Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
wer der Mörder ist! Das war mein Motto! Was ich jedoch bisher nicht verstanden habe, ist die Tatsache, dass Sie es mir nicht einfach gesagt haben, Pete!“
„Weil ich erst deutlich machen musste, dass ich nicht der Mörder bin!“ antwortete Pete mit eben jener Seelenruhe, der er vor der Entdeckung meines Vaters besessen hatte. „Aber wie kamen Sie darauf, dass es ausgerechnet ich sein muss? Sie wussten es doch bestimmt bereits vor Francis’ Geständnis!“
„Ich konnte mir nicht ganz sicher sein“, gab mein Vater zu. „Aber für mich blieben nur Sie oder Mr. Mimp, den ich vergessen hatte. Aber der konnte auf keinen Fall der Dieb sein, weil er die Tage zuvor nicht anwesend war. Aber ist er der Mörder? Möglich ist vieles.“
„Mr. Mimp kann durchaus der Mörder sein“, gab Pete zu verstehen und nun spitzte auch ich die Ohren, um das nächste, was er sagen würde, vollständig aufzunehmen. „Aber ich glaube, ich erzähle am besten der Reihe nach.“
„Das ist wohl das Beste“, sagte mein Vater und ich spürte, wie auch bei ihm die Anspannung in der Stimme stieg.
„Mit Francis hatte ich abgesprochen, dass er Ihnen und Ihrer Gattin das Schlafmittel verabreichen sollte.“
„Das dann im Essen war und nicht im Wein, wie ich anfänglich dachte.“
„Sie dachten, das Mittel wäre im Wein?“
„Ja – und ich habe den Wein extra nicht getrunken, sondern die Gläser vertauscht.“
„Das heißt, Sie waren uns bereits auf der Spur?“
„Ja! Das Collier lag nicht ohne Grund wie auf dem Präsentierteller auf der Kommode. Ich wollte eigentlich wach bleiben, um den Dieb bei frischer Tat zu ertappen, doch schon kurz nach dem Hinlegen überkam mich eine Müdigkeit, die schwerer war als alles, was ich vorher kennen gelernt habe.“
„Das bedeutet aber auch, dass Sie, ganz gleich ob der Mord geschehen wäre oder nicht, mit den Nachforschungen begonnen hätten!“
„Vielleicht nicht mit diesem Nachdruck, dass ich alle im Hotel gleich in den Saal eingesperrt hätte, aber natürlich hätte ich es nicht auf mir sitzen lassen, mich in einem fremden Hotel bestehlen zu lassen! Aber erzählen Sie bitte weiter, Pete!“
„Von mir aus. Also, Francis verabreichte Ihnen und Ihrer Gattin das Schlafmittel, ich wartete, bis die Nacht hereinbrach, kam – wie Sie schon richtig vermuteten – über die Falltüre ins Zimmer. Dort angekommen horchte ich erst, ob Sie schlafen oder nicht, musste mich dann vergewissern, dass, obwohl Ihre Gattin nicht im Zimmer war, alles in Ordnung schien, kam aus meinem Versteck heraus, stieß Sie mehrfach an, um tatsächliche Sicherheit zu haben – und machte mich ans Werk. Ich muss zugeben, dass ich nicht wirklich erwartet habe, bei Ihnen etwas Wertvolles zu entdecken, aber als Dieb sollte man sich keine Gelegenheit entgehen lassen, und als ich das Collier auf der Kommode sah und mir bewusst wurde, dass sich dieser Diebstahl lohnen würde, griff ich zu. Um die Gerüchte um spukende Geister weiter anzuheizen, ließ ich die übliche Unordnung zurück, und trat gerade aus dem Hohlraum wieder in den Flur, als ich etwas knarren hörte. Zuerst hatte ich die Befürchtung, irgendwer würde mich entdecken und versteckte mich so schnell es nur ging – als sich eine Gestalt über den Flur näherte und in eben jenem Hohlraum verschwand, aus dem ich eben kam.“
„Konnten Sie erkennen, wer die Gestalt war?“
„Nicht genau! Das Problem daran war, dass ich mich kaum mehr sicher fühlte, da irgendwer mein Geheimnis entdeckt hatte. Um mich selbst zu schützen, entschied ich mich, die Flucht zu ergreifen. Ich verschwand aus meinem Versteck und versteckte mich in einer kleinen Kammer. Doch auch dort konnte ich kaum schlafen und wartete, bis Mrs. Worthington aus Ihrem Zimmer kam, versteckte das Collier dort und hörte aus Ihrem Zimmer, wie der Tumult um die tote Tochter des Barons begann. Sogleich schloss ich aus dem Ganzen die Gefahr für mich – dass man mich für den Mörder halten würde, wartete, bis Sie das Zimmer versiegelt hatten, stieg in den Hohlraum, zog das Messer aus der Toten und verschwand auf demselben Weg wieder aus dem Zimmer. Ich robbte mich durch den Hohlraum in Ihr Zimmer, da mir genau der Gedanke kam, der auch Ihnen gekommen ist, legte das Messer auf der Kommode ab und versuchte aus dem Hotel zu gelangen, ohne dass es einer mitbekam. Es funktionierte und ich trat als Ahnungsloser ins Hotel, suchte mir einen Platz im Speisesaal und wartete Ihre Untersuchung ab, die mir immer
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