Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
Bonnie. »So spricht man nicht.«
    Entschuldigend lächelte sie Dalziel an. Unter der ärmellosen und leicht transparenten weißen Bluse, die sie trug, war ihr rechter BH -Träger heruntergerutscht und auf der Schulter sichtbar. Dalziel konzentrierte sich auf seinen Teller.
    »Was ist Gumbelow?«, fragte er.
    »Ach, haben Sie’s noch nicht gehört?«, sagte Tillotson. »Herrie hat einen Preis gewonnen.«
    »Wofür denn?«, fragte Dalziel. Er hatte es eigentlich höflich gemeint, doch alle lachten.
    »Das würde ihm gefallen!«, sagte Uniff. »Wo waren Sie denn, Mann? Herrie ist ein großer Dichter. Das haben zumindest die von Gumbelow entschieden. Jawohl, Sir. Kaum sind sechzig Jahre vergangen, raffen’s auch die!«
    »Das ist etwas Amerikanisches und nennt sich Gumbelow-Stiftung«, erklärte Bonnie, als sie Dalziels Ratlosigkeit sah. »Sie haben verschiedene Preise für Kunst, die sie hin und wieder unters Volk werfen. Herrie kriegt seinen natürlich für Lyrik. Er bekommt eine silberne Tafel, glaube ich.«
    »Eigentlich müsste es eine silberne Klobrille sein für das Zeug, das er schreibt«, sagte Bertie boshaft. »Aua!«
    Er rieb sich das Bein und blickte dabei in die Runde. Offensichtlich hatte ihm jemand unter dem Tisch einen Tritt versetzt, doch er wusste nicht, wer. Während sein Rivale sich von seinem Schmerz erholte, schaffte Dalziel zwei Würstchen und eine beträchtliche Menge Kartoffelbrei beiseite und sandte Wellen der Dankbarkeit in Richtung des Angreifers aus.
    »Natürlich gibt es auch Geld«, sagte Bonnie. »Fünfzehntausend.«
    »Pfund?«, fragte Dalziel verblüfft.
    »O nein.
Dollar

    Aber selbst dann, dachte er. Fünfzehntausend Dollar. Für
Lyrik
.
    Uniff grinste ihn an, er hatte offensichtlich seinen Spaß.
    »Lernen wir Sie jetzt vielleicht kennen, Mr. Dalziel? Das gute alte silberne Klimpern macht Sie hellhörig?«
    »Ich bin ein einfacher, armer Mann«, erwiderte Dalziel. »Von Lyrik versteh ich nix, und fünfzehntausend Dollar würd ich auch dann nicht erkennen, wenn sie zu mir ins Bett hüpfen.«
    »Nun, es könnte sein, dass Sie sie zu sehen bekommen«, meinte Bonnie. »Diese Leute wollen eine kleine Preisverleihungszeremonie. Herrie ist zu alt, um über den Atlantik zu pilgern, also hat er ihnen gesagt, dass sie hierherkommen müssen, wenn sie ihm was verleihen wollen. Eigentlich ist das ja eine ziemliche Unverschämtheit, aber, wie er schon sagte, er hat sie nicht um diese Auszeichnung gebeten.«
    »Er hat auch gesagt, er bezweifelt, dass er lange genug lebt, um von dem Geld noch was zu haben«, ergänzte Uniff.
    »Was soll
das
denn heißen?«, fragte Bertie und starrte den Bärtigen über den Tisch hinweg an.
    »Es soll heißen, dass er alt ist und krank, und was, zum Teufel, soll er hier mit fünfzehn Riesen anfangen«, antwortete Uniff langsam und kalt.
    Einige Augenblicke herrschte völlige Stille, sogar Dalziel brachte seine mahlenden Kiefer zur Ruhe.
    »Da wäre das Restaurant«, sagte Louisa fröhlich.
    Uniff brüllte vor Lachen.
    »Du weißt, was dein Großvater von dem Restaurant hält, Lou«, sagte Bonnie tadelnd. »Das haben wir doch schon alles durchgekaut.«
    »Aha, das Gebäude, das da nach hinten rausgeht«, sagte Dalziel. »Das gerade renoviert wird.«
    »Sie haben es gesehen?«, fragte Bonnie überrascht.
    »Mr. Dalziel kommt ganz schön herum«, sagte Uniff mit einem boshaften Tonfall, den Dalziel nicht verstand.
    »Ihr Schwiegervater hat mich heute Nachmittag hingebracht«, erklärte Dalziel. »Auf der Suche nach Papworth.«
    »Ach so. Und was halten Sie davon?«
    »Es sah –«, er suchte nach einem Wort, das Bewunderung und Vorbehalt gleichzeitig zum Ausdruck brachte, »passabel aus.«
    Uniff und die jungen Fieldings lachten. Dalziel sah sie finster an. Sie hatten ja keine Ahnung, was für ein Glück sie hatten, dass er seine Worte sorgfältig wählte. Ihre Heiterkeit stachelte ihn an fortzufahren.
    »Mir persönlich«, sagte er, »ist es ziemlich egal, wo ich esse. Wenn das Essen gut und reichlich ist, ist mir die Umgebung wurscht.«
    Er schnappte Bertie unter dessen forschenden Händen eine Portion Würstchen weg.
    »Sie kapieren nicht, worum’s geht, Mr. Dalziel, Baby«, sagte Uniff.
    »Ach ja?«, knurrte Dalziel.
    »Bei so einem mittelalterlichen Bankett ist das Essen doch Nebensache. Servieren Sie so was«, er hielt ein gepfähltes Würstchen hoch, »nennen Sie’s King-Henry-Spieß, und die Leute fressen es in rauhen Mengen. Wir reden hier von einem

Weitere Kostenlose Bücher