Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
Unabhängigkeit, Sie verstehen?«
Ich verstand. »Sie haben schon früher Familienschmuck aus Allegras Besitz gekauft?«
»Zwei- oder dreimal ergab sich die Gelegenheit, das ist richtig«, räumte Tedeschi ein. »Eine Perlenkette und ein Haarschmuck. Beides nicht besonders kostbar.«
»Und am vergangenen Samstag haben Sie die Brosche erworben?«
Tedeschi nickte. »Diese Brosche …« Er wies in Richtung des Schmuckstücks auf dem schwarzen Samttuch. »Diese Brosche ist von höherem Wert als die beiden vorangegangenen Stücke zusammen. Allegra drängte auf raschen Verkauf. Ich muss gestehen, es gab mir einigen Anlass zur Sorge.«
»Ich nehme nicht an, Allegra hat Ihnen verraten, wofür sie das Geld brauchte?«, fragte ich, obwohl ich mir den Grund beinahe denken konnte. Es war zweifelsohne dem gleichen Empfänger zugedacht gewesen, der auch schon von Mrs. Scotts heimlichem Gemäldeverkauf profitiert hatte. Doch ich benötigte eine Bestätigung. Die Tedeschi mir jedoch nicht zu geben bereit war.
Er starrte mich schockiert an. »Nein! Und ich hatte kein Recht, sie danach zu fragen! Es wäre äußerst indiskret gewesen, ja sogar impertinent. Abgesehen davon hätte sie mir sicherlich nicht geantwortet.«
Ich gab mich angemessen zerknirscht. »Selbstverständlich. Aber welchen Eindruck hatten Sie?«
Er schürzte die dicken Lippen. »Sie schien …« Er zögerte.
»Besorgt?«, fragte ich.
»Nein, nein!« Der Juwelier beugte sich vor. »Ganz und gar nicht! Aufgeregt schon eher. Ja. Das ist das richtige Wort. Sie schien so aufgeregt, als breche sie zu einem Abenteuer auf. Ich gestehe, ich hatte meinen Verdacht, welcher Art dieses Abenteuer sein mochte.« Er schnitt eine Grimasse. »Ich vermutete einen Belami , wie die Franzosen es so charmant auszudrücken pflegen.«
Wie eine Katze auf einem heißen Blechdach …, hatte Charlie Tubbs es genannt. Die Tragödie von Allegra Benedict – voller Eile war sie einem grausigen Ende entgegengestürzt.
Ich bemühte mich, meine Emotionen zu verdrängen. »Darf ich fragen«, erkundigte ich mich forsch, »wie viel Sie für diese Brosche gezahlt haben?«
Tedeschi nannte mir die Summe. Wie schon zuvor, als ich von Angelis erfahren hatte, welchen Preis Mrs. Scotts Gemälde erzielt hatte, verschlug es mir für einen Moment den Atem.
»In bar?«, krächzte ich zu guter Letzt.
»In bar, Inspector.«
»Und sie hat das Geschäft mit dem Geld verlassen?«
»Das ist richtig. Sie hat es in ihre Handtasche gepackt, ein kleines Ding aus Wildleder, rosafarben.«
Tedeschi nahm erneut sein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn. »Ich flehte sie an, vorsichtig zu sein, mit so einer gewaltigen Summe bei sich. Ich fürchtete, ein Räuber könnte sich die Handtasche schnappen. Ich hatte keine Angst um ihr Leben.«
Elizabeth Martin Ross
Die Ermittlungen zum Tod der armen Allegra Benedict machten Ben eine Menge zu schaffen. Er hatte mir George Angelis und Francis Gray genau beschrieben, und an jenem Abend erzählte er mir auch von seiner Unterhaltung mit dem Juwelier Tedeschi.
»Ich habe das Gefühl, als hätte ich die Steine eines Puzzles in den Händen«, sagte er. »Und als könnte ich sie einfach nicht zusammensetzen.«
»Das wirst du, ganz bestimmt«, antwortete ich zuversichtlich. Doch es schien ihn nicht zu beruhigen.
In jener Nacht wachte ich – wie inzwischen beinahe regelmäßig – auf und lag wach, während ich Bens leisem Atem in den Kissen neben mir lauschte. Doch da war kein Atmen. Ich streckte eine Hand aus. Er war nicht da. Die Laken waren kalt. Er musste aufgestanden und nach unten gegangen sein, vor wenigstens einer Stunde.
Ich schlüpfte aus dem Bett und entzündete eine Kerze. Mit einem Tuch über den Schultern und dem Kerzenhalter in der Hand stieg ich vorsichtig die Treppe hinunter. Ben war nicht in der Küche, also spähte ich in unser Wohnzimmer.
Das Feuer im Kamin brannte noch immer leise vor sich hin, er schien ein paar Kohlestücke in die sterbende Glut gelegt zu haben. Sie leuchtete rot und ließ das Messinggitter golden glänzen. Die Luft war warm. Ben saß so reglos zusammengesunken in seinem Sessel, dass ich glaubte, er wäre dort eingeschlafen. Doch dann bemerkte er meine Anwesenheit und rührte sich. »Lizzie?«, fragte er. »Was machst du hier?«
»Das könnte ich genauso gut dich fragen«, antwortete ich und ging zum Kaminsims, wo ich meinen Kerzenhalter abstellte. Im Schein der Flamme sah ich das Ziffernblatt der Uhr. Es war
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