindung?«, erkundigte Riley sich besorgt.
    »Nein. Ich hab selbst gekündigt.«
    Mein Vater schlug mit der Faust auf den Tisch. Alle fuhren zusammen, Besteck und Geschirr klapperte auf dem weißen Leinen.
    »Es ist alles okay, Schätzchen«, sagte Philip zu Jemima, die ein ängstliches Gesicht machte und ihn mit großen Augen ansah – zumindest vermutete ich, dass sie Angst hatte, denn außer den Augen veränderte sich in ihrem Gesicht nicht viel. Ich legte schützend den Arm um sie.
    »Ist das Ihr Werk?«, fragte Vater, an Don gewandt.
    »Vielleicht sollten wir jetzt nicht darüber reden«, sagte ich leise und hoffte, dass Vater auf meinen sanften Ton eingehen würde.
    »Ich finde, es ist der perfekte Zeitpunkt, um darüber zu reden«, dröhnte er stattdessen noch lauter.
    »Jemima, komm mit«, sagte Philip und führte seine Tochter aus dem Zimmer, begleitet vom tadelnden Zungenschnalzen meiner Großmutter. Als die Tür aufging, sah ich, wie Edith mein Leben ins Haus ließ. Unsere Blicke trafen sich, gerade als die Tür sich wieder schloss.
    »Also, wollen Sie mir nicht antworten?«, fragte mein Vater Don verächtlich.
    »Wir sind hier nicht im Gerichtssaal«, wandte ich leise ein.
    »Wag es nicht, in meinem Haus so mit mir zu reden.«
    Aber ich achtete nicht auf ihn, sondern löffelte weiter meine Suppe. Alle anderen saßen reglos und schweigend um den Tisch. Vater verlor nur sehr selten die Beherrschung, aber wenn es doch einmal passierte, war es immer sehr heftig. Und jetzt war so ein Fall, das hörte man an seiner Stimme: Die Wut gewann immer mehr die Oberhand, und obwohl ich mich bemühte, ruhig zu bleiben, nahm auch meine Anspannung zu.
    »Er hatte nichts damit zu tun«, sagte ich leise.
    »Und warum nicht? Ist er etwa nicht für deine Entscheidungen verantwortlich?«
    »Nein, er ist eigentlich nicht mein …«
    »Schon okay, Lucy«, fiel Don mir ins Wort. Ich wusste nicht, ob er es aus Angst tat, aber als ich ihn ansah, konnte ich in seinem Gesicht nichts dergleichen entdecken, nur ebenfalls Wut und einen ausgeprägten Beschützerinstinkt.
    »Was für eine Rolle haben Sie denn überhaupt?«, fragte mein Vater.
    »Meine Aufgabe ist es, Lucy glücklich zu machen«, antwortete Don und sah mich an.
    »Unsinn.«
    »Und wenn sie glücklich ist, dann wird sie den richtigen Weg finden«, fuhr Don unbeirrt fort. »Ich würde mir um Lucy an Ihrer Stelle keine Sorgen machen.«
    »So einen Quatsch hab ich ja noch nie gehört. Das ist doch ausgemachter Blödsinn. Wenn Sie ihr helfen sollen, den richtigen Weg zu finden, dann

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