Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
verdächtiger erschien. Doch jetzt wissen Sie und ich, dass Ihr Gespür richtig war.“
„Zum Glück, denn mit der Entdeckung, dass Sie der Dieb sind, Pete, bin ich jetzt imstande, auch den Mord zu lösen.“
„So?“
„Sie sagen, dass Sie eine Gestalt gesehen haben.“
„Das ist richtig.“
„Woran erinnern Sie sich? Denken Sie daran, dass ich jederzeit mein Angebot vergessen kann, wenn ich das Gefühl habe, dass Sie mir etwas verheimlichen!“
„Diese Warnung ist nicht nötig…“
„O doch – das ist Sie! Glauben Sie mir, ich weiß aus Erfahrung, dass ein Dieb nie die ganze Wahrheit sagt, wenn man ihn dazu nicht zwingt. Was haben Sie gesehen, Pete?“
„Eine Gestalt – mehr nicht!“
„Ich sagte doch, dass Sie mir nicht die Wahrheit sagen werden!“
„Das ist die Wahrheit!“
„Sie haben eine Gestalt gesehen? War diese Gestalt ein Mann oder eine Frau?“
„Genau kann ich das nicht sagen…“
„Es reicht – ich werde Sie jetzt festnehmen, Pete, und Sie der Polizei als Dieb und wahrscheinlicher Mörder übergeben, wenn Sie mir nicht sogleich sagen…“
„Ist ja gut – es war ein Mann. Wahrscheinlich!“
„Wahrscheinlich?!“
„Ja – eine Frau bewegt sich anders.“
„Ein junger oder ein älterer Mann?“
„Das kann ich nicht sagen – er war auf jeden Fall von normaler Statur und normaler Größe.“
„Womit im Grunde alle außer Sie selbst gemeint sein können!“
„Nein!“
„Nein?! Wer denn nicht?“
„Mr. Howell und Francis waren es nicht!“
„Das wissen Sie oder wollen es uns weismachen?“
„Nein, das weiß ich. Deren Gang hätte ich erkannt!“
„Gut – und Sie haben wirklich nicht mehr gesehen? Nicht, was der Mörder an Kleidung anhatte, aus welchem Zimmer er kam oder…“
„Nichts dergleichen. Es war dunkel und ich musste zusehen, dass ich meine eigene Haut rettete!“
„Lassen Sie mich rekapitulieren!“ meinte mein Vater, und ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, was er sagte, denn ich merkte, was die Stunde geschlagen hatte. „Der Mörder ist ein Mann von normaler Größe und Statur, es ist nicht Francis und nicht Mr. Howell, nicht Sie, Pete und auch nicht ich. Ob es Mr. Howell und Francis nicht am Ende doch sind, mag ich mir vorbehalten, aber für den Moment glaube ich Ihnen erst einmal. Bleiben demnach noch Baron Boughound – der Vater der Toten –, Mr. Pennymaker, die beiden Offiziere Tom McCullough und Lord Albright, sowie Mr. Mimp. Und Patrick Johnson nicht zu vergessen, wobei ich mir sicher bin, dass er es nicht ist.“
Zeitgleich mit meinem Vater versuchte auch ich in meinem Kopf die möglichen Täter einzuordnen und just, als mein Vater für einen kurzen Moment schwieg, hörte ich das Klopfen im Boden dreimal, jedoch ganz leise und von weit her. Dann war das Geräusch verschwunden und ich versuchte wieder, den Ausführungen meines Vaters zu folgen.
„Wenn Sie mir erlauben, John…“
„Natürlich!“
„Ich glaube fest daran, dass es einer der beiden Offiziere war!“
„Also haben Sie doch etwas mehr erkannt!“
„Nein, aber ich schließe das aus den Ereignissen, die im Vorfeld geschehen sind!“
„Sie meinen die Auseinandersetzung an dem Abend, als der Jüngere der beiden die Tochter des Barons aufforderte, mit ihm zu tanzen.“
„Genau.“
„Möglich! Auch wenn ich Lord Albright eigentlich ausgeschlossen habe, muss ich meine Gedanken nun von Grund auf neu ordnen. Als erstes schlage ich vor, dass Sie mir das Collier wieder zurückgeben. Danach bitte ich Sie, Pete, solange in dem Hotel zu bleiben, bis ich den Mordfall aufgeklärt habe.“
„So sei es“, sagte Pete geschlagen und ich hörte hinter dem Vorhang, wie sich der alte Mann vom Bett erhob und zusammen mit meinem Vater den Raum verließ.
21. Kapitel
Ich eilte, mich aus meinem Versteck zu befreien, rannte auf leisen Sohlen zur Türe, versuchte diese lautlos zu öffnen und lugte durch einen kleinen Spalt in den Flur, in dem mein Vater Seite an Seite mit Pete entlang ging. Ich sah, wie die beiden am Zimmer der alten Dame Halt machten und Pete einfach und ohne Anzuklopfen in das Zimmer trat, das Collier suchte, es fand und meinem Vater aushändigte, als wäre nichts geschehen.
Kaum dass Pete das Collier meinem Vater gegeben hatte, hörte ich die Treppe heraufstürmende Schritte, sah, wie eine herbeirennende Teresa den Flur entlanglief und vor meinem Vater Halt machte.
„Was ist mit Francis?“ fragte Teresa in einem unruhigen Tonfall, den ich
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