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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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furchtbar eigensinnig und engstirnig, verbohrt, der typische Haustyrann. Letitia brach schon früh aus, sie ging nach London und lernte Buchhaltung. Ihre Schwe s ter war krank, sie verließ nie das Haus und verkehrte mit keinem Menschen. Als der Alte starb, gab Letitia der Schwester wegen ihre Stellung auf und ging nachhaus, um sich um sie zu kümmern.«
    »War das lange vor dem Tod Ihres Mannes?«
    »Etwa zwei Jahre. Randall hatte sein Testament g e macht, bevor sie die Firma verließ, und er änderte es auch nicht mehr. Er sagte zu mir: ›Wir haben sonst niemanden, der uns nahe steht‹ – unser Sohn ist im Alter von zwei Jahren gestorben –, ›wenn wir, du und ich, tot sind, soll Blackie das Geld haben. Sie wird damit die ganze Börse auf den Kopf stellen.‹«
    »Sie sagten, Mrs Goedler, dass Ihr Mann sein Verm ö gen Miss Blacklock vermachte, weil er sonst keine Ang e hörigen hatte. Aber das stimmt doch nicht ganz? Er hatte doch eine Schwester.«
    »Ja, Sonja. Aber sie hatten sich schon vor Jahren ve r kracht und waren völlig auseinander.«
    »Er war mit ihrer Heirat nicht einverstanden … ?«
    »Ja, sie heiratete einen Mann namens … wie heißt er nur wieder?«
    »Stamfordis.«
    »Ja, richtig, Stamfordis.«
    »Mr Goedler und seine Schwester haben sich nie ausg e söhnt?«
    »Nein. Randall und Sonja hatten sich nie gut versta n den, und sie hat es ihm sehr übel genommen, dass er die Heirat hintertreiben wollte. Sie sagte zu ihm: ›Du bist ein unmöglicher Mensch, du wirst nie mehr etwas von mir hören!‹«
    »Aber Sie hörten noch von ihr?«
    Belle lächelte.
    »Nur noch ein einziges Mal. Ungefähr anderthalb Jahre nach ihrer Hochzeit bekam ich einen Brief von ihr, aus Budapest, wie ich mich erinnere, sie gab aber keine A d resse an. Sie schrieb mir, ich solle Randall sagen, dass sie überglücklich sei und gerade Zwillinge bekommen habe.«
    »Und teilte sie die Namen mit?«
    Wieder lächelte Belle.
    »Sie schrieb, sie seien Punkt zwölf Uhr mittags auf die Welt gekommen, sie wolle sie Pip und Emma taufen. Das kann ein Witz von ihr gewesen sein.«
    »Haben Sie dann nochmal etwas von ihr gehört?«
    »Nein. Sie schrieb nur, dass sie mit ihrem Mann und den Kindern für kurze Zeit nach Amerika ginge. Und dann habe ich nie wieder etwas von ihr gehört. Sie ve r schwand völlig aus unserem Leben … «
    »Aber trotzdem vermachte Mr Goedler sein Vermögen ihren Kindern für den Fall, dass Miss Blacklock vor I h nen stürbe.«
    »Das habe ich fertiggebracht. Als er mir vom Testament erzählte, sagte ich ihm: ›Und angenommen, Blackie würde vor mir sterben?‹ Ganz überrascht sagte er: ›Ja, dann h a ben wir wirklich keinen anderen Menschen.‹ Ich sagte: ›Da ist doch Sonja‹, worauf er wütend erwiderte: ›Und dieser Kerl soll mein Geld kriegen? Ausgeschlossen!‹ Da sagte ich: ›Also dann hinterlasse es doch ihren Kindern, Pip und Emma, und vielleicht sind inzwischen noch ein i ge hinzugekommen‹ … Er brummte und knurrte zwar, änderte das Testament dann aber doch entsprechend ab.«
    »Aber Sie haben nie mehr etwas von Ihrer Schwägerin oder deren Kindern gehört?«, fragte Craddock langsam.
    »Nichts … sie können tot sein … sie können irgendwo am Ende der Welt leben.«
    Sie können in Chipping Cleghorn sein, dachte Cra d dock.
    Als habe sie seine Gedanken gelesen, blickte Belle ihn plötzlich unruhig an und sagte:
    »Sorgen Sie dafür, dass sie Blackie nichts antun! Blackie ist gut … wirklich gut … Sie dürfen nicht zulassen, dass ihr etwas zustößt … «
    Ihre Stimme verebbte plötzlich, Craddock sah auf ei n mal graue Schatten um ihre Augen und ihren Mund.
    »Sie sind müde«, sagte er, »ich werde gehen.«
    Sie nickte.
    »Mac soll kommen«, flüsterte sie. »Ja, müde … «
    Sie machte eine schwache Bewegung mit der Hand.
    »Passen Sie auf Blackie auf … es darf Blackie nichts pa s sieren … Passen Sie auf sie auf … !«
    »Ich werde alles Menschenmögliche tun, Mrs Goedler.«
    Er erhob sich und ging zur Tür …
    Wie ein Hauch tönte ihre Stimme hinter ihm her:
    »Es wird nicht mehr lange dauern … bald bin ich tot … es ist gefährlich für sie … passen Sie gut auf sie auf!«
    Später sagte er zur Schwester: »Leider hatte ich keine Gelegenheit, Mrs Goedler zu fragen, ob sie alte Familie n fotos hat. Das würde mich sehr interessieren … «
    Die Schwester unterbrach ihn: »Ich fürchte, es sind ke i ne da. Ihre ganzen persönlichen Dinge, auch Papiere und so weiter,

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