Ein neuer Anfang?
Anwesenden mit beiden Maßnahmen einverstanden sind. Zumal Kiloran und ihr Großvater zugestimmt haben und am härtesten davon betroffen sein werden.“
Jacqueline kicherte. „Du willst also ein exklusives Gästehaus führen, Kiloran? Was sagt denn deine Mutter dazu?“
„Sie hat eingesehen, dass es keine Alternative gibt“, antwortete Kiloran leise. Sie hatte ihre Mutter in der vergangenen Nacht angerufen, um sie zu informieren.
„Und sie hat dir nicht angeboten, dass ihr reicher Gatte euch aus der Klemme hilft?“ fragte Jacqueline boshaft.
Adam lächelte zynisch. Wie gut, dass diese Frau ihn aus seinen erotischen Fantasien in die Wirklichkeit zurückholte! Sicher hatte sie damit in Worte gefasst, was für die Frauen der Familie Lacey selbstverständlich war: Gerätst du in finanzielle Not, gibt es immer einen Mann, der mit dem Scheckbuch zu Hilfe eilt! Sei ein bisschen nett zu ihm, und schon rückt er das nötige Geld heraus! Andererseits hatte Kiloran das gar nicht erst versucht. Dabei nahm er an, dass sie kaum Probleme haben würde, einen reichen, spendablen Stiefvater zu umgarnen.
Kiloran zuckte zusammen, als sie merkte, wie sehr Adam die Einstellung ihrer Tante verabscheute. „Das stand gar nicht zur Debatte, Jacqueline“, antwortete sie ruhig. „Ich werde das Haus für Tagungen öffnen – wie es viele Besitzer von Herrenhäusern zurzeit tun.“
„Was für eine wunderbare Idee“, hauchte Julia.
Als Adam sich ihr daraufhin zuwandte, öffnete sie den Mund ein wenig und sah ihn verführerisch an. „Das alte Bild hat mir sowieso nie gefallen. Es ist viel zu düster!“
Kiloran senkte den Blick. Das alte Bild! Düster! Sie hing an dem Stich. Es war eine subtile und doch erotische Darstellung einer Frau, die sich nach dem Bad abtrocknete. Dem Künstler war es gelungen, mit sparsamen Mitteln den Eindruck von üppigen, noch feuchten weiblichen Formen hervorzurufen. Seit sie sich erinnern konnte, hing das Bild an seinem Platz. Und sie wusste, dass es sich in der Kindheit ihrer Mutter, ihres Großvaters und sogar noch vor dessen Zeit dort befunden hatte. War es denn verkehrt, die Vergangenheit bewahren zu wollen?
Sie sah auf und begegnete Adams Blick. Zu ihrer Überraschung wirkte er verständnisvoll. Das brachte sie ganz durcheinander.
„Ich glaube, dass wir alle würdigen können, was es bedeutet, sich von einem so lieb gewonnenen Gegenstand zu trennen“, sagte Adam leise. „Wollen wir jetzt darüber abstimmen?“
Der Rest der Sitzung beschränkte sich auf Formalien. Die Abstimmung ging einstimmig zugunsten der Vorschläge von Adam aus. Anschließend bedienten sich alle an den bereitgestellten Getränken.
Das Ganze wirkte enttäuschend banal nach all den Wochen der Spannung und Unsicherheit. Kiloran wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause, aber es wäre unhöflich gewesen, sofort zu gehen. Die Aktionäre erwarteten, dass sie ihnen Tribut zollte und mit jedem einige Worte wechselte. Also unterhielt sie sich angeregt und bemühte sich, nicht ständig auf Adam zu achten. Vergeblich. Es glich dem Versuch, einen Meteoriten zu ignorieren, der durch die Zimmerdecke gestürzt war.
Adam war einfach nicht zu übersehen. Oder zu überhören. Sein leises Lachen erreichte sie, egal wo sie gerade stand. Auch dass Julia sich um seine Aufmerksamkeit bemühte und er sie gewähren ließ, entging ihr nicht. Es überraschte Kiloran nicht. Julia hätte den meisten Männern mit Leichtigkeit den Kopf verdreht. Nicht nur, weil sie hinreißend aussah, sondern auch, weil sie sich wie ein verspieltes Kätzchen benahm. Offenbar fanden die meisten Männer es unwiderstehlich.
Julia gehörte zu den Frauen, die davon ausgingen, dass sie den Männern schmeicheln und sie verwöhnen mussten. Außerdem hegte sie die altmodische Ansicht, dass Männer immer Recht hatten. Sie lauschte ihren Scherzen und lachte pflichtschuldigst, egal ob sie etwas komisch fand oder nicht. Julia war bereits dreimal verlobt gewesen, hatte sich aber immer im letzten Moment dagegen entschieden. Doch der Erfolg bewies, dass ihre unterwürfige Strategie die richtige war.
Seiner Reaktion auf Julia nach zu urteilen, funktionierte die Methode auch bei Adam. Ungehalten blickte Kiloran zu den beiden hinüber. Er senkte den Kopf, während Julia auf Zehenspitzen stand und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Es schien ihn zu amüsieren, denn er lachte.
Kiloran stellte ihr Glas ab. Sie würde nicht dableiben, um zu beobachten, wie die beiden sich immer
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