Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
sofort überzeugt und beschwichtigt. Ja, ich wusste es auch. Wie ich es fünf Jahre lang jeden Tag gewusst hatte, wenn ich Blake in die Augen geschaut hatte. Es gab eine Verbindung zwischen uns. Jedes Mal, wenn ich in einem überfüllten Raum, wo nichts und niemand mir einen Sinn zu ergeben schien, mein Leben ansah, wusste ich, dass er genau das Gleiche dachte wie ich. Ich wusste es. Ich wusste es einfach.
    »Und was ist mit deinem eigenen Leben?«
    »Das wird immer besser, seit wir uns kennengelernt haben.«
    »Wirklich?«
    »Meine Freunde können gar nicht glauben, wie sehr ich mich verändert habe. Sie meinen schon, wir sollten heiraten, obwohl ich ihnen immer wieder erkläre, dass das nicht so funktioniert.« Er lachte, und auf einmal fühlte ich mich grässlich, was zugegebenermaßen sehr sonderbar war, aber es kam mir vor, als wäre ich soeben abserviert worden.
    Ich schaute schnell weg, weil ich nicht wollte, dass mein Leben meine konfusen Gefühle mitkriegte, aber das führte nur dazu, dass mir schwindlig wurde, weil wieder ein Stück von meinem Leben direkt vor meinen Augen aufblitzte. »Lucy und Samuel 1986–1996«, ein ziemlich dünner Ordner. Damals hatten mein Vater und ich noch eine relativ normale Beziehung gehabt – sofern man es normal finden möchte, dass ich ihn an einem Sonntag im Monat zu sehen bekam, wenn ich aus dem Internat nach Hause kam. Die Ordner der folgenden Jahre wurden eine Zeitlang Stück für Stück dicker – mit etwa fünfzehn war mein Dickkopf etwa genauso groß wie der meines Vaters, und wir kriegten uns regelmäßig in die Wolle –, und dann, mit Anfang zwanzig, wurden sie wieder dünner, denn nun studierte ich – was er gut fand – und war oft weg. Aber der Ordner für die letzten drei Jahre war dicker als alle anderen. Natürlich gab es auch Ordner für die anderen Mitglieder meiner Familie, aber ich hatte nicht das geringste Interesse an ihnen. Ich hatte diese Beziehungen gelebt, ich wusste, was passiert war, ich wollte sie lieber so in Erinnerung behalten, wie ich sie in meinem jetzigen Entwicklungsstand sah, auch wenn das sicher die eine oder andere Fehlinterpretation enthielt. Unterdessen sprach mein Leben ganz normal weiter, noch immer aufgeregt und stolz auf seine Leistung. Von meinem Unbehagen merkte er nichts.
    »Aber ich werde all diese Papiere aufheben, auch nachdem ich die Daten in den Computer eingegeben habe. Irgendwie bin ich da sentimental. Also, wie findest du es?« Strahlend sah er sich in seinem Büro um.
    »Ich freue mich sehr für dich«, lächelte ich, obwohl ich traurig war. »Ich freue mich, dass alles so gut für dich läuft.«
    Nun spürte er meine Stimmung anscheinend doch, denn sein Lächeln wurde blasser, aber ich wollte seinen besonderen Augenblick nicht dadurch schmälern, dass ich mich in den Vordergrund drängte.
    »Ach, Lucy.«
    »Nein, lass nur. Das ist okay. Alles in Ordnung«, sagte ich so munter ich konnte und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. Ich wusste, dass es gekünstelt wirkte, und ich wusste, dass meine Stimme einen falschen Klang hatte, aber das war besser als die Wahrheit. »Ich freue mich wirklich für dich, du hast dich so angestrengt, aber wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich jetzt gehen. Ich habe … ähm … eine Verabredung mit dieser Frau. Wir haben uns im Fitnessstudio kennengelernt und …« Seufzend brach ich ab. Ich konnte nicht mehr lügen. »Nein, ich hab keine Verabredung, aber ich muss trotzdem gehen. Ich muss einfach gehen.«
    Er nickte, und seine Begeisterung war deutlich gedämpft. »Das verstehe ich.«
    Auf einmal hatte ich ein blödes Gefühl.
    »Vielleicht kannst du dich heute Abend mit Don treffen oder so?«, fragte ich, hoffnungsvoller, als ich es beabsichtigt hatte, aber mein Leben machte ein langes Gesicht.
    »Nein, ich glaube, das wäre keine gute Idee.«
    »Warum?«
    »Nicht nach gestern.«
    »Du hast nur ein Bier verpasst, das ist doch keine große Sache.«
    »War es aber für ihn«, erwiderte er ernst. »Du hast dich für Blake entschieden, Lucy. Das weiß er. Es war nicht nur ein Pint. Es war eine Entscheidung, die du getroffen hast. Das weißt du.«
    Ich schluckte. »So hab ich das aber gar nicht gesehen.«
    Mein Leben zuckte die Achseln. »Das spielt keine Rolle. Er sieht es so.«
    »Aber das heißt doch nicht, dass du nicht mit ihm befreundet sein kannst.«
    »Nein? Warum in aller Welt sollte er Zeit mit mir verbringen, wenn er mit dir zusammen sein will? Bei Blake war es das

Weitere Kostenlose Bücher