Ein nackter Arsch
Anna empfehlen, deine Messe zu besuchen.“
„Anna?“
„Sie ist Lettin, sehr hübsch und intelligent, und eine der beiden Damen vor deiner Haustür. Ich habe mich gestern Abend gut mit ihr unterhalten. Und zwar über Gott und die Welt und die Liebe. Interessante Frau, du solltest sie kennenlernen, sagen wir zu Studienzwecken, um Vorurteile zu überwinden.“
„Hast du ihr gesagt, dass sie sich bitte einen anderen Platz suchen soll?“
„Ich habe gesagt, dass du mein Freund bist und dich ihre Anwesenheit auf dem Vorhof zum Paradies nicht glücklich macht. Ich habe aber nicht nachdrücklich gesagt, sie möge ihren Hintern woanders hinschwingen. Ich weiß auch nicht, warum, aber es schien mir irgendwie nicht der Abend für Drohungen und amtliche Maßnahmen.“
„Okay, dann halten wir die Situation noch ein bisschen aus. Sagen wir zu Studienzwecken und zur pädagogischen und geistlichen Erbauung der Gemeinde.“ Hassdenteufel zog eine Grimasse und wirkte jetzt entschlossen. Das Generalvikariat hatte aufgrund seines Anrufs Anna und Monique eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung im Kirchenumfeld verschafft. Weder der Kommissar noch der Pastor würden in den nächsten Tagen etwas unternehmen, um die Situation rund um St. Johannes zu verändern.
„Komm, wir rauchen noch eine“, schlug Hassdenteufel vor, „und dazu gibt es noch einen Schluck vom Cantina del Mandrolisai.“
Als Robert Simarek das Treppenhaus zu seiner Wohnung hochstieg, spürte er, dass er leicht schwankte. Aus dem Schluck Rotwein waren mehrere Gläser geworden. Dazu waren einige Zigarillos gekommen, deren Seele er und Hassdenteufel eingeatmet hatten. Jetzt kratzte es in seinem Hals. Die Seele wollte offenbar zurück an die Luft. Simarek trank noch einen Liter Wasser und nahm dazu zwei Aspirin. Das würde den möglichen Kater schon im Voraus töten. Und auch Hunde verfolgten ihn in dieser Nacht nicht. Er schlief traumlos.
Dienstag, 15. Oktober 2002
Die Kaffeemaschine brodelte und zischte, doch die schwarze Brühe tropfte nur langsam in die Glaskanne. Entkalken wäre eine gute Maßnahme gewesen, aber da sich im Kommissariat drei in dieser Angelegenheit einer auf den anderen verließ und deshalb bislang nichts passiert war, mussten Simarek und Trulli die Croissants, die der Kommissar mitgebracht hatte, trocken runterwürgen. Gab es den Kaffee zum Nachspülen eben später.
„Morgen entkalke ich das verdammte Ding“, verkündete der Kommissar und wusste sogleich, dass auch am nächsten Tag der Kaffee wieder nur langsam in die Kanne tropfen würde.
„Wie gehen wir vor?“, fragte Fabio Trulli und der Kommissar erklärte, dass unbedingt zwei Besuche am Vormittag zu erledigen seien. Er selbst wolle zu Wolfgang Bergmann fahren, weil es da jetzt doch einige offene Fragen gebe, und Trulli solle einen schönen Ausflug in den Bliesgau machen und sich in der Hundezucht von Schmidtbauer umschauen.
„Dann kannst du ja diesem Marius ein wenig auf den Zahn fühlen.“
„Oje! Der war schon am Telefon so maulfaul. Kriegte die Zähne nicht auseinander. Stumm wie ein Stockfisch.“
„Was man von dir ja nicht sagen kann. Du bist die Idealbesetzung für diese Aufgabe. Kannst die Fragen ja auch doppelt und dreifach stellen.“
„Commissario. Du bist gemein und ich ein armes…“
„Spar dir das für die Hundezucht. Vielleicht steht Marius ja auf Fragen in Reimform.“
Leicht genervt verließ der Kommissar das Büro; wie er erst im Auto bemerkte, ohne von dem Kaffee getrunken zu haben. Sollte Fabio das Zeug doch allein in sich hineinkippen.
Wolfgang Bergmann wohnte in einer der besseren Wohngegenden. Der Wohlstand war dem schmucken Einfamilienhaus auf dem Rotenbühl durchaus anzusehen, ebenso wie den beiden Fahrzeugen, die in dem Carport standen, ein Landrover und eine A-Klasse, vermutlich der Einkaufsflitzer für die Gattin.
Auf das Klingeln öffnete eine blonde Frau in Tennisröckchen und mit Stirnband. Sie wirkte sportlich und sorgsam auf ihre Erscheinung bedacht, eine Frau Mitte vierzig, die beschlossen hatte, das Älterwerden zu akzeptieren, es diesem aber nicht zu leicht zu machen. Sie begegnete Simarek sympathisch und offen, als dieser sich auswies.
„Sie kommen bestimmt wegen Schmidtbauer“, stellte Katharina Bergmann mehr fest, als dass sie fragte, nachdem sie Simarek ins Haus gebeten hatte. „Mein Mann hat schon gesagt, dass er damit rechnet, noch einmal befragt zu werden.“
„Hat er auch gesagt, warum?“
„Er sagt, es sei ja
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