Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
die Türe des Zimmers zugemacht hatte.
„Er wollte mir die ganze Zeit irgendwelche Lügenmärchen erzählen! Dann habe ich ihm gesagt, dass er ruhig sein solle, doch dann ist er immer lauter geworden, ehe mir der Geduldsfaden gerissen ist.“
„Ist vielleicht auch besser so!“ meinte mein Vater. „Immerhin hat er sich eines Verbrechens schuldig gemacht! Da ist es nur fair, wenn er auch für seine Verfehlungen etwas leiden muss.“
„Muss ich Francis weiter bewachen?“ fragte Patrick mit einem wehmütig erscheinenden Unterton. „Und was ist in der Zwischenzeit alles passiert? Wenn man in einem Raum als Wache eingesperrt ist, verpasst man alles Wichtige!“
„Solange ich keinen anderen habe, dem ich absolut vertrauen kann, Patrick“, erklärte ihm mein Vater, „musst du wohl oder übel Francis bewachen.“
„Aber was ist mit den anderen? Können die nicht Francis bewachen?“
„Die anderen sind meine Frau, Alexandra und deine Frau. Du willst doch nicht etwa ernsthaft, dass ich eine Frau einen überführten Dieb bewachen lasse. Was meinst du, was Francis mit ihnen anstellen wird, falls er doch gewalttätig ist und sich losreißt?“
„Ich verstehe“, gab sich Patrick geschlagen.
„Glaub mir, sobald ich einen anderen finde – und ich denke, dass das schon bald der Fall sein wird – werde ich dich ablösen lassen!“ sagte mein Vater und erzählte dann im Folgenden Patrick weitgehend alles, was er über Pete in Erfahrung gebracht hatte und ließ nur unwichtige Details weg. Als Patrick glaubte, dass er wieder auf dem aktuellen Stand der Ermittlungen war, äußerte er einige Vermutungen, die sich jedoch kaum mit den neuen Erkenntnissen vertrugen. Als er fertig war und einsah, dass seine Mutmaßungen nicht zum Ziel führen konnten, verabschiedeten wir ihn zurück ins Zimmer, in dem er Francis bewachte. Mein Vater wartete, bis sich die Türe wieder schloss und nahm mich mit hinunter in die menschenleere Eingangshalle.
„Es gibt einige Hinweise, aber noch keine Beweise“, fing mein Vater an, wurde aber sogleich unterbrochen, als Mr. Mimp aus dem Speisesaal gestürmt kam und direkt auf meinen Vater zuhielt.
„Mr. McAllister!“
„Mr. Mimp! Sie sehen aus, als wäre Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen!“
„Mr. McAllister – ich bitte Sie! Wie ich Ihnen bereits andeutete, habe ich eine wichtige Verpflichtung auf Lundy Island und mein Wagen kommt bald! Mit diesem Mord habe ich nichts zu tun! Daher bitte ich Sie, mich gehen zu lassen!“
„Mr. Mimp! Ich verstehe ja, dass Sie wichtige Verpflichtungen haben, aber ich kann keinem der Anwesenden erlauben, das Hotel zu verlassen, ehe der Mordfall nicht geklärt ist.“
„Aber ich habe weder die Kleine umgebracht noch habe ich irgendetwas gehört oder gesehen! Ich bin also vollkommen unbrauchbar für Sie!“
„Das sagen Sie! Aus meiner Erfahrung heraus kann ich Ihnen sagen, dass ein Ermittler am Anfang eines Falles kaum abzuschätzen weiß, wer für ihn irgendwann einmal wichtig wird und wer nicht. Und bevor ich mir irgendwelche Möglichkeiten verbaue, will ich sie mir lieber alle offen lassen. Seien Sie bitte so freundlich, Mr. Mimp, und gehen Sie entweder in den Speisesaal zurück oder auf Ihr Zimmer. Doch in jedem Fall müssen Sie so lange warten, bis der Fall geklärt ist.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, dachte Mr. Mimp einige Momente nach, ehe er an uns in Richtung seines Zimmers vorbeiging, ohne uns eines weiteren Blickes oder Wortes zu würdigen.
„Welch ein seltsamer Zeitgenosse“, sagte ich zu meinem Vater, der nur in Gedanken nickte.
„Wir müssen mit Mr. Howell sprechen“, sagte mein Vater und ging den Hotelbesitzer holen, während ich an der Rezeption wartete.
„…nach Penzance telegraphieren“, hörte ich meinen Vater wieder, als er mit Mr. Howell aus dem Speisesaal trat. „Wir benötigen polizeiliche Unterstützung. Erwähnen Sie auf jeden Fall den Mord, aber auf keinen Fall den Diebstahl! Sagen Sie zudem, dass ein Ermittler vor Ort ist, der sich diesem Fall schon angenommen hat.“
„Wird erledigt“, antwortete Mr. Howell. „Wie viele Polizisten sollen denn kommen?“
„Mindestens drei, besser wären fünf oder sechs. Außerdem sollen Sie mit mindestens zwei Wagen kommen. Man kann nie wissen, was noch alles passieren wird!“
Während sich Mr. Howell in einen kleinen Nachbarraum verabschiedete, in dem wohl der Telegraphierapparat stand, dachte ich wie auch mein Vater über den Fall nach.
„Im Grunde
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