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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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voreiligen Schlüsse ziehen«, warnte Ben. »Das überlasse ich Superintendent Dunn. Aber Allegra hatte nur wenige Freunde. Ich denke, sie kannte Angelis ziemlich gut, schließlich hat sie ihn im Verlauf der Jahre oft in der Galerie getroffen. Da wäre auch noch sein hübscher junger Assistent, Gray. Er ist relativ neu und arbeitet erst seit einem halben Jahr dort, trotzdem ist er in der Welt der Kunst zu Hause, und sie ist ihm vielleicht schon früher einmal begegnet.« Ben schnalzte irritiert mit der Zunge. »Dieser junge Kerl ärgert mich. Ich würde eine Menge dafür geben, wenn ich wüsste, was in seinem Kopf vorgeht. Sein Gesicht ist eine einzige Maske. Er verbirgt irgendetwas dahinter, jede Wette.«
    Das Feuer war nahezu erloschen, und meine Kerze auf dem Kaminsims fing ebenfalls an zu flackern.
    »Du hast kein Wort über dieses Phantom aus der Themse verloren«, sagte ich. »Vielleicht hat es Allegra Benedict umgebracht. Wie dem auch sei und wem auch immer Allegra das Geld geben wollte, entscheidend ist, wer sie ermordet hat – und es muss nicht die gleiche Person sein.«
    Während ich sprach, fand das ersterbende Feuer ein letztes Stäubchen Kohle und flammte plötzlich leuchtend gelb auf.
    »Oh, ich habe unser Flussphantom nicht vergessen«, sagte Ben. »Es ist irgendwo da draußen und rennt in seinem Leichentuch durch die Gegend, auf der Suche nach seinem nächsten Opfer.«
    Das Feuer war erloschen, und nur noch glimmende Aschereste waren geblieben.
    »Macht«, sagte Ben leise. »Anonymität verschafft Macht und die Freiheit, sich auf eine Weise zu verhalten, die ansonsten inakzeptabel oder schlichtweg unmöglich wäre. Das Phantom aus der Themse verbirgt sich hinter seinem Totenhemd wie Gray hinter seinem außergewöhnlichen Aussehen. Fawcett verbirgt sich hinter seinen Reden gegen den Alkohol und Benedict lauert wie eine Spinne in einem Netz voller Leckereien in diesem Haus in Surrey. Selbst die unscheinbare Miss Marchwood ist nicht das, was sie zu sein vorgibt. Vergiss das nicht, Lizzie, wenn du vor ihr stehst. Viel zu viele Menschen in dieser Geschichte haben Geheimnisse.«

KAPITEL ACHT
     
    Elizabeth Martin Ross
     
    Als Bessie und ich am folgenden Sonntag im Saal der Temperenzbewegung eintrafen, begrüßte der kleine Mr. Pritchard mit seinen Schmalzlocken über der Stirn die Besucher. Er stutzte, als er mich bemerkte, doch er fasste sich schnell und eilte heran, um sich zu verbeugen.
    »Du gütiger Himmel, Mrs. Ross! Das ist aber eine nette Überraschung. Sie sind uns herzlich willkommen, meine Liebe!«
    »Sie haben nicht erwartet, mich zu sehen?«, fragte ich höflich.
    »Nun ja«, antwortete Pritchard errötend. »Ich dachte – und ich gestehe gerne, dass ich mich geirrt habe –, ich dachte, Sie würden unsere Bewegung nicht recht gutheißen.«
    »Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie Sie auf diesen Gedanken kommen, Mr. Pritchard«, antwortete ich und rauschte mit Bessie im Schlepptau an ihm vorbei.
    Er starrte mir sichtlich nervös hinterher, doch dann kamen die nächsten Leute, und er musste sich um die Neuankömmlinge kümmern.
    »Wird der Kinderchor wieder singen, was meinst du, Bessie?«, flüsterte ich.
    »Ganz bestimmt«, antwortete Bessie sogleich. »Mr. Pritchard ist sehr stolz auf den Chor. Er ist sehr musikalisch.«
    »Hat er dieses schauderhafte Liedchen komponiert, das die Kinder beim letzten Mal gesungen haben?«, wollte ich wissen.
    »Keine Ahnung«, antwortete Bessie. »Ich kann ihn fragen.«
    »Nein, nein, mach dir keine Umstände«, sagte ich zu ihr.
    An der Tür entstand ein Tumult. Mr. Pritchard stolperte quasi rückwärts in seinen Bemühungen, die jüngsten Ankömmlinge zu begrüßen.
    Zwei Ladys rauschten in den Saal, eine hinter der anderen. Die vordere war Mrs. Scott, immer noch mit der gleichen Kosakenmütze, doch diesmal mit einem purpurnen Rock und Mantel. Die Dame dahinter war in tiefer Trauer. Ein Schleier über einer schwarzen Haube verhüllte ihr Gesicht. Sobald sie im Saal war, schlug sie den Schleier nach hinten, und zum Vorschein kam ein von Trauer gezeichnetes Gesicht. Ich konnte außerdem erkennen, dass sie einen goldumrandeten Kneifer trug.
    Ich spürte, wie sich Aufregung in mir ausbreitete. So beiläufig, wie ich nur konnte, wandte ich mich an Bessie: »Und das ist nicht zufällig Miss Marchwood?«
    »Ja. Sieht sie nicht todtraurig aus?« Bessie stieß einen tief empfundenen Seufzer des Mitgefühls aus. »Die arme Miss Marchwood.

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