Ein Mord wird angekündigt
über seine Schulter hinweg die zwei Schüsse abgefeuert hat. Darauf war Schwarz zu Tode erschrocken; er drehte sich um, die hinter ihm stehende Person erschoss ihn und ließ den Revolver zu Boden fallen.«
Die drei Männer blickten sich groß an.
Sir Henry flüsterte leise: »Das wäre möglich.«
»Aber wer ist dieser Mr X . der da in der Finsternis au f tauchte?«, fragte Rydesdale.
Miss Marple hüstelte. »Sie müssen von Miss Blacklock herausbekommen, wer ein Interesse daran haben könnte, sie zu ermorden.«
Dora Bunners fixe Idee, dachte Craddock. Instinkt g e gen Vernunft.
»Sie glauben also, dass es sich um einen Mordversuch an Miss Blacklock handelte?«, fragte Rydesdale.
»So sieht es aus«, antwortete Miss Marple. »Allerdings gibt es da noch einige Widersprüche. Aber vielleicht kann man doch zunächst mal irgendetwas ausfindig machen, das uns weiterhilft. Ich bin sicher, dass Schwarz von se i nem Auftraggeber strikte Anweisung erhalten hatte, kein Sterbenswörtchen von der Geschichte verlauten zu la s sen. Vielleicht hat er aber doch nicht geschwiegen, so n dern diesem Mädchen, dieser Myrna Harris, etwas e r zählt.«
»Ich werde sie mir sofort vornehmen«, sagte Craddock und stand auf.
Miss Marple nickte.
»Ich bin Ihnen ja so dankbar, dass Sie mir keine Vorwü r fe machen«, flüsterte Myrna Harris. »Ich werde Ihnen alles sagen. Aber wenn es Ihnen irgendwie möglich ist, lassen Sie mich aus dem Spiel, wegen meiner Mutter. Es fing alles damit an, dass Rudi ein Rendezvous mit mir rückgängig machte. Wir hatten vor, am Abend ins Kino zu gehen, und auf einmal sagte er mir, dass er nicht kö n ne, er habe keine Zeit. Und da war ich natürlich ärgerlich und habe ihm meine Meinung gesagt … schließlich hatte er es ja vorgeschlagen, und es passt mir nicht, für dumm verkauft zu werden. Er behauptete, er könne nichts dafür, und ich schimpfte, das sei mir eine faule Ausrede. Da verriet er mir, er würde ein großes Ding drehen, und ich bekäme danach eine schöne Uhr. Ich fragte ihn, um was für ein ›Ding‹ es sich denn handle. Und er erklärte, ich dürfte mit keinem Menschen darüber sprechen, aber i r gendwo würde eine Gesellschaft stattfinden, und dort sollte er aus Spaß einen Überfall inszenieren. Er zeigte mir die Anzeige, die er aufgegeben hatte, und ich musste natürlich lachen. Er machte sich lustig darüber, sagte, die Sache wäre kindisch, aber das sehe den Engländern äh n lich, die würden ja nie erwachsen. Es hat sich wirklich alles wie ein ausgelassener Ulk angehört, als er es mir erzählte. Ich habe auch nicht die geringste Ahnung davon gehabt, dass er einen Revolver hatte, er hat kein Wort davon gesagt, dass er einen mitnehmen würde.«
Craddock beruhigte sie und stellte dann die wichtigste Frage:
»Und wer hat ihm den Auftrag gegeben?«
Aber gerade das wusste das Mädchen nicht.
»Hat er keinen Namen erwähnt? Sprach er von einem ›Er‹ … oder von einer ›Sie‹?«
»Er hat nur gesagt, das würde ein Geschrei geben. ›Ich werde mich totlachen, wenn ich die erschrockenen G e sichter sehe‹, hat er gesagt.«
Er hatte nicht mehr viel zu lachen, dachte Craddock.
»Nur eine Theorie!«, sagte Rydesdale zu Craddock, als sie nach Medenham fuhren. »Wollen wir es als Hirng e spinst einer alten Jungfer ansehen und es dabei bewenden la s sen?«
»Ich denke nicht, Sir.«
»Es klingt doch alles höchst fantastisch: Ein geheimni s voller X taucht plötzlich in der Finsternis hinter unserem Schweizer auf. Woher kam er? Wer war er?«
»Er hätte durch die Hintertür kommen können, genau wie Schwarz«, meinte Craddock. »Oder«, fügte er gedehnt und mit aller Ironie hinzu, »er hätte aus der Küche ko m men können.«
»›Sie‹ hätte aus der Küche kommen können, meinen Sie doch … ?«
»Jawohl, Sir, das wäre eine Möglichkeit. Ich traue dieser Katze, der Köchin, einfach nicht. Dieses ganze Geschrei und diese hysterischen Ausbrüche, all das kann Theater sein. Sie könnte dem Burschen etwas eingeredet, ihn zu geeigneter Zeit ins Haus gelassen und ihn dann erscho s sen haben. Danach stürzte sie zurück ins Esszimmer und führte ihre Schreiszene auf.«
»Dagegen spricht die Aussage von diesem … wie heißt er nur gleich … ach ja, Edmund Swettenham, der au s drücklich erklärt hat, die Tür sei von außen zugeschlossen g e wesen und er habe die Köchin herausgelassen. Gibt es in diesem Teil des Hauses noch eine Tür?«
»Ja, es gibt noch eine
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