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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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lahm.«
    »Ich kann es leider nicht feuriger verkünden, weil das Mädchen, das ich meine, nichts davon ahnt, wie es um mich steht.«
    »Dann wird es aber Zeit, daß du ihr auf den Zahn fühlst!«
    »Das habe ich schon öfter getan...«
    »Lieber Gott, willst du damit sagen, daß du dich in eine Patientin verknallt hast?!«
    »Drück dich gefälligst ein bißchen gewählter aus! Aber ansonsten stimmt’s, das Mädchen ist meine Patientin. Und wenn du jetzt grinst, hast du die Mastochsenbrust im Gesicht. Es war bei mir so was wie Liebe auf den zweiten Blick...«
    »Weshalb sollte ich grinsen? Ich denke auch nicht im Traum daran. Ich habe nur das Gefühl, daß du nicht weißt, ob der Funke auch bei deiner Dame gezündet hat. Aber da gibt es doch ein ganz einfaches Mittel, es zu erfahren...«
    »Na und?«
    »Ich würde sie an deiner Stelle einfach fragen.«
    »Ich bin richtig froh, solch einem gescheiten Burschen wie dir begegnet zu sein. Von selber wäre ich auf diese geniale Lösung nie gekommen. Prösterchen!« Er hob das Glas und leerte es auf Dr. Seehubers Wohl. Auch Alois Seehuber trank den Rest weg. Als er sich die zweite Halbe bestellen wollte, machte ihm Werner Golling den Vorschlag, die Tapete zu wechseln und irgendwo einen Kaffee zu nehmen. Herr Seehuber war mit dem Vorschlag einverstanden, und so brachen sie auf, nachdem Werner Golling die Rechnung für sein Essen und die beiden Biere beglichen hatte. Den Schatten suchend, denn die Sonne stach aus bleiernem Himmel unerträglich herab, schlenderten sie durch die Ettstraße und über den Promenadeplatz zu den Cafés, von denen es in der Nähe des Künstlerhauses mehr als ein halbes Dutzend gab.
    »Ich bin noch am Verdauen...«, murmelte Herr Seehuber nach einer kleinen Weile.
    »Na, so üppig war der Mastochse doch nicht...«
    »Quatsch, ich meine nicht die Ochsenbrust, sondern deinen Vorschlag bezüglich der Tochter vom Pfaubräu — wie hieß sie doch gleich?«
    »Erstens handelt es sich um den Schwanenbräu, und zweitens heißt die Dame Hannelore Danner.«
    Alois Seehuber zündete sich eine Zigarette an: »Natürlich müßte sie mir gefallen«, sinnierte er, »denn die Mitgift ist kurz — und die Reue lebenslänglich...«
    »Sie ist ein ausgesprochen hübsches Mädchen!«
    »Hm, das klingt gut, aber auch Schönheit hat einen reichlich fragwürdigen Zukunftswert...«
    »Ich entdecke immer neue Seiten an dir. Du bist ja ein richtiger Philosoph! Was willst du also hören? Daß sie nicht nur hübsch, sondern auch gescheit ist und Humor besitzt...«
    »Du redest wie ein gewerbsmäßiger Schmuser... Warum eigentlich?«
    »Glaub es oder glaub es nicht: aus Freundschaft! Aus Freundschaft zu dir und zu Hannelore Danner. Ich meine nämlich, ihr beide würdet ein gutes Gespann abgeben.«
    »Bis jetzt war’s reine Theorie«, murmelte Alois Seehuber und schnippte den Rest seiner Zigarette auf die Straße, »aber jetzt eine praktische Frage: Wie soll man sich der Dame nähern? Wie kommt man nach Harpfing?«
    »Die Reise nach Harpfing kannst du dir ersparen. Fräulein Danner hat sich nämlich für zwei oder drei Tage im Königshof einquartiert, und wenn sie schon einmal in der Stadt ist, möchte sie auch etwas vom Duft der großen Welt erleben. Ich werde dich ihr als Kenner des Nachtlebens empfehlen.«
    »Eine gute Idee — leider ist sie undurchführbar...«
    »Verstehe ich nicht...«
    »Es sei denn, du pumpst mir hundert Emmchen, Genosse. Du kannst sie wieder einmal von der nächsten Miete abziehen.«
    »Das sind Geschäfte!« seufzte Werner Golling. »Ich verkupple dir meine Braut und darf auch noch die Vermittlungsgebühren zahlen. So unverschämt kann nur ein Jurist sein.«
    »Und so edel nur ein Zahnklempner!« meinte Herr Seehuber mit schmalzigem Pathos. »Außerdem hast du es ja.«
    Werner Gollings Stirn umwölkte sich: »Hoffentlich!« sagte er und spie dreimal über die linke Schulter.
    »Was heißt hoffentlich?«
    »Eine blöde Geschichte. Kurz vor Praxisschluß rief mich mein Onkel an und behauptete, der Scheck des Emirs sei ungedeckt, da der Emir sein Konto abgezogen habe.«
    »Das ist doch ein Witz!«
    »Das meinte auch Herr Steinrück, der Direktor des Grand-Hotels. Ich läutete ihn sofort an, und er erklärte sehr bestimmt, es könne sich nur um ein Mißverständnis handeln. Auf jeden Fall werde ich nachher die Zentralbank anrufen.«
    »Das hätte ich an deiner Stelle gleich getan.«
    »Es war zu spät, die Bank hatte schon geschlossen. Sie macht erst um

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