Ein Moment fürs Leben. Roman
Blakes Geschichte fertig war, lächelte ich ihn an, ruhig und freundlich, vielleicht ein bisschen traurig, aber endlich in Einklang mit mir selbst. »Ich freue mich wirklich für dich, Blake«, sagte ich. »Ich freue mich, dass du glücklich bist mit deinem Leben, und ich bin stolz auf das, was du erreicht hast.«
Ein bisschen verwirrt, aber erfreut sah er mich an. »Musst du jetzt gehen oder was?«
»Warum fragst du?«
»Das klang gerade so nach Abschied.«
Ich lächelte wieder. »Ja, vielleicht.«
»Nein«, stöhnte er. »Es lief doch so gut.« Wieder beugte er sich zu mir und versuchte mich zu küssen.
»Nein, es funktioniert nicht, Blake.«
»Ach, Lucy, sag das nicht.«
»Nein, nein, hör zu. Keiner von uns ist schuld daran. Auch ich nicht. Ich habe nichts falsch gemacht, das weiß ich jetzt, es ist so, wie es ist. Manchmal klappt es einfach nicht. Du und ich, das hat eine Zeitlang gut funktioniert, aber irgendwann war Schluss damit. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, und offen gestanden sehe ich für uns keine Perspektive. Ich habe mich verändert.«
»Ist er dafür verantwortlich?«, fragte er mit einem Blick zum Pub.
»Nein. Du. Als du mich verlassen hast.«
»Aber jetzt bin ich doch wieder da, und wir passen so gut zusammen«, sagte er und streckte die Hand nach mir aus.
»Stimmt«, lachte ich. »Wir passen gut zusammen, wenn wir nicht über das reden, was zählt. Aber mein Leben zählt, Blake, mein Leben ist wichtig für mich.«
»Das weiß ich doch.«
»Wirklich? Mein Leben ist da drin und trinkt allein sein Pint, und ich glaube nicht, dass du auch nur das kleinste bisschen an ihm interessiert bist. Seit wir uns wiedergesehen haben, hast du kein einziges Mal gefragt, wie es mir geht, was ich mache, du hast mir keine einzige persönliche Frage gestellt.«
Stirnrunzelnd dachte er nach.
»Vielleicht ist das für andere okay, und es war auch für mich eine Weile okay, aber jetzt nicht mehr.«
»Dann verlässt du mich also?«
»Nein, nein«, lachte ich und sah ihn dann ernst an. »Versuch nicht diesen Trick. Niemand verlässt hier irgendwen, wir fangen nur nichts Neues miteinander an.« Einen Moment herrschte Schweigen, aber bevor er aufstehen und ein für alle Mal in einer Welt verlorengehen konnte, zu der ich keinen Zugang hatte, fuhr ich rasch fort: »Aber ich bin froh, dass du es angesprochen hast, denn deshalb bin ich hier.«
»Warum bist du denn hier?«
Ich holte tief Atem. »Du musst unseren Freunden sagen, dass du mich verlassen hast.«
Kapitel 26
»Entschuldige –
was
muss ich tun?«
An der Art, wie er mich ansah, erkannte ich, dass er genau gehört hatte, was ich von ihm wollte. Ich sollte es nicht wiederholen, damit er es hörte, sondern damit mir klarwurde, dass er um nichts in der Welt bereit war, mir diesen Wunsch zu erfüllen. In diesem Augenblick wurden unsere freundliche Trennung und unsere Nicht-Wiedervereinigung etwas weniger freundlich.
»Ich möchte, dass die anderen wissen, dass nicht ich es war, die dich verlassen hat«, sagte ich ruhig und versuchte, meinen Ton freundlich, aber bestimmt klingen zu lassen, damit das hier so unstrittig wie möglich ablief.
»Dann willst du also, dass ich alle anrufe und ihnen sage, hi, übrigens …« Er vollendete den Satz nur in Gedanken und spielte die Szene nur im Kopf durch. »Keine Chance«, sagte er dann und konnte plötzlich nicht mehr stillsitzen.
»Du brauchst keine große Sache daraus zu machen, Blake, und wenn ich es mir richtig überlege, musst du eigentlich gar nichts tun, denn ich werde es ihnen erzählen. In zwei Tagen werde ich dreißig, da treffen wir uns abends zum Essen, das ist eine gute Gelegenheit, um reinen Tisch zu machen, ohne Drama, ohne Feuerwerk, einfach nur als Richtigstellung. Und wenn sie mir nicht glauben, was vermutlich der Fall sein wird, dann werden sie dich sicher anrufen, und ich bitte dich, dass du die Wahrheit dann wenigstens bestätigst.«
»Nein«, protestierte er sofort und starrte vor sich hin. »Das ist Jahre her, das ist Vergangenheit, dabei sollten wir es belassen. Glaub mir, es kümmert sowieso keinen, und ich weiß gar nicht, warum du alles unbedingt wieder aufwärmen willst.«
»Weil es wichtig für mich ist. Für mich. Blake, unsere Freunde denken, dass ich dich betrogen habe, sie …«
»Dann sage ich ihnen, dass du mich nie betrogen hast. Das ist doch lächerlich«, rief er, als wollte er mich beschützen. »Wer hat das denn behauptet?«
»Alle außer Jamie, aber
Weitere Kostenlose Bücher