Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
jetzt einen waschechten Ermittler bei uns als Gast haben – ich meine…“
„Du willst wirklich einen unserer Gäste einspannen, Teresa?“ gab Francis zu bedenken. „Mr. McAllister ist im Urlaub und will bestimmt nicht arbeiten müssen!“
„Ich sehe, dass sie beide wahrscheinlich nichts mit den Diebstählen zu tun haben“, sagte mein Vater, obwohl ich im Gefühl hatte, dass er nur Teresa wirklich ausschloss, „und ich habe nichts dagegen, mich mal ein wenig umzuschauen, ob es irgendwelche Hinweise auf seltsame Vorkommnisse gibt. Bis dahin verhalten wir uns alle ruhig und wünschen uns, dass während unseres Aufenthalts nichts mehr passiert…“
„Was heißt denn nichts mehr?“ fragte Teresa aufgeregt dazwischen und ich sah, wie sich mein Vater ärgerte, weil er soeben gegen eine seiner Grundregeln verstoßen hatte. „Ist denn schon etwas passiert?“
„Ja! Bei Mr. und Mrs. Johnson wurden diese Nacht die Kleidungsstücke durchwühlt. Dabei wurde aber nichts gestohlen.“
„Schon wieder?“ platzte es aus Teresa heraus.
„Warum sagen Sie schon wieder?“ fragte mein Vater.
„Es ist seltsam“, sagte Teresa und blickte kurz zu Francis, der sie dieses Mal jedoch nicht tadelte, „dass es immer nur bei neuen Gästen vorkommt.“
„Wie meinen Sie das?“
„Es ist so: Immer wenn ein neues Gast ins Hotel kommt, wird er am ersten oder an einem der beiden folgenden Tage Opfer eines versuchten Diebstahls. Die Kleidung ist durchwühlt, Koffer sind ausgeräumt, alles liegt kreuz und quer im Raum herum – aber nur ganz selten wird etwas entwendet.“
„Nur ganz selten? Das Collier…“
„Ja, das Collier – und dann fehlte bei einem Mann eine teure Uhr, die wir aber Gott sei Dank noch am selben Tag wieder fanden. Die Uhr wurde auf dem Vorplatz des Hotels gefunden, sodass niemand von einem Diebstahl, sondern von einem Verlust ausging. Aber dennoch blieb auch dieser Vorfall in einem seltsamen Licht.“
„Das kann ich mir durchaus vorstellen“, pflichtete mein Vater ihr bei. „Wo genau haben Sie denn die Uhr gefunden, Teresa?“
„Ich nirgends! Nein, Pete hat sie gefunden – auf der Veranda, direkt neben seinem Stuhl lag sie! Das Seltsame daran war, dass der Mann, der sie verlor, sich nicht einmal an diesem Ort befunden hatte. Zum Glück hat er von einer Anzeige bei der Polizei abgesehen, da er seine teure Uhr in unversehrtem Zustande wiedererhalten hat.“
„Und Sie sagen, Teresa, dass es die Gäste immer an den ersten drei Tagen trifft?“
„Ja.“
„Alle Gäste?“ fragte mein Vater und ich merkte nicht sogleich, worauf er abzielte. „Ich meine, passiert das bei allen Gästen oder nur bei ausgewählten – also bei denen man vermuten kann, dass es dort etwas zu holen gibt? Teresa!?“
„Es passiert eigentlich bei allen!“ gab Teresa zu, nachdem sie mit der Antwort sichtlich gerungen hatte. Währenddessen beobachtete ich Francis genau und hatte nicht den Eindruck, dass er genau so freizügig wie Teresa mit dieser Geschichte umging. Ganz im Gegenteil – ich vermutete zu diesem Zeitpunkt, dass Francis vielleicht sogar der Täter sein könnte…
„Danke! Sie beide haben mir sehr geholfen“, sagte mein Vater plötzlich und ich realisierte, dass er den Bogen nicht überspannen wollte. „Ich möchte Sie noch einmal darauf hinweisen, dass wir das Ganze vertraulich behandeln sollten. Das heißt, dass Sie niemandem sagen sollten, dass wir miteinander gesprochen haben, und im Gegenzug sagen wir niemandem, dass wir mit Ihnen gesprochen haben. Wie Sie, Teresa, eben schon sagten, sollten wir das Ganze nicht zu hoch aufhängen – nachher erweist es sich als Irrtum und schadet dem Hotel nur weiter!“
„Vielen Dank!“ meinte ausgerechnet Francis und wir drei verließen die Küche, blieben aber im Speisesaal, um über das eben Gehörte zu sprechen.
„In diesem Hotel geht es merkwürdig zu“, leitete mein Vater das Gespräch ein.
„Ich finde auch, dass irgendwie alles seltsam ist – die Gäste, die Bediensteten, die Umstände, einfach alles!“ sagte Patrick.
„Das ist einer der Punkte – wir haben das Gefühl, dass es so ist, aber bisher kaum Beweise, ja nicht einmal wahre Indizien.“
„Keine Beweise?“ fragte Patrick erstaunt.
„Was haben wir denn? Ein durchsuchtes Zimmer und jede Menge Meinungen! Leute, die uns etwas von einem gestohlenen Collier erzählen, von einer verlorenen Uhr, die wiedergefunden wurde, von einem Geist, der dieses Hotel bewohnen soll, von
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