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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kantinenbetrieb mit Fünf-Sterne-Preisen. Geschnallt?«
    »Ich versteh nix von Gastronomie«, sagte Dalziel, »aber das klingt mir nach Betrug.«
    »Hank übertreibt wieder einmal«, schaltete sich Bonnie rasch ein. »Das ist ein ganz einfaches wirtschaftliches Unternehmen, Mr. Dalziel. Wir haben da alle Geld reingesteckt.«
    »Ob dabei für uns auch was rausspringt, steht allerdings auf einem anderen Blatt«, meinte Louisa.
    Tillotson bedachte sie mit einem strafenden Blick und meldete sich jetzt erstmals auch zu Wort.
    »Ich bin sicher, wir werden alle einen schönen Gewinn machen. Der Saal ist fast fertig, und die Küche ist auch betriebsbereit. Mit ein bisschen Glück könnten wir immer noch wie geplant eröffnen.«
    Er blickte herausfordernd in die Runde.
    Bertie schüttelte den Kopf.
    »Du hörst nicht zu, Charley. Du warst doch bei der Besprechung dabei. Konfuzius sagen, ohne Moos nix los.«
    »Alle fertig? Dann reicht die Teller weiter«, sagte Bonnie, keinen Widerspruch duldend. »Mr. Dalziel, was halten Sie von Apple Crumble mit Vanillesoße?«
    »’ne Menge«, sagte Dalziel.
    »Sie sehen mir aus wie jemand, der’s gern knusprig hat«, sagte Bonnie und häufte ihm eine ansehnliche Portion auf den Teller. »Reicht das vorläufig? Gut. Und jetzt nichts mehr übers Geschäft, bis wir fertig gegessen haben. Verstanden? Hank, wie geht’s mit Ihrem Film voran?«
    »Gut, Mann, gut. Ich habe Herrie gestern einige Ausschnitte gezeigt, und er hat ein paar Vorschläge gemacht.«
    »Peinliche wahrscheinlich«, sagte Bertie.
    »Nein, nein. Sachdienliche. Worte sind sein Metier. Du solltest lernen, auch anderen was zuzutrauen, Bertielein. Komm halt ein bisschen runter von deinem hohen Ross.«
    »Sie drehen einen Film, Mr. Uniff?«, fragte Dalziel.
    »Richtig. Tun Sie nicht so überrascht. Ich meine, sehe ich aus wie ein Millionär? Ich meine, sieht irgendwer von uns aus wie ein Millionär? Unser Bertie vielleicht. Yeah, Bertie hat ein paar von den Merkmalen des kleinen Entenschnabelmillionärs. Nein, wir haben uns alle bezirzen lassen, in dieses Geschäft zu investieren, in der Hoffnung und Erwartung des großen Brotes, von dem der Mensch zwar wahrlich nicht allein leben kann, ohne welches er jedoch wahrlich nicht mit irgendwem anders zusammenleben kann.«
    »Wir hatten doch vereinbart, keine Geschäfte«, sagte Bonnie warnend.
    »Hatten wir?«, fragte Uniff. »In diesem Haus müssen Sie gut achtgeben, Mr. Dalziel. Da kann es leicht sein, dass Sie im Bett liegen und sich nur um Ihren eigenen Kram kümmern, und auf einmal, zack!, merken Sie, dass Sie eine Vereinbarung getroffen haben.«
    Er versank hinter seinem Apple Crumble, und der Rest des Mahls verging hauptsächlich mit meteorologischem Geplauder. Allerdings musste Dalziel mehrmals Fragen nach seiner eigenen Branche abschmettern. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor seinen Beruf verleugnet zu haben – es sei denn aus beruflichen Gründen. Solche jedoch konnte er hier nicht geltend machen, warum also tat er dann etwas, das ihn, wenn Kollegen sich dazu bekannten, immer mit Verachtung erfüllte?
    Nach dem Essen tranken sie Kaffee, dessen Bitterkeit sich auch durch Hinzufügung von vier Löffeln Zucker nicht versüßen ließ. Das Geschirr wurde dann auf einen Servierwagen gestapelt und in die neue Küche gekarrt, wo ein riesiger Geschirrspüler den bisher einzig erkennbaren Nutzen des Restaurantprojekts darstellte.
    »Stellt euch vor, es hat aufgehört zu regnen, vorläufig zumindest«, sagte Bonnie, als sie aus dem Fenster blickte. »Ich glaube, ich vertrete mir ein bisschen die Beine und gebe ein paar Briefe auf. Hat jemand Lust auf einen Spaziergang?«
    »Ich hätte nichts gegen ein bisschen frische Luft«, sagte Tillotson, doch Bonnie schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid, aber ich habe Herrie gesagt, Sie würden hochgehen und ihm vorlesen. Seine Augen sind völlig in Ordnung«, erklärte sie Dalziel, »aber es gibt eine Menge Sachen, die er gern laut gelesen hört. Und Charley hat dafür die beste Stimme.«
    »Das machen die Vokale der Oberschicht«, sagte Bertie. »Eigentlich ist der Alte einfach nur ein Snob.«
    »Pscht. Also los, Charley. Mr. Dalziel, was ist mit Ihnen?«
    »Es wäre mir ein Vergnügen«, antwortete Dalziel. Er bildete sich ein, ein ironisches Lächeln in Mavis’ Gesicht aufflackern gesehen zu haben, aber sicher war er sich nicht.
    »Gut. Wir brauchen vermutlich Gummistiefel und Regenzeug. Ihre Sachen müssten jetzt eigentlich

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