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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sollen.«
    »Das ist aber ein bisschen stark«, protestierte Tillotson, doch sie ignorierte ihn und ging hinter Uniff aus dem Zimmer.
    Tillotson erhaschte Dalziels Blick und lächelte verlegen.
    »Man sollte Pappy Bescheid sagen«, meldete sich Bertie plötzlich zu Wort. Er hat recht, dachte Dalziel, machte jedoch keine Anstalten, dieser
man
zu sein.
    »Ja, das sollte man«, sagte Tillotson. »Ich nehme den Kahn.«
    Fröhlich pfeifend verließ er den Raum.
    »Gehen Sie mit ihm«, forderte Dalziel Bertie auf.
    »Meinen Sie
mich?
«, fragte dieser ungläubig.
    »Ich bin noch nicht so alt, dass ich Gespenster sehe, verdammt«, sagte Dalziel. »Wer denn sonst? Wenn Sie wirklich eine Wasserleiche haben wollen, dann lassen Sie den Kerl ruhig allein rumstochern. Also, auf geht’s!«
    »Warum gehen
Sie
eigentlich nicht?«
    »Ich bin älter als Sie«, sagte Dalziel, den langsam die Geduld verließ. »Und mir ist kälter als Ihnen, und ich bin nässer als Sie, und ich bin, verflucht noch mal, Gast in Ihrem Haus, und mir persönlich ist es auch scheißegal, ob dieser Vollidiot im Südpazifik landet. Aber er ist
Ihr
Freund. Also bewegen Sie Ihren Arsch.«
    Bertie setzte sich in Bewegung. Einigermaßen verstört dreinblickend blieb er an der Tür noch einmal stehen, öffnete den Mund nach Art der Goldfische, ging jedoch wortlos hinaus.
    »Sie haben Übung«, sagte Mavis bewundernd. »Woher? Militär?«
    Dalziel hatte sie vorübergehend aus den Augen verloren und überlegte jetzt, ob eine Entschuldigung angebracht war. Er fand nicht.
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Natürliche Führungsqualitäten. Der braucht ein bisschen Zunder.«
    »Kann schon sein«, sagte sie. »Aber seien Sie sich bei Bertie bloß nicht zu sicher. Es gibt Leute, die sich Selbstgefälligkeit als Tarnung zulegen. Es sind nun mal diese ruhigen, überheblichen, selbstgerechten Schweine, die auf der Welt das Sagen haben, und sie waren alle schlau genug, es bis an die Spitze des Misthaufens zu schaffen.«
    »Gockel«, sagte Dalziel.
    »Häh?«
    »
Gockel
sitzen auf Misthaufen, nicht Schweine«, erklärte er. »Ich nehme an, in Liverpool gibt es nicht viel Gelegenheit zum Studium der Natur.«
    »Sie würden sich wundern. Sie sind ganz schön nass. Ziehen Sie sich lieber was Trockenes an, sonst verbringen Sie hier vielleicht mehr Zeit als geplant.«
    »Ich habe nicht geplant, hier überhaupt Zeit zu verbringen«, sagte Dalziel. »Was ist mit Ihnen? Nur schnell zur Beerdigung gekommen, was?«
    Sie schüttelte den Kopf, ihr schwarzes Haar schwang mit und hörte auf, als die verneinende Bewegung aufhörte. Es war schwer und drahtig, völlig natürlich und ohne den Glanz und die Elastizität, die in der Fernsehwerbung als das höchste der Haargefühle dargestellt wurden – auf männlichen Häuptern ebenso sehr wie auf weiblichen.
    »Nein«, sagte sie. »Mehr geschäftlich.«
    Dalziel nieste.
    »Geschäftlich«, wiederholte er einladend, doch sie sagte nur: »Sie sind verrückt, so durch die Gegend zu laufen.«
    »Da haben Sie wahrscheinlich recht«, bestätigte er. »Dann sehe ich jetzt wohl lieber zu, dass ich noch ein paar Klamotten des Hausherrn seligen Angedenkens auftreibe. He, er ist doch nicht vielleicht an etwas Ansteckendem gestorben?«
    »Nein, außer es ist ansteckend, sich ein Loch in die Brust zu bohren.«
    »Was?«
    »Er ist im Bankettsaal von der Leiter gefallen«, sagte Mavis. »Den Bankettsaal haben Sie doch gesehen, oder? Na ja, als die Bauarbeiter nicht mehr kamen, beschloss Conrad, sich mal als Heimwerker zu versuchen. Er stand mit einem elektrischen Bohrer oben auf der Leiter und wollte gerade einen der Balken festschrauben. Die Leiter rutschte. Und schwups!, lag er unten. Leider fiel er auf den Bohrer, und der war an. Direkt durch die Rippen ins Herz. Leb wohl, Conrad!«
    »Das ist aber gemein«, bemerkte Dalziel, mehr aus Pflicht- als aus Mitgefühl. Auf jeden Fall war es eine interessante Art, sich zu verabschieden.
    »War er allein?«
    »Ja.«
    »Also hat niemand gesehen, wie’s passiert ist?«
    »Was hätten Sie denn gern? Farbfotos?«
    »Nein, eigentlich nicht. Dann sehe ich jetzt zu, dass ich trocken werde. War nett, mit Ihnen zu plaudern, Miss Uniff.«
    »Mavis reicht auch. Dann fühle ich mich jünger.«
    »Sie wollen sich jünger fühlen?«, fragte er überrascht.
    »O ja«, erwiderte sie. »Wenn ich sehe, was das Alter aus Ihnen gemacht hat, dann möchte ich mich so jung fühlen, wie’s nur irgendwie geht, Mr. Dalziel.«
    »Und

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