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Ein nackter Arsch

Ein nackter Arsch

Titel: Ein nackter Arsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bauer
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schon. Dass aber der Kommissar Ralf Bergmann möglicherweise für einen Mörder hielt, ging ihm nicht in den Kopf. Der Ralf, da war er ganz sicher, würde so etwas nie tun.
    Draußen stiegen der Kommissar und sein Assistent wieder in den alten Peugeot. „Wie finden wir jetzt Ralf Bergmann?“, dachte Simarek, doch Fabio Trulli hatte zunächst anderes im Sinn und steuerte zielsicher eine Tankstelle an: „Nach so viel Schweiß brauch ich ein Eis.“
    „Ich nehm’ auch eins“, dachte Simarek.

    Nun gab es zwei Verdächtige, und Simarek saß wieder in seinem Büro und starrte die Wand an. Denn Wolfgang Bergmann hatte zwar ein Motiv, wenn man den betrieblichen Ärger und Streit als solches in Betracht ziehen wollte, aber bei Ralf Bergmann blieb der Kommissar ratlos. Und Wolfgang Bergmann, den er soeben noch einmal befragt hatte, wusste nicht, wohin sein Bruder verschwunden sein konnte. Von einem Urlaub hatte er nichts gesagt, behauptete Bergmann, bestätigte aber auch, dass sein Bruder für spontane Entschlüsse bekannt war. Bergmann hatte ein paar Namen von Bekannten und Freunden seines Bruders genannt, und Fabio hatte angeboten, ein wenig zu telefonieren. Der Kommissar selbst hatte am späten Nachmittag noch einen Besuch in der Praxis von Simone Richter geplant und stellte fest, dass er sich regelrecht auf diesen Termin freute. Der Mordfall war kaum der Grund dafür, die Psychotherapeutin dagegen schon. Gleichzeitig hatte er, weil er so fühlte, ein schlechtes Gewissen gegenüber Evi. War er dabei, sich in eine andere Frau zu verlieben? Oder war es nur ein freundschaftliches Gefühl, ein erwachendes Interesse für einen faszinierenden Menschen, das ihn ergriffen hatte? Er konnte das nicht richtig einschätzen, denn das Einordnen und Bewerten eigener Gefühle gehörte nicht zu seinen Stärken. Er fühlte eben einfach, was gab es da zu reden? Gleichzeitig wusste er aber auch, dass Gefühle, die er nicht einzuordnen vermochte, auch schon Anlass für Verwirrung gewesen waren, und nicht nur bei ihm. Er wischte den Gedanken aus seinem Kopf wie von einer Tafel und versuchte sich wieder auf den Fall zu konzentrieren. Was übersah er? Oder übersah er gar nichts? War doch alles eindeutig? Waren die Brüder Bergmann tatsächlich in die Sache verwickelt und er musste nur noch das Motiv genauer ergründen? Sollte er sich auf die Brüder konzentrieren und die anderen Spuren, denen er noch nachgehen wollte, erst einmal hintanstellen? Fabio hatte noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass die Faktenlage die Bergmann-Brüder stark belaste. Und Fabio gab mehr auf Fakten als auf Instinkt. Umso bemerkenswerter fand es Simarek, dass Fabio in diesem Fall auch auf die Ungereimtheiten und offenen Fragen hingewiesen hatte und deshalb der Meinung war, sie sollten allen Spuren weiter folgen. Damit schätzten Kommissar und Assistent den Fall ähnlich ein, für Simarek ein klares Votum, den Kreis der Verdächtigen noch nicht zu eng zu ziehen, sondern weiterhin in alle Richtungen zu denken. Da waren vielleicht noch alte Rechnungen offen bei ASP oder im Hundeverein, vielleicht auch bei Kunden oder Politikern, wer wusste das schon? „Schmidtbauer war offenbar ein Kotzbrocken gewesen“, dachte der Kommissar. Vermutlich wurde die Liste seiner Feinde immer länger, je tiefer er in die Vergangenheit des Unternehmers eintauchte. Aber er hatte sich auf diese Tour in die Vergangenheit eingelassen und hoffte, weitere Puzzleteile auch bei Simone Richter zu finden. Da aber bis achtzehn Uhr noch reichlich Zeit war, beschloss Simarek, auf ein Bier in der Gelben Kastanie vorbeizuschauen. Dafür war es zwar reichlich früh, andererseits hatte der Kommissar aufgehört, seine Überstunden zu zählen und gönnte sich ab und an den Luxus, mal den Nachmittag selbstbestimmt zu verbringen.
    Ansgar saß an einem der spärlich beleuchteten Tische und machte seine Hausaufgaben, während Biggi hinter dem Tresen Gläser polierte. Willi zutschelte an einem Bier und haderte mit seinem Schicksal. Er hatte gerade einen Streit mit seiner Frau hinter sich, weil er aus ihrer Sicht zu viel Geld in der Kneipe ließ. Simarek konnte das sogar verstehen. Er nahm an, dass die Rente der Mühlbauers, so hießen der pensionierte Briefträger und seine Frau, kaum für große Sprünge reichte. Vermutlich wollte sie wenigstens hin und wieder einen Kurztripp auf die kanarischen Inseln als Perspektive haben, während Willi offenbar die Aussicht auf ein bisschen Sonne vor der Gelben

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