Ein nackter Arsch
von ihm auf meiner Jacke, die ich dann in den Laderaum geworfen habe, oder…“
„Möglich ist vieles. Und wir können leider nicht feststellen, wie lange die Haare dort schon liegen. Das heißt: Die Haare beweisen nichts. Aber sie sind ein Indiz. Und muss ich dazu noch erwähnen, dass es wirklich blöd aussieht, dass Sie just am Wochenende eine gründliche Innenreinigung Ihres Landrovers vorgenommen haben?“
„Das sieht wirklich reichlich blöd aus.“ Bergmann wirkte immer nervöser. „Aber ich war’s trotzdem nicht.“
„Und wissen Sie was, ich halte es zumindest für möglich, dass Sie es nicht waren“, antwortete der Kommissar. „Gehen Sie eigentlich in die Sauna?“
Jetzt war Bergmann verdutzt: „Äh, manchmal, warum?“
„Und wo?“
„Unterschiedlich. Mal in Tholey im Schaumbergbad, mal in Saarbrücken…“
„Schmidtbauer ist Ihnen wohl nie in der Sauna begegnet?“
„Nein, der bevorzugte eine kleine private Saunalandschaft in Fechingen. Soweit ich weiß, hatte er da spezielle Konditionen und nutzte diese auch.“ Jetzt schaute der Kommissar verdutzt.
„Woher wissen Sie das?“
„Ich habe ihm den Kontakt vermittelt.“
„Und warum haben Sie das nicht schon vorher gesagt?“ Dem Kommissar fiel sofort auf, dass diese Frage nicht zu seinen schlaueren gehörte. Denn woher sollte Bergmann wissen, dass die Sauna der Tatort war, es sei denn, er selbst wäre der Täter? Gerade dann hätte er aber wohl besonderen Grund gehabt, die Sauna nicht zu erwähnen.
„Ist das irgendwie von Bedeutung?“
Bergmann und Simarek befanden sich jetzt unausgesprochen in einem Wettkampf, wer von ihnen beiden verblüffter dreinschauen konnte. Im Augenblick stand es zwei zu eins für Bergmann, doch Simarek sollte noch aufholen. Doch zunächst erklärte er: „Wir gehen davon aus, dass Schmidtbauer in der Sauna gestorben ist und dass der Mörder die Gewohnheiten Schmidtbauers kannte.“
„Scheiße!“, entfuhr es Bergmann, dem sofort klar war, dass auch das auf ihn selbst zutraf, aber nicht nur auf ihn allein.
„Ich habe Schmidtbauer die private Saunalandschaft in Fechingen empfohlen, weil er eine Sauna gesucht hat, in der er allein sein konnte. Also quasi nach Betriebsschluss. Mein Bruder Ralf ist dort Saunameister und hat mit Schmidtbauer einen Deal gehabt.“ Jetzt stand es zwei zu zwei, und Bergmann fuhr fort: „Er hat ihn nach Absprache reingelassen und Schmidtbauer hat am Ende des Abends die Sauna ausgestellt und die schwere Metalltür am Hinterausgang benutzt. Ich habe eigentlich immer ein doofes Gefühl bei diesem Arrangement gehabt. Aber mein Bruder hat es nicht so dicke, und Schmidtbauer hat, glaube ich, ziemlich gut für diesen Extraservice gezahlt. Das konnte Ralf gut gebrauchen.“
„Und hat Ihr Bruder zufällig auch einen Schlüssel zu Ihrem Landrover?“
„Hat er. Aber Herr Simarek, was für ein Motiv sollte er haben? Das ist doch alles Schwachsinn.“
„Jedenfalls scheint die Familie Bergmann tiefer in diesen seltsamen Fall verwickelt zu sein, als ich dachte. Wir werden Sie dabehalten müssen wegen dringenden Tatverdachts. Noch dazu besteht Verdunklungsgefahr, denn Sie werden jetzt bestimmt Ihren Bruder anrufen wollen. Ich persönlich bin immer noch geneigt, Ihnen zu glauben, was Ihre Nacht auf dem Teppich angeht. Aber…“
„…das nützt mir im Moment nichts, meinen Sie. Das sieht ja auch wirklich richtig blöd für mich aus.“
„Und wo Sie Ihren Geburtstag verbringen werden, wage ich im Moment auch nicht vorauszusagen.“
Damit war das Gespräch beendet und Ralf Bergmann zur Fahndung ausgeschrieben. Vielleicht würden sie ihn ja gleich im Dienst antreffen und mitnehmen können.
„Commissario?“
„Si, Fabio?“
„Warum glaubst du dem Bergmann eigentlich? Ich meine, wir haben zwar nur Indizien, davon aber eine ganze Menge: die Haare im Auto, ein klares Motiv und kein Alibi.“
Fabio Trulli und Robert Simarek saßen im Peugeot des Kommissars. Es waren nur wenige Kilometer zu der kleinen Saunalandschaft in Fechingen. Sie hatten beschlossen, ohne Ankündigung vorzufahren, um Ralf Bergmann, sollte dieser Fluchtabsichten haben, zu überraschen. Als sie durch Brebach fuhren, registrierte Simarek einmal mehr den industriellen Charakter des Stadtteils, der rund um die Halberger Hütte entstanden war. Eine Mischung aus Stadt und Industriesiedlung. Und gleich danach kam Fechingen, das früher ein Dorf war und diesen Charakter beibehalten hatte. Es lag in der grünen Zone von
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