Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
sein.«
»Haben Sie Allegra gebeten, eine Brosche zu verkaufen oder hat sie Ihnen gegenüber erwähnt, dass sie die Absicht hatte?«
Er schüttelte den Kopf, dass seine langen Haare flogen. »Nein, nein! Das sagte ich doch schon! Ich hatte Angst, ihr Mann würde etwas herausfinden. Vielleicht wäre ihm ja nicht aufgefallen, dass der Schmuck verschwunden war, genau wie sie sagte, vielleicht aber doch. Ich war nicht bereit, das Risiko einzugehen. Nachdem ich das Geld vom Verkauf der Perlenkette angenommen hatte, sagte ich zu ihr, dass sie so etwas niemals wieder tun dürfe.«
Ich nahm an, dass seine Aussage wohl die Wahrheit war. Verschwundene Schmuckstücke, die Sebastian Benedict sich nicht erklären konnte, hätten ihn vielleicht auf die Spur der Wahrheit gebracht. Oder vielleicht wäre ein Juwelier misstrauisch geworden, dass Allegra in die Hände eines Schwindlers gefallen war, und hätte sich deswegen mit Benedict in Verbindung gesetzt, genau wie Fawcett es beschrieb. Der gute alte Tedeschi, der Allegra von Kindesbeinen an gekannt hatte, würde es nicht getan haben. Doch das konnte Fawcett nicht wissen. Trotz seiner inständigen Bitte, dass Allegra so etwas nie wieder tun dürfe, war sie hingegangen und hatte die Brosche verkauft, um ihn ein weiteres Mal mit Geld zu überraschen.
»Es war richtig, dass Sie mir all das erzählt haben«, sagte ich zu Fawcett. »Ich denke, ich habe jetzt eine ziemlich klare Vorstellung von dem, was passiert ist bis zu dem Moment, da Allegra in den Park spazierte.«
»Ich habe unzählige Male über das nachgedacht, was dort passiert sein muss«, sagte Fawcett leise. »Was auch immer, ich bin nicht schuld an ihrem Tod. Wenn jemand anders unser Geheimnis entdeckt und grausigen Nutzen daraus gezogen hat, dann ist es nicht meine Schuld.«
Ich hatte nicht vor, mit ihm über diesen Punkt zu streiten – es lag nicht in seiner Natur, für irgendetwas die Schuld auf sich zu nehmen, und es wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Stattdessen erhob ich mich und machte Anstalten zu gehen.
»Dann werde ich also heute nach Manchester gebracht?«, fragte er.
»Sie werden heute Nachmittag in Gewahrsam von Inspector Styles aufbrechen. Ich werde Sie und den Inspector – und Sergeant O’Reilly – bis zum Bahnhof begleiten und sicherstellen, dass Sie in den Zug steigen. Sobald dies geschehen ist, fallen Sie nicht mehr in den Verantwortungsbereich vom Scotland Yard. Wenn es Ihnen ein Trost ist«, fügte ich grimmig hinzu, »Sie haben mich meiner sonntäglichen Erholung beraubt.«
Elizabeth Martin Ross
Bens Abwesenheit an diesem Sonntag hatte zur Folge, dass Bessie und ich einen ruhigen Tag verbrachten. Vielleicht traf ich deswegen den Entschluss, bis zum Saal der Temperenzbewegung zu spazieren, auch wenn Fawcett erneut im Gefängnis saß, und herauszufinden, wie die Nachricht bei seinen Anhängern aufgenommen wurde. Ich nahm an, dass sie Bescheid wussten – schließlich war Fawcett am helllichten Tag mitten aus einer Gesellschaft im Haus von Mrs. Scott heraus verhaftet worden. Andererseits waren die Ladys und Gentlemen in Wisteria Lodge wohl kaum die gleichen, die auch zu den Treffen der Bewegung im Saal erschienen. Auch erwartete ich nicht, Mrs. Scott zu sehen nach der Demütigung, die sie in ihrem eigenen Haus erfahren hatte. Mrs. Scott war die Einzige, mit der ich nicht so einfach fertig werden konnte.
»Wir sind bestimmt nicht willkommen, Missus, meinen Sie nicht?«, fragte Bessie, als sie von meinem Entschluss hörte. Seit sie erfahren hatte, dass Fawcett landauf, landab von der Polizei als Hochstapler und Schwindler gesucht wurde, war sie entschieden niedergeschlagen und mit dem Kopf nicht bei ihrer Arbeit.
»Du musst nicht mitkommen, Bessie, wenn du nicht möchtest«, sagte ich zu ihr.
Ihre Augen funkelten indigniert. »Ich werde Sie doch wohl nicht allein gehen lassen! Wo denken Sie denn hin? Diesen Leuten gegenübertreten, ohne Rückendeckung? Ganz bestimmt nicht!«
Ich war dankbar für ihre Loyalität, auch wenn mir nicht ganz klar war, wie sie mir im Fall einer Auseinandersetzung »den Rücken decken« wollte. Vielleicht befürchtete sie, man könnte mich mit Gesangbüchern bewerfen und in Schande aus der Versammlung jagen.
»Eigentlich müssten die Menschen dankbar sein«, sagte ich entschieden. »Sie wurden getäuscht und in die Irre geführt. Sie sollten glücklich sein, dass ihnen jemand die Wahrheit gesagt hat!«
»Aber das sind sie nicht, Missus!«,
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