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Ein nackter Arsch

Ein nackter Arsch

Titel: Ein nackter Arsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bauer
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einen Anflug von Melancholie in sich. Er wechselte das Thema.
    „Was können Sie mir über das Verhältnis von Gesine Mollet und Alfons Schmidtbauer sagen?“
    Simone Richter erhob sich aus ihrem bordeauxroten Ohrensessel, in dem sie während des Gesprächs Platz genommen hatte, und ging in Gedanken verloren zu einem Regal, das an der Wand am Fenster stand. Ein Sonnenstrahl fiel auf ihre Haare, und der Kommissar spürte ein merkwürdiges, aber nicht unbekanntes Gefühl in seinem Bauch. Diese Frau hatte nicht nur Ausstrahlung, sie rührte sein Herz, wie sie da stand und jetzt die Puppe aus dem Regal nahm, die dort neben einigen Büchern und einem Teeservice Platz gefunden hatte. Sie schaute die Puppe lange an, es war eine, die in ihrem Alter sein mochte.
    „Wissen Sie, diese Puppe hat mir mein Vater geschenkt, da war ich drei. Auch so ein Spleen von mir, sie mit in meine Praxis zu nehmen. Ich hänge an ihr. Umso mehr, da mein Vater bald sterben wird.“ Sie schluckte. „Ich lerne gerade, wie schwer es ist, Abschied zu nehmen, und wie viel noch zu sagen und zu klären ist. Und irgendwann werden dann nur noch Erinnerungen bleiben, wie diese Puppe. Auch Gesine Mollet hat diese Puppe gemocht. Sie hat sogar mal ein Foto von ihr gemacht. Es war merkwürdig. Manchmal, wenn es bei ihr sehr tief ging, dann hat sie die Puppe auch in die Hand genommen. Es war gerade so, als erzähle sie mir ihr Leid über die Puppe. Jedenfalls hat sie das oft bei der Geschichte mit Schmidtbauer so gemacht, als bräuchte sie eine Übersetzerin.“
    „Dabei war sie selbst eine.“
    „Ja, merkwürdig, nicht? Ein Beruf, der auch dazu dient, sich anderen verständlich zu machen. Man sagt ja auch gerne, viele Psychologen hätten ihr Fach nur studiert, um sich selbst kennenzulernen. Eine reichlich romantische Vorstellung von einem Fachgebiet, das in den ersten Semestern vorwiegend aus Statistik besteht.“ Sie lächelte. „Jedenfalls – bei Schmidtbauer und Gesine Mollet können Sie davon ausgehen, dass beide nicht dieselbe Sprache gesprochen haben. Das passiert bekanntlich oft in Beziehungen.“
    Simarek wusste, wovon Simone Richter sprach.
    „Hier sieht es aber so aus, als ob einer auch noch ein Falschspieler war.“
    „Heißt?“, hakte der Kommissar nach.
    „Er hat sich zunächst anders präsentiert und zeigte erst später sein wahres Gesicht. Auch das kommt ja oft vor, war aber in diesem speziellen Fall für Gesine Mollet fatal. Sie hatte sich auf Schmidtbauer eingelassen und ist umso tiefer gefallen.“
    Simarek kratzte sich nachdenklich am Handrücken, eine Angewohnheit, wenn er intensiv zuhörte und versuchte Schlüsse zu ziehen.
    „Frau Richter, nach dem, was wir bisher herausgefunden haben, war Alfons Schmidtbauer im Umgang mit einigen Mitmenschen nicht zimperlich. Es liegt nahe, darin ein mögliches Mordmotiv zu sehen. Ich habe ja schon gesagt, der Fall Gesine Mollet ist eigentlich keiner. Aber es würde mir vielleicht helfen, wenn Sie noch ein bisschen genauer sein könnten. Ich habe natürlich Verständnis für Schweigepflicht, Beichtgeheimnis und alle diese Dinge. Aber egal, was für ein Mensch der Schmidtbauer war, ich muss einen Mord aufklären.“
    „Ich will so offen sein, wie ich kann. Obwohl es eine interessante Frage ist, ob es in Gesines Sinn wäre, dass Sie den Mörder fassen.“
    Simarek runzelte die Stirn, hatte aber Verständnis für diesen Gedanken. Nicht jedes Mordopfer war ein Unschuldslamm. Dennoch, er würde den Mörder finden, früher oder später. Er hoffte früher, vielleicht auch mit Simone Richters Hilfe.
    Die fuhr fort: „Als Gesine die Stelle bei ASP Internationale bekam, war sie gerade fünfundzwanzig. Schmidtbauer selbst hat sie eingestellt. Er wollte eine persönliche Assistentin, die mehrere Sprachen beherrschte und die ihn auch auf Reisen begleitete. Gesine war mit ihren drei Sprachen und ihrer Mobilität eine Idealbesetzung für den Job. Schmidtbauer war Ende fünfzig und spielte für Gesine zunächst mal die Rolle eines fürsorglichen und väterlichen Förderers. Nach und nach hat er sich ihr auch privat etwas geöffnet, hat ihr erzählt, dass seine geliebte Frau vor kurzem gestorben sei und dass ihm die Einsamkeit manchmal unerträglich vorkomme. Ein Leid, das Gesine lindern konnte. Und so hat sie sich auf ein Verhältnis mit Schmidtbauer eingelassen, wohl in der Annahme, ihr Opfer könnte ihn retten.“
    „Was hat sie denn von ihm erwartet? Liebe? Oder doch eher Geld? Tut mir leid, ich muss

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