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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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versehentlich oder mit Absicht, kann nicht festgestellt werden. Ich gebe zu, dass seine Bewe g gründe unerklärlich sind, aber die müssen wir ja auch gar nicht klären. Bei der amtlichen Leichenschau wird wohl festgestellt werden, ob es sich um Selbstmord oder einen Unglücksfall handelt. Doch das ist für uns unwichtig. Ich glaube, wir können einen Strich unter die ganze Sache machen.«
    »Sie meinen, dass wir uns an Colonel Easterbrooks ›Psychologie‹ halten sollen?«, fragte Craddock stirnru n zelnd.
    »Haben Sie Grund zur Annahme, dass einige der bei dem Überfall Anwesenden Sie angelogen haben?«
    Zögernd antwortete Craddock: »Ich glaube, diese Au s länderin, die Köchin, weiß mehr, als sie zugibt. Aber das kann auf einem Vorurteil von mir beruhen.«
    »Sie halten es für möglich, dass sie den Burschen ins Haus ließ? Ihm Informationen gab … ?«
    »So etwas Ähnliches, ich traue ihr das zu. Aber das würde heißen, dass etwas Wertvolles im Spiel war, dass sich im Haus ein größerer Geldbetrag oder kostbarer Schmuck befunden hätte, und das scheint nicht der Fall gewesen zu sein. Miss Blacklock verneint das aufs En t schiedenste, ebenso die übrigen Hausbewohner. Es bliebe also nur die Vermutung, dass sich im Haus ein Wertg e genstand befunden hätte, von dem niemand etwas wus s te … «
    »Das hört sich an wie ein schlechter Kriminalroman.«
    »Ich gebe zu, dass es lächerlich ist, Sir. Aber wir haben die bestimmte Behauptung von Miss Bunner, dass Schwarz einen Mordversuch auf Miss Blacklock verübt hat.«
    »Also nach dem, was Sie über sie sagen … und nach der Art ihrer Aussagen scheint doch diese Miss Bunner … «
    »Jawohl, Sir«, unterbrach Craddock ihn, »sie ist eine vö l lig unzuverlässige Zeugin.«
    »Und warum wollte dieser Schwarz Miss Blacklock e r morden?«
    »Da haben wir ’ s, Sir. Ich weiß es nicht, und Miss Blacklock weiß es nicht – es sei denn, sie ist eine bessere Lügnerin, als ich ihr zutraue. Niemand weiß es, und so stimmt es vermutlich nicht.«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Nehmen Sie es nicht so tragisch, Craddock. Sie werden mit Sir Henry und mir zu Mittag essen, und zwar im Ro y al Spa Hotel in Medenham Wells – man wird uns das Be s te vorsetzen.«
    »Danke sehr, Sir.« Craddock blickte leicht überrascht drein.
    »Wir haben nämlich einen Brief erhalten.« Rydesdale unterbrach sich, da Sir Henry Clithering eintrat. »Ah, g u ten Morgen, da sind Sie ja, Henry … Ich habe etwas für Sie.«
    »Was denn?«
    »Einen Brief von einer alten Jungfer. Sie wohnt im Royal Spa Hotel, und sie glaubt, sie könnte uns etwas Interessantes über diesen Fall in Chipping Cleghorn mi t teilen.«
    »Ah, die alten Jungfern!«, stieß Sir Henry triumphierend hervor. »Was habe ich Ihnen gesagt? Die hören alles, die sehen alles, und im Gegensatz zu dem berühmten Sprichwort, sind sie nicht stille Wasser, sondern sagen auch alles – und zwar das Böse. Und was hat sie uns zu erzählen?«
    Rydesdale betrachtete den Brief.
    »Sie schreibt wie meine Großmutter«, klagte er. »Wie heißt sie? Jane … irgendetwas wie … Murpel … nein, Marple, Jane Marple.«
    »Großer Gott!«, rief Sir Henry. »George, das ist ja me i ne, meine prächtige alte Jungfer! Die fabelhafteste aller alten Jungfern! Und sie hat es wirklich fertiggebracht, statt friedlich zuhause in St. Mary Mead zu sitzen, in M e denham Wells zu sein, gerade nachdem hier ein Mord passiert ist.«
    »Schön, Henry«, sagte Rydesdale spöttisch. »Ich freue mich darauf, Ihren ›Star‹ kennen zu lernen. Also los! Wir essen im Royal Spa zu Mittag und werden dort die Dame in Augenschein nehmen.«
     
    Miss Jane Marple entsprach fast genau Craddocks Vo r stellungen, nur wirkte sie noch gütiger und noch älter, als er erwartet hatte. Sie hatte schneeweißes Haar, sanfte, unschuldig dreinblickende veilchenblaue Augen, ein ros i ges Gesicht voller Runzeln und war ganz und gar in we i che Wolle gehüllt. Außerdem strickte sie noch an einem Wollgegenstand, der sich als ein Babyjäckchen entpuppte.
    Hochentzückt begrüßte sie Sir Henry und war ganz aufgeregt, als man ihr den Polizeichef und den Inspektor vorstellte.
    »Wirklich, Sir Henry, ich freue mich sehr … ich habe Sie ja schon so lange nicht mehr gesehen … Ach ja, mein Rheumatismus, der ist in der letzten Zeit noch schlimmer geworden … Aber ich rede zu viel … Unser Polizeichef persönlich, das hätte ich nie erwartet, doch ich fürchte, ich werde ihm

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