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Ein nackter Arsch

Ein nackter Arsch

Titel: Ein nackter Arsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bauer
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fahren den zu seinem Haus. Ich war total verwirrt und dann bin ich abgehauen.“ Wieder griff sich Ralf Bergmann in die Haare und zerzauste sie.
    „Und jetzt sind Sie hier.“ Simarek kratzte sich einmal mehr auf seinem Handrücken.
    „Und das sollen wir glauben?“ Fabio Trulli schaute seinen Chef verunsichert an.
    „Das sollen wir glauben“, sagte der Kommissar. „Und weißt du was… ich glaube ihm sogar. Jacques Desgranges hat diese Geschichte von langer Hand vorbereitet.“
    Ralf Bergmann schaute erstaunt. Dass Simarek einen Nachnamen für Jacques parat hatte, hätte er nicht erwartet.
    „Und er hat seinen Plan vergangenen Freitag in die Tat umgesetzt. Ob er wirklich geplant hatte, die Leiche an die Saar zu fahren, weiß ich nicht. Vielleicht war das auch der Charme der Möglichkeit, der ihn da verleitet hat. Wir haben nur ein Problem.“
    „Wir wissen nicht, wo Jacques Desgranges ist“, schlussfolgerte Fabio und sein Chef nickte.
    „Hmmm, ich fasse zusammen.“ Simarek bemühte sich um einen angemessen ernsten Tonfall. „Sie haben illegal eine Leiche entsorgt. Das ist strafbar. Wie der Straftatbestand lautet, sucht Ihnen mein Assistent gerne heraus. Ich könnte Sie auch wegen Tatverdachts hierbehalten. Aber Ihre Story ist so aberwitzig, dass ich geneigt bin, Ihnen zu glauben. Ich bin mir sogar sicher, dass es so gewesen ist, wie Sie beschrieben haben. Sie können also gehen.“
    „Gehen? Nach Hause?“ Ralf Bergmann schaute ungläubig.
    „Ja. Und Sie können Ihren Bruder gleich aus der U-Haft mitnehmen. Mal sehen. Es ist jetzt halb sechs. Bis sechs ist er auch draußen. Dann können Sie ja noch prima in seinen Geburtstag reinfeiern. Sagen Sie einen schönen Gruß und halten Sie sich in den nächsten Tagen zu unserer Verfügung. Ich habe wenig Lust, Sie im Elsass suchen zu müssen, wenn wir noch Fragen haben.“
    „Geht klar.“ Ralf Bergmann war die Erleichterung anzusehen. Viel mehr noch, sie lag spürbar im Raum.
    „So, und jetzt?“ Es war Fabio Trulli, der die Stille durchbrach, nachdem ein Uniformierter Ralf Bergmann hinausgeführt hatte.
    „Jetzt suchen wir Jacques Desgranges. Und ich habe keine Ahnung, wo.“
    „Vielleicht ist der ja auch ins Elsass gefahren“, meinte Fabio.
    Doch Robert Simarek war sich sicher: „Irgendwo wartet der auf uns.“

Freitag, 18. Oktober 2002

    Simarek hatte tief und vor allem lang geschlafen. Der Abend war relativ ereignislos geblieben. Fabio hatte noch die Spurensicherung losgeschickt, um den Parkplatz, den Ralf Bergmann beschrieben hatte, zu untersuchen. Viel versprachen sich Simarek und Trulli davon aber nicht mehr. Und Simarek selbst hatte noch einmal Michelle Huppert angerufen, um eine grenzübergreifende Fahndung nach Jacques Desgranges zu veranlassen. Doch der schien wie vom Erdboden verschwunden.
    Nach diesem Tag hatte der Kommissar keine Lust mehr auf Gesellschaft gehabt. Weder die Gelbe Kastanie noch ein Besuch bei Hassdenteufel reizten ihn. Er kannte diese Stimmung, wenn er der Lösung eines Falles immer näher kam und gleichzeitig merkte, wie viel Energie ihn sein Einsatz doch kostete. So war er bereits zur Tagesschau zu Hause gewesen und mit einem Bier vor dem Fernseher eingeschlafen. An die Nachrichten konnte er sich nicht mehr erinnern. Gegen Mitternacht war er dann in seinem Sessel noch einmal aufgewacht und hatte sich für das bequemere Bett entschieden. Als er erwachte, hatte er mit kleinen Unterbrechungen fast zwölf Stunden geschlafen. Sein Körper schien diese Zeit gebraucht zu haben.
    Auf dem Küchentisch lag noch der Zettel, den er abends in seinem Briefkasten gefunden hatte. Die katholische Kirchengemeinde warb für eine ökumenische Vortrags- und Diskussionsreihe, die abwechselnd in St. Johannes und der benachbarten evangelischen Heilig-Kreuz-Gemeinde stattfinden sollte. Das Thema lautete: „Moral im 21. Jahrhundert – ein alter Begriff neu interpretiert“. Handschriftlich hatte Gerd Hassdenteufel vermerkt, Simarek sei als Initiator der Reihe auch herzlich zu allen Vorbereitungstreffen eingeladen. Ansonsten sei er aber auch jederzeit auf einen Wein im Pfarrhaus gerne gesehen. Unterschrieben war der Zettel mit „Herzliche Grüße, auch von Anna, Gerd“. Simarek musste grinsen, als er den Zettel noch einmal gelesen hatte. Das war typisch Hassdenteufel. Wenn er sich mal entschlossen hatte, seiner Gemeinde die Leviten zu lesen, dann gründlich. Und dass er auch noch die evangelischen Kollegen mit ins Boot geholt hatte, war

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