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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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»Dollar!«
    Der Emir gab dem Herrn seines Gefolges, der ihm am nächsten saß, einen Wink — »Scheich Abdullah, des Emirs Bruder« — flüsterte Hassan dem Doktor ins Ohr —, und Scheich Abdullah griff in die Tiefen seines Gewandes, holte ein Scheckbuch und einen Füller hervor, kritzelte einige Zahlen und seine Unterschrift auf das Papier und überreichte es dem Doktor, dem ein flüchtiger Blick zu der Feststellung genügte, daß der Scheck tatsächlich über 6500 Dollar ausgestellt und bei der Zentralbank für Internationalen Handel einzulösen war.
    Sechstausendfünfhundert Dollar, großer Manitou, das waren rund 23 000 DM! Er schloß wie betäubt die Augen, und für einen Moment verschlug es ihm Sprache und Atem. Er konnte sich nur noch tief verbeugen. Der Emir winkte ihm huldvoll zu, und Hassan begleitete ihn zur Tür: »Zwischen uns bleibt es bei unserer Abmachung«, flüsterte er, »fünfzehn Prozent...«
    Der Doktor nickte stumm. Ihm fehlten noch immer die Worte. Irgendwie kam er die Treppe hinunter und landete in der Hotelhalle. Dort wartete Herr Steinrück auf ihn.
    »So reden Sie doch schon, Doktor! Haben Sie dem Emir seinen gräßlichen Plan, das Hotel in eine Zahnklinik zu verwandeln, ausreden können?«
    »Alles in bester Ordnung, Herr Steinrück! Die Zahnstation wird per Luftfracht nach Khoranshar beordert.«
    »Wie kann ich Ihnen danken, Doktor? Haben Sie einen Wunsch, den ich Ihnen erfüllen kann?«
    »Geben Sie mir ein Bier, Herr Steinrück. Ich kann vor lauter Trockenheit im Halse nicht mehr schlucken. Schauen Sie sich das an!« und er zog den Scheck aus der Tasche und hielt ihn Herrn Steinrück vor die Augen.
    »Donnerwetter«, murmelte Herr Steinrück, »da sind Sie aber an die Buletten ‘rangegangen!«
    »Halten Sie mich für einen Gauner?« seufzte der Doktor. »Der Emir fragte, nachdem ich ihm meine Rechnung überreicht hatte, ob es sich um Pfunde oder um Dollars handle, und in dem Augenblick, in dem ich antworten wollte, daß die Rechnung selbstverständlich auf DM ausgestellt sei, trat Hassan mir auf die Zehen und sagte schlicht, es gehe um Dollars. Und der Bruder des Emirs stellte den Scheck ohne mit der Wimper zu zucken auf Dollars aus. Dabei hatte ich das Gefühl, daß er der Meinung war, noch preiswert weggekommen zu sein...«
    »Wissen Sie, Doktor, daß das Öl dem Emir jährlich mehr als eine halbe Milliarde Dollars einbringt? Hätten Sie auf englischen Pfunden bestanden...«
    »Korrumpieren Sie mich nicht«, stöhnte der Doktor, »noch ein Wort, und ich fange wahrhaftig an, zu bereuen, daß ich so bescheiden war.«
    »Merken Sie es sich für später. Auf jeden Fall ist dieser Scheck eine Feier wert. Kommen Sie, Doktor, ich lade Sie zum Essen ein. Das ist das Geringste, womit ich mich für das erkenntlich zeigen kann, was Sie für mich und für das Hotel getan haben.«

7

    Es war ein bedeutsamer Augenblick, als Werner Golling daheim die Brieftasche zog und Onkel Paul den Scheck des Emirs überreichte.
    »Was sagst du nun, Paul?« rief Tante Hedi, die seit Erscheinen des Zeitungsartikels, in dem ihr Neffe solch eine bedeutende Rolle spielte, wie auf Wolken schwebte. »Ist das nicht fabelhaft, was Werner in so kurzer Zeit geschafft hat?«
    Onkel Paul sagte nichts. Die Höhe der Summe konnte ihn, der mit größeren Zahlen umzugehen gewohnt war, nicht sonderlich beeindrucken, wenn er auch dreiundzwanzig Mille für drei gezogene Zähne und einen ramponierten Stuhl für recht beachtlich hielt, besonders, nachdem er erfahren hatte, daß die Reparatur der verbogenen Lehnen von der Firma, die die Praxis installiert hatte, für einen runden Hunderter erledigt würde. Er hielt den Scheck prüfend gegen das Licht, ging ans Telefon und fragte bei der Zentralbank an, ob der Emir von Khoranshar dort ein Konto unterhalte und ob ein Scheck über 23 000 DM durch dieses Konto gedeckt werde. Die Antwort, die er erhielt, schien auch ihm Respekt einzuflößen.
    »Ein Millionenkonto...«, murmelte er, nachdem er den Höhrer abgelegt hatte, »wahrhaftig ein Millionenkonto!«
    »Hast du daran etwa gezweifelt?« fragte Tante Hedi empört. »Es steht doch in der Zeitung, daß der Emir zu den reichsten Männern der Welt gehört.«
    »Wenn ich der Zeitung und nicht meiner Nase vertrauen würde, dann hätte ich Brauneis & Söhne vor vier Wochen dreißig Mille kreditiert. Vor genau acht Tagen haben sie Pleite gemacht.« Er reichte Werner den Scheck zurück: »Jetzt kann ich dir mit ruhigem Herzen zu diesem

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