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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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sind es denn?« fragte der Doktor heiser.
    Marion fegte die Scheine zu einem Haufen zusammen und begann, sie nach Währungen zu sortieren. »Es sind 120 Pfund Sterling«, sagte sie schließlich, »und 2400 Schweizer Franken und 1350 Dollars...«
    Irene Faber kritzelte die Zahlen auf die Rückseite des Briefumschlags: »Wie hoch steht das englische Pfund im Kurs?«
    »Um die neun Mark herum...«, murmelte der Doktor.
    »Dann sind es über den Daumen gepeilt achttausend Mark«, stellte Fräulein Faber fest. »Na, Herr Doktor, hat sich der Weg zum Emir gelohnt oder nicht?«
    »Wie haben Sie das nur geschafft, Irene?« fragte der Doktor benommen und starrte auf die Banknoten, die Marion inzwischen gebündelt hatte, als fürchte er, sie könnten sich im nächsten Augenblick in Luft auflösen.
    »Sehr einfach, ich habe an die männliche Eitelkeit des Emirs appelliert. Ich habe ihn gefragt, wie er wohl dastehen würde, wenn Allah ihn in dieser Nacht zu sich rufen würde und wenn er dann zahnlos vor die Houris des Paradieses treten müßte...«
    »Vor wen?« fragte Marion und sah ihre Schwester aus runden Augen an.
    »Sie schreiben sich mit OU und sind die Damen, die dem gläubigen Mohammedaner das Leben im Paradies angenehm machen«, sagte der Doktor, um alle Mißverständnisse aus dem Wege zu räumen.
    »Das nenne ich ein flottes Religiönchen!« meinte Marion kopfschüttelnd. »So ‘ne Art Striptease für die Herren, wie? Jetzt möchte ich nur noch wissen, was unsereinen in deren Paradies erwartet.«
    Die Bedienung enthob den Doktor der Antwort. Er hätte Marion eine Enttäuschung bereiten müssen, denn im Himmel Allahs sind die paradiesischen Freuden nur den Männern vorbehalten.
    Die >Pikante Hühnerleber< duftete tatsächlich pikant, und der halbseidene Knödl, der dazugehörte, lag zart und locker in der Beilagenmulde.
    Der Doktor griff zum Besteck — und legte es wieder hin. »Mir ist ganz flau im Magen«, ächzte er, »ich brauche unbedingt einen Schnaps...«
    »Ich könnte auch einen vertragen«, sagte Fräulein Faber.
    Der Doktor winkte die Bedienung heran.
    »Mir auch einen!« sagte Marion.
    »Drei Steinhäger, Fräulein, und bitte ganz schnell!«
    Die Bedienung vollbrachte einen Rekord, und der Doktor konnte sein Stamperl gegen Fräulein Faber erheben: »Auf Ihr Wohl, Fräulein Irene! Sie sind ein großartiges Mädchen!« Er kippte den Steinhäger elegant in die Kehle, und die Damen taten es ihm nach.
    »Jetzt aber Schluß mit den Festansprachen«, ließ sich Marion vernehmen, »sonst wird die Leber kalt, und das wäre doch ein Jammer!«
    Ihr Appetit war wirklich erstaunlich. Während der Doktor mit dem Rest seiner Portion zu kämpfen hatte, wurde sie mit ihrer spielend fertig und nahm sogar noch ein Brötchen, um auch kein Tröpfchen Soße in der Schüssel zu lassen.
    »Es war ein richtiges Festessen, Doktorchen«, sagte sie und erhob sich. »Zehn nach zehn — da wird es für mich aber höchste Zeit, in die Heia zu gehen. Ihr Erwachsenen könnt ja noch ein Weilchen aufbleiben, denn sicherlich habt ihr euch noch eine Menge zu erzählen. Aber schön brav bleiben, gelt, und vor allem nicht im Hausflur knutschen!«
    »Man müßte dir eine kleben!« zischte ihre Schwester und errötete bis in den Halsausschnitt hinein.
    »Aber Irenchen, ich sage doch nur, was ich jeden Abend von dir zu hören kriege... Tschao, ihr beiden Hübschen!« und damit entschwand sie hinter dem Türvorhang.
    »Ein unmögliches Mädchen«, seufzte Fräulein Faber, »ich muß mich für sie entschuldigen...«
    »Ich finde sie reizend!« grinste der Doktor.
    »Reizend...«, murmelte Fräulein Faber, »Sie haben leicht reden. Wenn Marion weniger reizend wäre, bräuchte ich mir weniger Sorgen um sie zu machen. Sie war früher ganz anders. Noch vor einem Jahr. Aber seit sie diesen Angeber mit seinem Porsche kennengelernt hat, ist sie wie verwandelt.
    »Kennen Sie ihn denn?«
    »Na hören Sie, ich lasse doch meine Schwester nicht mit einem Menschen herumlaufen, den ich nicht kenne!«
    »Und was haben Sie gegen ihn einzuwenden?«
    »Sie kennen doch diesen Playboytyp...!«
    »Und ob ich den Typ kenne! Der lebt in den Tag hinein, liegt dem Vater auf der Tasche, hält Arbeit für Sünde, hat an jedem Finger ein Mädchen oder sogar zwei, fährt die tollsten Schlitten und...«
    »Nein, nein, solch ein Typ ist er eigentlich nicht...«
    »Sondern was für einer?«,
    »Er ist Friseur und besitzt einen Damensalon...«
    »Und verdient sein eigenes

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