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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Sache ableiten konnte: Mrs. Scott war kampferfahren. Demzufolge war Überraschung meine einzige Waffe – und ich war sicher, dass auch diese schnell stumpf werden würde.
    Die Haushälterin kehrte zurück. »Wenn Sie mir bitte nach hinten in den Morgensalon folgen würden, Ma’am? Wenn Ihre Dienerin solange hier wartet, bringe ich sie anschließend nach unten in die Küche.«
    Bessie, die sich in einer Ecke herumgetrieben und eine Topfpalme studiert hatte, reckte stolz den Kopf, weil sie für die Dienerin einer Dame gehalten wurde. Sie kam aus ihrer Ecke hervor. Ich folgte der Haushälterin.
    Der hintere, sogenannte Morgensalon der Wisteria Lodge entpuppte sich als ein freundlicher, sonniger Raum, selbst an einem so bleichen, winterlichen Morgen. Im Kamin war bereits ein Feuer entzündet worden, um die Kühle zu mildern, doch frühestens vor einer halben Stunde, denn es knisterte und spuckte noch, während die Späne langsam Feuer fingen, und es roch merklich nach Rauch. Auf einem geöffneten Sekretär lag ein halb geschriebener Brief. Ein Stift steckte in einem Tintenfass. Ich bemerkte nirgendwo Zeitungen.
    Mrs. Scott begrüßte mich. Sie trug ein einfaches, silbergraues Kleid mit passendem Korsett und eine kleine Witwenhaube aus Spitze sowie Musselinmanschetten über den Handgelenken, um die Ärmel zu schonen, während sie ihre morgendlichen Arbeiten erledigte. Sie sprach mit geschulter Höflichkeit.
    »Mrs. Ross? Wie nett, dass Sie mich besuchen. Wie sind Sie von der Stadt hierhergekommen?«
    »Mit dem Zug«, antwortete ich. »Und ich muss mich entschuldigen für mein ungewöhnliches Eindringen. Ich sehe, ich habe Sie beim Briefeschreiben gestört … Ich hoffe, ich werde Sie nicht zu lange aufhalten.«
    »Überhaupt nicht«, murmelte Mrs. Scott und deutete auf einen Sessel. »Möchten Sie vielleicht einen Tee nach Ihrer weiten Reise?«
    Ich lehnte dankend ab, setzte mich jedoch. Meine Gastgeberin nahm mir gegenüber Platz und verschränkte abwartend die Hände im Schoß. Sie trug ihren Ehering, doch keinen anderen Schmuck. Sie wartete darauf, dass ich mich erklärte. Ihre Miene war völlig ausdruckslos.
    »Ich bin gekommen, weil ich Ihnen eine traurige Neuigkeit überbringen muss«, begann ich. »Ich habe es gestern Abend von meinem Mann erfahren. Ich fürchtete, es würde heute Morgen in den Zeitungen stehen, oder falls nicht heute Morgen, dann in den Spätausgaben. Wie dem auch sei, ich dachte, es wäre besser, wenn ich komme und es Ihnen persönlich mitteile. Ich wollte nicht, dass Sie es aus der Zeitung erfahren. Ich muss Ihnen berichten, dass Miss Marchwood tot ist.«
    Ich sah, wie ihre Hände weiß wurden, als sie sie fester verschränkte. Nach einer kaum merklichen Pause hatte sie sich wieder gefangen. »Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Zuvorkommenheit. Was die Neuigkeit angeht, so tut es mir leid, dies zu hören. Können Sie mir sagen, wie und wo es dazu gekommen ist? Sie sagten, Sie hätten es von Ihrem Mann erfahren – verstehe ich das richtig, dass die Umstände, sagen wir, ungewöhnlich waren? Es kommt jedenfalls höchst unerwartet. Als ich sie am Sonntagnachmittag zum letzten Mal gesehen habe, war sie zwar trauriger Stimmung, jedoch ansonsten von guter Gesundheit.«
    »Miss Marchwood«, sagte ich behutsam, »war gestern Morgen auf dem Weg von Egham nach London, mit dem Zug. Bei der Ankunft in Waterloo bemerkte ein Schaffner, der auf dem Weg zur Spitze des Zuges in den Erster-Klasse-Waggon sah, eine Frau, die zu schlafen schien. Er stieg ein, um sie zu wecken, und stellte fest, dass sie tot war. Sie wurde ermordet.«
    »Ermordet!« Endlich verriet Mrs. Scotts Gesicht eine Regung. »Wie ist das möglich? Wer sollte Isabella Marchwood ermorden? Sie war eine angenehme Person, doch ansonsten ohne jeglichen Belang.«
    Mir wurde bewusst, dass ich die Frau wirklich nicht mochte, und ich hatte Mühe, es nicht zu zeigen. »Die Polizei ermittelt bereits«, sagte ich nur.
    »Ich denke, wir sollten doch einen Tee nehmen«, entschied Mrs. Scott. Sie erhob sich und ging zu einer Klingelschnur. »Wissen Sie, wie es passiert ist?«, fragte sie, nachdem sie wieder Platz genommen hatte.
    »Sie wurde erdrosselt.«
    Mrs. Scott schwieg. »Wie ihre verstorbene Herrin, Mrs. Benedict?«, fragte sie dann.
    »Auf genau die gleiche Weise.«
    Die Haushälterin erschien und erhielt den Auftrag, Tee für uns zu bringen.
    »Es ist nie ganz ungefährlich für eine Frau, allein zu reisen, insbesondere mit der

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