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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Schneidezähne abgebrochen, Jackettkronen, Vorbehandlung.
    Nummer drei: Frau Elma Sanftleben, 46, Hausfrau, privat, Prothesenträgerin, 1 Extraktion, Zahnersatz, voraussichtliche Behandlungsdauer drei Wochen.
    O Glückstag, o Freudentag! Es waren nicht neun, sondern es wurden vierzehn Patienten, und es war die Vorbereitung für eine komplizierte Oberkieferprothese dabei — Kreuzgebiß! —, für die er mit Behandlungs- und Laborkosten rund tausendfünfhundert Mark veranschlagen konnte. Und das Merkwürdige dabei war, daß nicht einer seiner Patienten den Emir von Khoranshar auch nur mit einem Wort erwähnte. Der Doktor war es, der sich für den ramponierten Stuhl entschuldigen mußte, und die Patienten vernahm mit Entzücken die Story von des Emirs gewaltigem Hinterteil...
    Um halb sechs mußte er daheim anläuten, daß man das Abendessen ohne ihn einnehmen möge, da er noch vier Patienten zu behandeln habe, und als er kurz vor sieben den Mantel in den Schrank hängen konnte, rechtschaffen müde und dennoch froh wie seit Wochen und Monaten nicht mehr, hörte er, daß die Tür zum Warteraum noch einmal geöffnet wurde. Wenn dieser Patient nicht gerade an Höllenschmerzen litt, dann sollte er gefälligst morgen wiederkommen! So kurz ist der Weg zum Größenwahn... Der Doktor konnte über sich selbst nur den Kopf schütteln.
    Aber es war kein Patient. Es war Fräulein Hannelore Danner, die in die Praxis hineinspitzte und eintrat, als sie sah, daß Werner Golling allein war: »Ich war am Nachmittag schon zweimal hier, aber das Wartezimmer war gesteckt voll. Kein Wunder, wo du über Nacht berühmt geworden bist. Es ging wie ein Lauffeuer durch Harpfing. Das Telefon stand den ganzen Tag nicht still. Dr. Golling, das ist doch dein Verlobter...«
    Er bearbeitete seine Hände mit der Bürste: »Hast du berühmt gesagt?« fragte er und blinzelte sie durch den Spiegel an.
    »Etwa nicht berühmt? Na höre einmal! Der Zeitungsartikel und die Fotos von dir und vom Emir! Ist das etwa nichts?«
    »Weniger als nichts, denn es ist morgen verjährt und vergessen«, sagte er und trocknete sich die Hände. »Aber was führt dich her? Bist du zufällig in der Stadt?«
    »Mir fällt daheim allmählich der Deckel auf den Kopf«, antwortete sie mit einem kleinen Seufzer. »Ich mußte einmal wieder andere Luft atmen. Und natürlich wollte ich dir auch zu deinem Erfolg gratulieren...«
    »Danke...«
    »Mein Besuch scheint dir ungelegen zu kommen?«
    »Nicht ungelegen, aber ein wenig überraschend. Ich gestehe, daß ich dich nicht erwartet habe.«
    »Du meinst, weil wir beide ja nur...«
    »Genau das meine ich. Und wenn du mir jetzt erzählst, daß ich durch diesen blöden Zeitungsartikel für Harpfing plötzlich interessant geworden bin, dann kann das für uns beide ziemlich peinlich werden. Denn jetzt wirst du es nicht ganz leicht haben, einen plausiblen Grund für unsere Entlobung zu finden.«
    »Muß das denn gleich sein?«
    »Ich meine ja, denn wie lange sollen wir das Theater noch weiterspielen?«
    »Ich finde es ganz lustig. Aber wenn es dich sehr stört, dann müssen wir uns eben einen triftigen Grund für das Platzen der Verlobung einfallen lassen.« Sie ging zum Spiegel hinüber, öffnete ihr Handtäschchen und besprühte ihr Haar aus einer kleinen Spraydose: »Ich komme gerade vom Friseur... Gefällt dir der neue Farbton? Der Friseur meinte, die dunklere Tönung stände mir besser zu Gesicht...«
    »Mir ist kein Unterschied aufgefallen.«
    »Du bist nicht gerade überwältigend liebenswürdig...«
    »Ich bin nicht anders wie sonst«, sagte er ruhig, »aber wenn du fragst, wie mir deine neue Haarfarbe gefällt, dann bist du mit dieser Frage an die falsche Adresse geraten. Wichtig dürfte doch sein, ob sie Herrn Sichler gefällt, nicht wahr?«
    »Ach, der...!« Sie kramte in ihrer Handtasche und holte eine Zigarettenpackung hervor. »Darf man hier rauchen oder ist es verboten?«
    »Gehen wir doch ins Wartezimmer, da können wir sogar sitzen.«
    Sie bot ihm die Packung an, er nahm sich eine Zigarette und gab ihr Feuer. Im Warteraum nahmen sie in den Stahlrohrsesseln an dem Tisch Platz, auf dem die Illustrierten lagen. Der Doktor holte eine leere Blumenvase, die ihnen als Aschenbecher diente. Ihm lag der merkwürdig gedehnte Tonfall noch im Ohr, mit dem sie seine Frage abgetan hatte...
    »Was ist? Woran denkst du?«
    »Ach, der...«, sagte er, und es gelang ihm, ihren Tonfall genau zu treffen, »das klang nicht sehr begeistert...«
    Sie

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