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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Redensart von Ihnen?«
    Was sollte er ihr antworten. Zunächst einmal putzte er sich die Nase. »Es tut mir wirklich leid für Sie«, sagte er schließlich fester und bestimmter, als er es in Wirklichkeit meinte. Denn was gingen ihn anderer Leute Liebesgeschichten an!
    »Wenn Sie ein Herz hätten...«, seufzte sie.
    »Na hören Sie!« knurrte er. »Wollen Sie etwa bezweifeln, daß ich solch einen Apparat in der Brust trage?«
    »Mit Herz meine ich — nun — Verständnis für meine Lage...«
    »Liebes Fräulein Danner, natürlich kann ich mich in Ihre Lage versetzen. Und Sie haben mir mit Ihrem Geständnis nicht die geringste Enttäuschung bereitet. Ich habe doch nie erwartet, daß Sie sich ausgerechnet für mich aufgespart hätten — und als ich Sie dann sah, wurde mir erst recht klar, wie gering meine Chancen waren, daß Sie noch frei sein könnten. Wenn Sie es also noch einmal hören wollen: ich habe für Ihre Lage volles Verständnis, aber ich frage mich, was Ihnen mein Verständnis nützen soll.«
    »Alles könnte gut enden«, sagte sie nachdenklich, »wenn Sie nur mitmachen würden...«
    »Mitmachen? Gern — aber was mitmachen?«
    Sie erhob sich und klopfte ein paar Tannennadeln aus ihrem Rock. Er blieb auf dem Baumstumpf sitzen und schaute zu ihr auf. Die Frage, die er gestellt hatte, schwebte im Raum. Die Zunge von Fräulein Danner fuhr geschwind über ihre Lippen.
    »Verloben Sie sich mit mir!« sagte sie so rasch, als spräche sie in stenografischen Kürzeln.
    »Was soll ich?« rief er und fuhr empor. Er überragte sie um einen Kopf und starrte in ihre Augen, als schaue er von einem Aussichtsturm auf sie herab.
    »Nun sehen Sie mich bloß nicht an, als ob ich nicht alle Tassen im Schrank hätte«, sagte sie und stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf. »Die Sache ist doch ganz einfach, vorausgesetzt natürlich, daß Sie mitmachen. Wir beide verloben uns in aller Form, und zwar so bald wie möglich. Das gibt mir eine bequeme Ausrede, wegen der Aussteuer häufig nach München zu fahren...«
    »Wo Sie sich mit Ihrem Otto ungestört treffen können...«
    »Auch das — und im übrigen heißt mein Otto Manfred!«
    »Schön, von mir aus auch Manfred. Aber so ganz komme ich da nicht mit. Ich bin nämlich ein wenig schwerfällig von Verstand. Wie soll die Geschichte denn eigentlich weitergehen?«
    »Ganz einfach: wir beide halten die Verlobung ein paar Wochen oder Monate durch. Inzwischen überlassen Sie es Ihrem Onkel Paul, den ich für einen ganz harten und ausgekochten Geschäftsmann halte, mein Mitgift auszuhandeln. Seien Sie nur nicht bescheiden. Verlangen Sie mindestens hundert Mille, der Schwanenbräu kann es verkraften...«
    »Teufel ja«, murmelte er kopfschüttelnd, »ich habe wirklich nicht geahnt, daß Sie solch ein Biest sind...«
    »Ich glaube, das liegt daran, daß Sie mit Frauen nicht allzu viele Erfahrungen gemacht zu haben scheinen, Herr Doktor...«
    »Hm...«, machte er und ließ es offen, ob sie mit ihrer Vermutung recht habe, »aber sprechen Sie ruhig weiter, ich höre gern zu und bin richtig neugierig, was sich da in Ihrem superklugen Köpfchen zusammengebraut hat. Aus Malz und Hopfen allein scheint das Gebräu nicht zu bestehen...«
    »Werden Sie bloß nicht anzüglich«, sagte sie mit einem gurrenden Kichern, das tief aus der Kehle kam, »aber da gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Nach einiger Zeit lassen wir die Verlobung platzen — natürlich durch meine Schuld! — und der Schwanenbräu und seine Mathilde werden heilfroh sein, wenn sie mich nach solch einem Malheur noch unter die Haube bringen können. Und vielleicht wird Herr Danner noch einiges drauflegen müssen, damit die Sichler-Sippe mich gnädig in ihrer Familie aufnimmt.«
    Er blieb eine volle Minute lang stumm wie ein Fisch, und er bewegte die Lippen wie ein Karpfen in einem Bassin, in dem der Sauerstoff zur Neige geht.
    »Nun tun Sie doch nicht, als ob ich Sie verführen wollte, einer alten Frau die Handtasche zu stehlen!« sagte sie mit spürbarer Ungeduld.
    »Sakra Sakra Sakra...«, murmelte er schließlich und mußte sich die Kehle freihusten, »das ist ja ein tolles Strickmuster. Haben Sie das alles mit Ihrem Sichler-Knaben zusammen ausgebrütet?«
    »Was fällt Ihnen denn ein?« rief sie fast empört. »Ich werde einige Mühe haben, ihm die Geschichte beizubringen. Er hat keine Ahnung davon! Das ist mir alles erst in den letzten zehn Minuten eingefallen. Aber was sagen Sie nun dazu?«
    »Komm, Hannelore«, sagte er und

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