Ein nackter Arsch
Saarbrücken, umgeben von Wald und Feldern. Solche Gegensätze auf engstem Raum gab es häufig im Saarland. Das machte das kleine Land zu etwas Besonderem. Um zur Saunalandschaft zu gelangen, verließen sie die Flughafenstraße kurz vor Ortsende und bogen in die Ringstraße ein, denn der kleine Betrieb lag in der Nähe des Fußballplatzes. Der Streifenwagen mit zwei weiteren Beamten folgte ihnen so unauffällig das für einen Streifenwagen möglich war.
„Fabio, ich kann das kaum begründen. Ich weiß selbst, dass Mörder in der Regel nicht aussehen wie Mörder. Aber Bergmann handelt nicht so. Von der Geschichte mit der Sauna war er überrascht. Und er ist ein ziemlich schlechter Schauspieler, das habe ich bei meinem Besuch bei ASP festgestellt. Da war er alles andere als souverän.“
„Oder er ist ein sehr guter Schauspieler und hat auch das gespielt“, meinte Fabio. Der Kommissar staunte über den Scharfsinn seines Assistenten. Manchmal war Fabio für echte Überraschungen gut. Sie parkten etwa fünfzig Meter entfernt, um kein Aufsehen zu erregen, und standen bald vor dem Eingang der Saunalandschaft. Ein Schild wies darauf hin, dass zwischen zehn und zweiundzwanzig Uhr geöffnet sei. Es war bereits Mittag und die Tür demzufolge offen. Also traten der Kommissar und seine drei Begleiter ein. Am Empfangstresen saß ein kaum achtzehnjähriger Bursche in Bademeistermontur mit offensichtlichen Hautproblemen. Er sprang beim Anblick der beiden uniformierten Polizisten in Simareks Begleitung sogleich auf und kündigte an, den Chef zu holen, der, wie sich herausstellte, zugleich der Vater des Pickelgesichtes war.
„Ich nehme nicht an, dass Sie in die Sauna wollen?“
„Nein, aber wir müssen Ihre Sauna inspizieren…“, formulierte es Trulli ganz gewählt, „…und außerdem müssen wir mit Ralf Bergmann sprechen.“
„Ralf hat sich freigenommen. Der ist mit seiner neuen Flamme ins Elsass gefahren. Hat er denn was angestellt?“
„Um das herauszubekommen, sind wir hier. Wie viele Mitarbeiter haben Sie denn?“
„Wir sind ein kleiner Betrieb. Mein Sohn und ich machen in der Regel den Laden auf. Am frühen Abend kommt dann noch Samira, eine ausgebildete Masseurin, für drei Stunden. Und ansonsten haben wir noch den Ralf. Der kommt immer gegen drei und bleibt bis zum Ende und macht die Kasse. Er geht dann so gegen dreiundzwanzig Uhr. Ja, und dann gibt es noch eine Reinigungsfirma, die kommt manchmal frühmorgens, manchmal aber auch schon nachts zum Betriebsschluss. Aber was heißt Firma, die schicken meistens einen Rentner, der sein Taschengeld aufbessert. Das reicht, um unsere wenigen Räume sauber zu halten. Und tagsüber gucken wir hin und wieder ja auch nach dem Rechten und bessern nach, wenn das nötig ist.“
„Und jetzt ist Ralf Bergmann im Urlaub. War das lange geplant?“
„Nein, er wollte spontan verreisen und hat sich drei Tage freigenommen. Montag kam er auf die Idee, gestern ist er gefahren. Das ist bei uns eigentlich auch kein Problem. Zur Not springt meine Tochter noch mit ein.“
„Das heißt, ab übermorgen arbeitet er wieder?“
„Klar, Freitag, Samstag und Sonntag läuft unser Hauptgeschäft. Das weiß auch der Ralf.“
Simarek und Trulli verständigten sich stumm mit Blicken, und der Assistent bedeutete den Streifenpolizisten, dass sie nicht mehr benötigt würden. Wenn Ralf Bergmann bereits seit Dienstag nicht mehr im Lande war, dann bestand jetzt auch bei der Einleitung weiterer Schritte keine besondere Eile. Denn wenn Bergmann tatsächlich abtauchen wollte, dann konnte er bereits in Spanien oder sonst wo sein.
„Wir müssten dann mal Ihre Saunalandschaft anschauen, inklusive der technischen Einrichtungen.“
„Wir haben eine finnische Sauna und ein türkisches Dampfbad. Ansonsten Ruheraum, Massageraum, Tauchbecken, Whirlpool und ein kleines Schwimbad.“
„Gut…“, sagte der Kommissar, „besonders die finnische Sauna interessiert uns, da müssen wir mal reinschauen.“ Simarek zog sein Sweatshirt über den Kopf.
„Die hat jetzt schon neunzig Grad. Brauchen Sie Handtücher?“
„Was ist, Fabio? Ich denke, wir machen einen Saunagang und Sie kommen bitte mit, Herr…“
In diesem Moment merkte Simarek, dass er den Saunabetreiber gar nicht nach seinem Namen gefragt hatte. Die Anwesenheit der Streifenpolizisten hatte das übliche Vorstellungsritual wohl überflüssig gemacht.
„Müller, nicht sehr originell, ich weiß.“
„Und wir sind von der Abteilung Mord und
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