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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Die liebe Letty ist vielleicht ein bisschen zu vertrauensselig.«
    »Das ist ein Fehler«, stimmte Miss Marple zu.
    »Jawohl. Sie, Miss Marple, und ich, wir kennen die Welt, aber die liebe Letty … «
    Sie schüttelte den Kopf.
    Miss Marple dachte, dass Letitia Blacklock als Sekret ä rin eines großen Finanzmannes wahrscheinlich auch die Welt kennen gelernt habe.
    »Dieser Patrick!«, sagte Dora plötzlich mit einer Bitte r keit, die Miss Marple erstaunte. »Soviel ich weiß, hat er mindestens zweimal Geld aus ihr herausgepresst.«
    Mit Verschwörermiene beugte sie sich vor.
    »Sie werden es niemandem sagen, nicht wahr, liebe Miss Marple? Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas mit dieser grauenhaften Sache zu tun hat. Ich glaube, dass er diesen jungen Mann kannte … oder Julia kannte ihn. Ich wage nicht, der lieben Letitia eine Ande u tung zu machen … das heißt, letzthin tat ich es, aber sie fuhr mich heftig an … Alle reden jetzt so viel über diese zweite Wohnzimmertür. Auch das macht mir viel Sorge. Der Detektiv sagt, sie sei frisch geölt worden. Wissen Sie, ich sah … «
    Plötzlich stockte sie.
    »Ja, das ist alles sehr schwer für Sie«, meinte Miss Mar p le mitfühlend. »Natürlich möchten Sie nicht, dass die P o lizei etwas davon erfahrt.«
    »Das ist es ja«, klagte Dora. »Nachts kann ich nicht schlafen und zerbreche mir den Kopf … Wissen Sie, ne u lich kam ich in den Geräteschuppen, und da war Patrick. Ich suchte frisch gelegte Eier – ein Huhn legt die Eier immer dorthin –, und da stand er mit einer Hühnerfeder und einer Tasse mit Öl in der Hand. Als er mich sah, zuckte er erschrocken zusammen.
    Und dann hörte ich an einem anderen Tag zufällig eine merkwürdige Unterhaltung zwischen ihm und Julia. Die beiden schienen sich zu zanken, und er sagte: ›Wenn ich glaubte, du hättest mit der Sache etwas zu tun!‹ Und Julia – Sie wissen ja, sie ist immer so ruhig – erwiderte: ›Na, Brüderchen, was würdest du dann machen?‹ Und in dem Moment trat ich leider gerade auf die Diele, die immer knarrt, und da sahen mich die beiden. Ich sagte scheinbar harmlos: ›Zankt ihr euch?‹, und Patrick erwiderte: ›Ich warne Julia vor Schwarzmarktgeschäften.‹ Oh, das war sehr geschickt, aber ich glaube keinen Moment, dass die beiden von so etwas gesprochen haben!
    Und ich muss Ihnen sagen, ich glaube auch, dass Pa t rick mit dieser Lampe im Wohnzimmer herumhantiert hat, damit das Licht ausgeht, denn ich erinnere mich noch ganz genau, dass die Schäferin auf dem Tisch g e standen hatte … nicht der Schäfer. Und am nächsten Tag … «
    Sie unterbrach sich und wurde puterrot.
    Miss Marple wandte den Kopf und sah Miss Blacklock hinter sich stehen – sie musste gerade hereingekommen sein.
    »Kaffee mit Klatsch, Bunny?«, fragte Miss Blacklock mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. »Guten Mo r gen, Miss Marple. Was für eine Kälte!«
    »Wir haben uns eben über die vielen Rationierungsvo r schriften unterhalten«, erklärte Dora hastig, »man weiß wirklich nicht mehr, woran man ist.«
    Jetzt ging mit lautem Krach die Tür wieder auf, und Bunch Harmond erschien.
    »Guten Morgen!«, trompete sie. »Habe ich noch Zeit, einen Kaffee zu trinken?«
    »Natürlich, mein Kind«, antwortete Miss Marple. »Setz dich und trink eine Tasse.«
    »Wir müssen nachhause«, sagte Miss Blacklock. »Hast du alle Einkäufe gemacht, Bunny?«
    »Ja … Ja, Lotty. Ich muss nur noch rasch im Vorbeig e hen in die Apotheke und mir dort etwas Aspirin und Hühneraugenpflaster holen.«
    Als sich die Tür hinter den beiden Damen geschlossen hatte, schwieg Miss Marple einige Augenblicke.
    Dann fragte Bunch:
    »Woran denkst du, Tante Jane?«
    »Es gibt so viele merkwürdige Menschen, mein Kind«, antwortete Miss Marple vage.
    »In St. Mary Mead?«
    »Ich dachte gerade an Schwester Ellerton, sie war wir k lich eine ausgezeichnete, brave, freundliche Kranke n schwester. Eine alte Dame, die von ihr gepflegt wurde, schien sie ins Herz geschlossen zu haben. Dann starb die alte Dame. Danach pflegte sie eine andere, und auch di e se starb. Es war Morphium, alles kam heraus. Sie hat di e se Morde auf die schmerzloseste Weise verübt, und das Entsetzliche war: Die Frau wollte wirklich nicht einsehen, dass sie Verbrechen verübt hatte. In jedem Fall wären die beiden bald gestorben, hatte sie erklärt, und die eine hätte Krebs gehabt und fürchterliche Schmerzen gelitten.«
    »Meinst du, dass sie aus Mitleid

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