Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
und zwar in einem Zug. Haben Sie vielleicht auch davon gelesen?«
Seymour nickte, und sein wachsamer Gesichtsausdruck kehrte zurück.
»Wir haben aus diesem Grund unser Netz weiter ausgeworfen, auf der Suche nach besagten Informationen. Als Butler, der so lange Jahre im Haushalt der Benedicts gearbeitet hat, müssen Sie doch sicher der meisten Dinge gewahr gewesen sein, die dort vorgegangen sind, richtig?«
»Es ist meine Aufgabe, Bescheid zu wissen über das, was das Personal tut«, antwortete Seymour vorsichtig. »Es ist nicht meine Aufgabe, im Privatleben meines gnädigen Herrn herumzuschnüffeln.«
»Kommen Sie, Seymour«, drängte ich. »Wir versuchen einen Doppelmörder zu finden. Wie viele Frauen wollen Sie denn noch auf diese grausige Art ermordet sehen?«
Seymour errötete, und sein förmliches Benehmen wurde leicht aufgeregt. »Keine, Inspector! Um Himmels willen, was denken Sie denn? Ich habe Miss Marchwood bewundert! Sie war eine Frau aus respektabelstem Hause, die in Bedrängnis geraten war und nur aus diesem Grund Anstellungen als Gesellschafterin annahm. Sie ist niemandem zu nahe getreten, und ich weiß beim besten Willen nicht, warum man sie in diesem Zug ermordet hat! Ich nehme an, Sie können ausschließen, dass der Mörder die Identität verwechselt hat? Dass er sie für eine andere Person gehalten hat? Oder dass es sich um einen Raubüberfall gehandelt hat, der außer Kontrolle geraten ist?«
In seiner Stimme schwang jetzt definitiv ein verzweifelter Unterton mit. Aha!, dachte ich. Mr. Mortimer Seymour weiß etwas. Er würde es mir lieber nicht verraten, aber er muss es tun, und ich denke, sobald es ihm klar geworden ist, wird er es auch.
»Völlig unmöglich, Sir«, antwortete ich. »Es handelt sich hier um einen vorsätzlichen Mord an einem ausgewählten Opfer. Der Pompadour der Dame wurde im Abteil des Waggons gefunden, und alles Geld war noch darin. Es gibt noch weitere Details, die tun jedoch im Augenblick nichts zur Sache.«
Seymour stieß einen Seufzer aus.
»Sie haben soeben von Ihrer Arbeit und Ihren Aufgaben gesprochen«, fuhr ich fort. »Sehen Sie, auch ich habe eine Arbeit und Aufgaben. Sie unterscheiden sich von Ihren, doch sie stellen gleichermaßen Verpflichtungen für mich dar. Oft muss ich Dinge tun, die ich lieber nicht tun würde, und Fragen stellen, die mich selbst verlegen machen. Aber ich bin fest entschlossen, diesen Mörder zu finden. Und dazu benötige ich alle Hilfe, die ich kriegen kann. Vielleicht kann ich Ihnen ein wenig entgegenkommen. Mir ist bewusst, dass es einen größeren Altersunterschied zwischen Mr. Benedict und seiner jungen Frau gegeben hat, dass sie keine Britin war und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht sehr glücklich in ihrer Ehe. Würden Sie mir darin zustimmen?«
»Ja, Inspector«, sagte Seymour nach einigen Sekunden des Schweigens.
»Sie sind sehr plötzlich aus den Diensten von Mr. Benedict ausgeschieden. Mr. Benedict war sehr erbost darüber. Er hat noch niemanden eingestellt, um Sie zu ersetzen.«
Jetzt blickte Seymour entschieden gequält drein. »Tatsächlich nicht? Das tut mir leid zu hören, Sir. Ich hätte Mr. Benedict gewiss nicht so hängen lassen, wenn ich nur hätte bleiben können. Aber es war mir unmöglich geworden.«
»Weil Sie, genau wie ich, Dinge erfahren hatten, die Sie lieber nicht gewusst hätten?«
Er seufzte und nickte. »Das ist richtig, Inspector. Wie ich bereits sagte, es war nicht an mir, mich für das Privatleben von Mr. Benedict zu interessieren. Doch angesichts meiner Position in seinem Haushalt war es nahezu unmöglich, nicht über gewisse Dinge zu stolpern.« Er zögerte, während er nach Worten suchte. Ich setzte ihn nicht unter Druck. Er hatte sich zum Reden entschlossen, und er würde reden.
»Das Hauspersonal hier untersteht mir«, sagte er dann. »Sie haben vorhin gefragt, wenn ich das richtig sehe, ob jemand vom Personal, der etwas Verdächtiges um das Haus herum beobachtet hat, dies dem Colonel berichten würde, und Smithers hat Sie informiert, dass ich derjenige bin, an den man sich zuerst wendet.«
»Ja«, räumte ich ein. »Und ich wäre Ihnen zu Dank verbunden, wenn Sie weiterhin vorgeben würden, dass ich einzig und allein wegen der erpresserischen Drohungen gegen den Colonel hergekommen bin.«
»Das käme mir ebenfalls gelegen«, räumte Seymour offen ein. »Ein Mord versetzt die Menschen in Aufregung. Ich habe niemandem vom hiesigen Personal erzählt, dass ich Butler im
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