Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein nackter Arsch

Ein nackter Arsch

Titel: Ein nackter Arsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bauer
Vom Netzwerk:
Fabio und Simarek begann, künstlich zu hyperventilieren. Fabio verstand sofort und fasste die Fakten zusammen.
    „Schmidtbauer hatte wohl tatsächlich nicht viele Freunde. Im Archiv des Saarbrücker Morgens wimmelt es nur so von Artikeln, in denen sich Menschen über den ASP -Chef echauffieren. Da geht es aber vor allem darum, dass er saarländischen Unternehmern von Forbach aus Konkurrenz machte und mit seinen verbilligten Druckverfahren den Markt an sich zog. Das galt übrigens nicht nur für die Zeitung, sondern auch für kleinere Druckerzeugnisse. Gewerkschaften wetterten gegen die Vernichtung saarländischer Arbeitsplätze. Und auch aus der Politik gab es Spitzen gegen Schmidtbauer.“
    „Das klingt aber alles nach dem ganz normalen Wahnsinn aktueller Tagespolitik. Außerdem hat ASP doch Leute aus Saarbrücken nach Forbach übernommen. Wenn grenzüberschreitendes Handeln nicht selbstverständlich wird, dann wird das mit der EU doch nie was.“
    „Ja schon, aber ASP hat die günstigen Preise natürlich auch nur, weil radikal rationalisiert wird. Maschinen statt Menschen, Commissario.“
    „Auch das ist nichts Außergewöhnliches.“ Der Kommissar wollte unbedingt einen politischen Diskurs mit seinem Assistenten vermeiden. Er war der Meinung, dass sich die zunehmende arbeitsplatzfressende Entwicklung durch digitale Technisierung nicht aufhalten lassen würde. Sein Job war dagegen relativ krisensicher. Der Robocop würde wohl vor Simareks Pensionierung nicht Wirklichkeit werden.
    „Fabio, ich sehe hier nirgendwo einen Ansatz. Natürlich hatte Schmidtbauer Gegner. Da ging es ihm nicht anders als anderen Wirtschaftsbossen und Politikern. Aber so wie der Fall liegt und vor allem die Leiche lag, riecht das doch ganz klar nach einer persönlichen Angelegenheit. Hast du was über die Hundezucht rausbekommen?“
    „Si, si! Ging ein komischer Typ ran. ‚Marius‘ hat er sich gemeldet und schien mir nicht der Hellste zu sein. Wusste schon, dass Schmidtbauer das Zeitliche gesegnet hat. Schien aber nicht so sehr betroffen oder eher gar nicht interessiert. Ich habe gesagt, wir kämen mal vorbei. Wann, habe ich offen gelassen.“
    „Prima, das scheint mir im Moment auch nicht die wichtigste Spur zu sein, der wir folgen müssen. Allein im Umfeld von ASP gibt es Hinweise, die wohl wichtiger sind. Habe ich einen Termin bei dieser Psychologin, wie heißt sie noch mal?“
    „Simone Richter. Und ja. Du sollst gegen sechzehn Uhr da sein. Sie sagt, dann hat sie keine Patienten mehr.“
    „Na, das ist prima. Dann kann ich vorher ja noch die Ergebnisse unserer Spurensicherung abrufen, und nachher erzähle ich dir noch, was ich rausbekommen habe.“
    „Si, si, Herr Kommissar, na dann ist ja…“ Den vorhersehbaren und geklauten Reim hörte Simarek nicht mehr, weil er gerade noch rechtzeitig die Tür zu seinem Büro hinter sich ins Schloss geworfen hatte.
    Er wollte gerade zum Hörer greifen, da klingelte das Telefon auch schon. „Simarek?“
    „Minze. Frische Minze.“
    „Wie bitte?“
    „Und Seifenreste unter einem Fingernagel.“
    Mittlerweile hatte Simarek den Anrufer erkannt. Es war Tom Laux, der Leiter der Spurensicherung, im Gegensatz zu Simarek ein sportlicher Typ Anfang vierzig. Jeder wusste, dass Laux über einen direkten Draht zum Polizeipräsidenten verfügte. Deshalb trauten ihm einige der Kollegen nicht über den Weg.
    Bei Simarek war das anders. Zwar wusste er um die Karriereambitionen von Laux, der oberste Spurensicherer stellte wohl deshalb die Erfolge seiner Abteilung immer wieder gerne als seine persönlichen heraus, dennoch sah Simarek in ihm einen freundlichen und in der Regel fairen Zeitgenossen. Vor allem schätzte der Kommissar, dass Laux es immer sportlich nahm, wenn Simarek mal wieder vor ihm am Tatort war.
    „Also Tom, noch mal zum Mitschreiben. Minze und Seife? Was soll der Quatsch?“
    „Wir haben die Handflächen der Leiche sofort am Tatort mit der Klebeband-Methode untersucht. Dabei haben wir dann an der linken Hand ein Minzeblatt gefunden. Das hast du offenbar übersehen.“
    „Ich?“
    „Na, ich dachte, als du der Leiche den – ich vermute mal – Ehering abgezogen hast. Ich glaube nämlich nicht, dass unser ASP -Chef den vorher am Saarufer verloren hat.“
    „Ähm.“ Simarek wusste, dass er jetzt besser nichts zu seiner Verteidigung sagen sollte. Bislang schien Tom Laux den Eingriff des Kommissars in den Arbeitsbereich der Spurensicherung nicht zum Anlass zu nehmen, einen Streit vom

Weitere Kostenlose Bücher