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Ein nackter Arsch

Ein nackter Arsch

Titel: Ein nackter Arsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bauer
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Bier auf den Tresen und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, für das einige ihrer Gäste bereit gewesen wären, ein deutlich erhöhtes Trinkgeld zu bezahlen.
    „Ich bin durch für heute“, antwortete Simarek. Er wusste, dass Biggi keine weiteren Erklärungen erwartete. Deshalb war er so gerne in der Gelben Kastanie , weil er sich hier fast wie zu Hause fühlte. Zuweilen nannte er die Kneipe sein zweites Wohnzimmer, in dem die anderen Stammgäste und auch die Wirtin es respektierten, wenn er dichtmachte und einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte.
    „Was Neues in Sachen Ansgar und die Biedermänner?“, fragte der Kommissar. Biggi seufzte.
    „Heute kam Post von deren Anwalt. Anstatt einfach mal anzurufen und die Dinge normal zu regeln, schießen die gleich mit Kanonen auf Spatzen. Der Anwalt behauptet, Ansgar sei gemeingefährlich und gehöre eigentlich in eine Erziehungsanstalt. Er bietet aber an, die Sache auf sich beruhen zu lassen, wenn ich den Auspuff und die Anwaltskosten bezahle. Macht zusammen schlappe achthundert Euro.“
    Simarek rundete in Gedanken schon mal das vorgesehene Trinkgeld stattlich auf. Er wusste, dass es Biggi nicht so dicke hatte. Dennoch gab er ihr den Rat, es nicht auf einen juristischen Streit ankommen zu lassen. „Streithanseln wie die Biedermanns dieser Welt können einem das Leben zur Hölle machen“, dachte er.
    Biggi seufzte abermals und meinte: „Klar werde ich die achthundert Euro zahlen. Und Ansgar darf sie mit seinem Taschengeld bei mir abstottern. Dann ist er ungefähr in sechs Jahren wieder schuldenfrei, sagen wir in sieben, mit Zinsen.“ Sie grinste. Natürlich ärgerte sie sich über die Kosten für Anwalt und Auspuff. Aber Simarek hatte den Verdacht, Biggi sei insgeheim sogar stolz auf Ansgar und dessen Attacke auf das organisierte Spießbürgertum. Nach drei weiteren Bier und zwei Grappa mit Willi, der noch kurz hineingeschaut hatte, verließ er die Gelbe Kastanie . Er ging in dem Bewusstsein, wieder in seiner Welt angekommen zu sein und für diesen Abend die Welt und das Leid der Gesine Mollet hinter sich lassen zu können. Die Luft war klar und kühl. Er ging, obwohl er sich noch fahrtüchtig fühlte, zu Fuß in Richtung seines Viertels, und er wusste, dass er noch nicht nach Hause wollte.
    Hassdenteufel öffnete die Tür und Simarek sah sofort, der Pastor war übellaunig. Das war äußerst selten der Fall, zumindest, wenn sie sich trafen. Aber wenn es denn so war, dann konnte Simarek es an den Gesichtszügen seines geistreichen und geistlichen Freundes ablesen. Seine Stirnrunzeln waren in diesem Falle noch ausgeprägter als sonst, und um die Lippen des Pastors zuckte es.
    „Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Simarek und war bereit, sich auf einen Rollentausch einzulassen.
    „Der Generalvikar geht mir auf den Zeiger“, sagte Hassdenteufel. „Es gab Beschwerden. Einige besonders Fromme aus der Gemeinde haben in Trier angerufen wegen der Damen auf der Kirchentreppe. Jetzt hat das Büro des Generalvikars mir ausrichten lassen, ich möge mich um die Entfernung des unpassenden Publikums kümmern, da sonst der Friede der Gemeinde gestört sei. Fast hätte ich Lust, die beiden Damen zu bitten, dass sie bleiben, um diesen Moralaposteln eins auszuwischen. Ein bisschen Nachhilfe in Sachen Wirklichkeit vor Gottes Haustüre täte einigen wohl gut.“
    „Vorgestern wolltest du noch, dass ich die Sitte hole.“
    Der Kommissar sah den Pastor belustigt an.
    „Ja. Und ich finde immer noch, dass der Kirchplatz ein denkbar ungeeigneter Ort ist, um für das horizontale Gewerbe Kundschaft zu akquirieren. Aber diese verlogene Doppelmoral einiger meiner Schäfchen finde ich viel ekelhafter. Wozu predige ich denn fast täglich von der verwundeten Schöpfung und von der Vergebung, die schlimmen Schaden heilt? Damit die Saubermänner der Gemeinde, die natürlich allesamt noch nie ihre Ehefrauen betrogen haben, beim Bischof anrufen, weil Huren vor der Kirche ihre heile Welt bedrohen und sie ihrem Pastor nicht zutrauen, das Problem auf seine Weise zu lösen.“
    „Du bist mächtig sauer, was?“
    „Und wie. Ich werde darüber predigen. Ich werde scharf sein. Ich werde angriffslustig sein…“
    „Und der Gemeinde hinterher vergeben?“
    Hassdenteufel stutzte, soviel theologischer Scharfsinn des Kommissars überraschte ihn offenbar doch.
    „… und ihnen vergeben, meinetwegen, sicher, aber erst hinterher.“
    „Na gut“, sagte Simarek, „dann werde ich

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