Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
haben wir viele Erkenntnisse in unseren Händen, aber die einzelnen Erkenntnisse wollen noch nicht ganz zusammenpassen“, begann mein Vater nachdenklich. „Wir haben weder ein richtiges Motiv – außer die kleine Streiterei und die Vermutung des Barons, dass der Vater des toten Kindes ebenfalls in diesem Hotel ist. Uns fehlt ein klar ersichtliches Täterprofil, außer dass wir wissen, dass es ein Mann ist.“
„Wobei das auch ein Täuschungsmanöver sein könnte“, warf ich ein.
„Richtig. Denn wir vermuten bisher nur, dass es gewisse Personen nicht sein können, wie zum Beispiel Francis, obwohl diese Vermutung auf der Aussage eines Diebes und einer Angestellten basieren. Zudem haben wir einen Mr. Mimp, der sich aufführt, als wäre er in irgendetwas verwickelt, die zwei Offiziere, über die ich mir noch kein abschließendes Bild machen konnte, einen Mr. Pennymaker, der mit einer Waffe in seinem Hut reist und verschiedene Indizien, wie die Falltüre, die Patrick entdeckt hat. Wenn man alles zusammennimmt und den Worten Petes folgt, wissen wir ziemlich genau, wie der Mord vonstatten ging, zu welcher ungefähren Uhrzeit und wie die nachfolgenden Ereignisse abgelaufen sind. Doch wer ist der Mann, dessen Gesicht wir uns immer nur als Schatten in unserem Kopf denken können?“
„Am Ende ist es doch meist der, mit dem man am wenigsten rechnet“, meinte ich.
„In solch verworrenen Fällen ist das nicht selten der Fall!“ meinte mein Vater. „Aber genauso oft kommt es vor, dass es der offensichtlichste Täter ist – nur haben wir bisher keine Möglichkeit gefunden, die verstreuten Teile des Puzzles zusammenzufügen.“
„Auf jeden Fall bleibe ich bei meiner Vermutung!“ sagte ich mit Nachdruck.
„Und die wäre?“
„Das will ich nicht verraten – denn am Ende tue ich einem der Anwesenden Unrecht!“
„Das ist eine löbliche Einstellung“, pflichtete mir mein Vater bei, „denn es gibt fast nichts Schlimmeres für einen Menschen als Rufmord, der…“
In diesem Moment ertönte draußen das Geräusch eines bremsenden Wagens, der unser Gespräch abrupt unterbrach. Mein Vater und ich liefen sogleich an die Türe und sahen verwundert, wie der Wagen ein Polizeiwagen war – und Mr. Mimp in der hinten angebrachten Zelle saß. Kaum dass der Wagen gehalten hatte, trat mein Vater aus dem Hotel und ging auf den Polizisten zu, der gerade von dem Wagen abstieg.
„Oliver James Hogwall!“ rief mein Vater und umarmte den Polizisten, als wären sie bereits seit Urzeiten Freunde. „Was machst du denn hier draußen? Und was macht Mr. Mimp in deinem Wagen?“
„Wer?“
„Mr. Charles Mimp – den du hinten im Wagen eingesperrt hast!“
„Ach so, du meinst Peter O’Dofrey – so heißt er in Wirklichkeit. Du hast doch sicher von den Morden an den Docks von Plymouth gehört?“
„Unter den leichten Mädchen! Das soll er gewesen sein?“
„Mit großer Sicherheit!“ antwortete Oliver James Hogwall, der Polizist und Kollege meines Vaters aus Plymouth. „Ich bin seiner Spur bis hierher gefolgt und wollte schon erfolglos umkehren, als ich in der Ferne dieses Hotel sah und mir dachte, dass es zumindest einen Blick wert ist – auch wenn es nur ein spätes Frühstück für meinen Partner und mich gibt. Doch dann lief mir Peter O’Dofrey einfach in die Arme und wir konnten kaum an uns halten, welches Glück wir haben.“
„Wie seltsam! Eben noch habe ich Mr. Mimp – so hat er sich im Hotel registrieren lassen – auf sein Zimmer geschickt, weil sich in dieser Nacht ein Mordfall ereignet hat. Mr. Howell, der Besitzer des Hotels, hat auch bereits nach Verstärkung nach Penzance telegraphiert! Die Kollegen sollten bald vor Ort sein. Bis dahin hoffe ich, den Mord aufzuklären.“
„Und Peter O’Dofrey ist es nicht?“ wollte Oliver wissen.
„Nein, wahrscheinlich nicht“, antwortete mein Vater.
„Würde aber passen!“
„Das stimmt schon! Aber ich denke nicht, dass er in diesem Fall der Mörder ist!“ sagte mein Vater und fasste dem Kollegen die Ereignisse kurz zusammen. Ich sah, wie Oliver seinen Partner anwies, auf Mr. Mimp – oder Mr. O’Dofrey – aufzupassen und wie die beiden Kollegen ins Hotel eintraten und mein Vater erst mich, dann seine Frau und alle anderen Anwesenden im Hotel vorstellte, damit sich sein Kollege ein Bild von den Involvierten machen konnte.
Danach gingen wir nach oben und besuchten Patrick, der weiterhin auf Francis aufpasste. Als wir in den Raum eintraten und Oliver den
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