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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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waren beide verschwunden.
    Mrs. Scott hatte mir den Rücken zugewandt. Ich ärgerte mich über mich selbst – es wäre viel geschickter gewesen, wenn ich mich mit dieser abstoßenden Person angefreundet hätte. Mit ein wenig Glück hätte ich eine Einladung zu ihr nach Hause und zu einer ihrer »Swarrees« erhalten. Wie die Dinge standen, würde es nun wohl niemals dazu kommen.
    Sie mochte mich nicht. Warum eigentlich? Weil ich die Unverfrorenheit besessen hatte, mich bei Fawcett persönlich über das Austeilen der Flugblätter zu beschweren? Weil sie erkannt hatte, dass ich alles andere als beeindruckt war von diesem Mann? Sie war klug genug, um es zu bemerken, so viel stand fest. Oder lag es daran, dass ich mit dem Mann verheiratet war, der mit der Aufklärung des Mordes an Miss Marchwoods Herrin betraut worden war, und dass sie mich als Spionin durchschaut hatte? Skandal! , dachte ich säuerlich. Das war die Antwort. Sie fürchtete den Skandal, und dass irgendjemand die Treffen der Bewegung in Verruf bringen könnte und auf diese Weise Fawcetts vielgelobte sogenannte Wohltätigkeitsarbeit stören. Ich war nicht willkommen, und sie legte Wert darauf, mir dies deutlich zu zeigen. Der Mord an Allegra Benedict durfte unter keinen Umständen seinen Schatten über die Treffen der Temperenzbewegung werfen.
    Die ersten Besucher brachen bereits wieder auf. »Komm mit, Bessie!«, befahl ich, und wir schlüpften vor Mrs. Scott nach draußen. Ein Stück weit die Straße hinunter führte ein weiter Torbogen in einen überbauten Durchgang mit Häusern zu beiden Seiten. Hinter dem Durchgang befand sich ein Stallhof, der von ein paar im Wind schwingenden Laternen erhellt wurde. Dazwischen, im Durchgang selbst, herrschte tiefe Finsternis. Ich zog die widerstrebende Bessie in die dunklen Tiefen, wo wir uns nervös und ängstlich aneinanderdrängten, um uns gegenseitig zu beruhigen, während wir warteten.
    »Mir gefällt es hier nicht, Missus«, murmelte Bessie. Das Rascheln ihrer Petticoats verriet mir, dass sie ihre Röcke gerafft hatte. »Es stinkt furchtbar nach Pferden. Können wir nicht draußen auf der Straße warten?« Ihre Stimme zitterte.
    »Ich muss mit Miss Marchwood reden, aber sie ist noch nicht rausgekommen, also muss ich weiter warten. Ich habe Mr. Ross versprochen, dass uns niemand beobachten würde, wenn wir reden. Außerdem ist der Gestank nach Pferden vielleicht unangenehm, Bessie, aber er tut dir bestimmt nichts.«
    »Aber die Ratten!«, warnte Bessie mit unheilschwangerer Stimme. »In Ställen gibt es immer Ratten, und sie krabbeln einem in die Röcke!«
    Unwillkürlich spitzte ich die Ohren, um auf das Rascheln von Rattenpfoten in der Dunkelheit zu lauschen.
    »Rede keinen Unsinn!«, befahl ich so entschieden, wie ich konnte.
    »Und was, wenn sie uns sieht, Missus?«, zischte Bessie als Nächstes.
    »Dann wird es ihren Argwohn bestätigen. Aber warum sollte sie in unsere Richtung sehen? Abgesehen davon, es ist viel zu dunkel hier, als dass sie etwas erkennen könnte.«
    Draußen auf der Straße wurde es rasch dunkler. Der Nachtwächter hatte seine Runde bereits hinter sich und die Gaslaternen angezündet, doch sie warfen keinen hellen Lichtschein bis zu uns. Hinter uns war das Stampfen und gelegentliche leise Schnauben von Pferden in ihren Stallboxen zu hören. Pferdeschweiß, Dung, Sattelseife und Huföl mischten sich zu einem Aroma, das man kaum ignorieren konnte. Spürten die Tiere, dass wir hier waren? Hatte unsere Anwesenheit ihre Unruhe hervorgerufen? Oder lauerte irgendetwas anderes in der Dunkelheit?
    »Ich möchte außerdem wissen, ob Mrs. Scott wieder Mr. Fawcett in ihrer Kutsche mitnimmt. Sie wartet jedenfalls schon vor der Tür«, murmelte ich, wie um mein Tun vor mir selbst zu rechtfertigen, wenn schon nicht vor Bessie. Meine Augen gewöhnten sich immer mehr an die Dunkelheit, und ich konnte die Wände der Häuser zu beiden Seiten ausmachen. Trotzdem war es immer noch ungemütlich dunkel.
    Glücklicherweise kam genau in diesem Moment Mrs. Scott aus dem Saal, mit Mr. Fawcett im Schlepptau. Die beiden warfen nicht einen Blick in unsere Richtung, als Fawcett ihr beim Einsteigen in die Kutsche half und anschließend selbst ins Innere kletterte. Der Kutscher klappte die Stufe ein und schloss die Tür, doch als er auf seinen Kutschbock steigen wollte, gab es eine Unterbrechung.
    Plötzlich kam Miss Marchwood aus dem Saal gerannt. Sie eilte zur Kutsche, als der Kutscher gerade losfahren wollte,

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