Ein neuer Anfang?
näher kamen und Julia sich Adam, der das willige Opfer spielte, schnappen würde! Also atmete sie tief durch und ging auf die beiden zu. Julia warf ihr einen Blick zu, der deutlich besagte, was sie für ein Glück hatte.
„Adam, ich möchte mich verabschieden.“
Adam bemerkte, dass Kiloran sehr blass aussah, und fragte sich, ob die Sitzung eine schwere Prüfung für sie gewesen war. Vielleicht hielt sie es auch für Zeitverschwendung, dass sie extra nach London gereist war, nur um dabei zu sein, wenn seine Pläne besiegelt wurden. Nur aus Höflichkeit war sie trotzdem gekommen. Außerdem war alles glatt über die Bühne gegangen. Warum also wirkte sie so angespannt? Sie blickte ihn beinah furchtsam an, als würde sie sich verfolgt fühlen, und hatte an den Armen eine Gänsehaut.
Sein Blick blieb unwillkürlich an dem goldenen Kreuz hängen, das sie an einer goldenen Kette um den Hals trug. Es lag verführerischerweise genau an ihrem Brustansatz auf. Er hatte die Gedanken an Kiloran in der vergangenen Woche nicht verdrängen können, und jetzt wollte Adam sie nicht so schnell gehen lassen.
„Kiloran, Sie können uns unmöglich schon verlassen“, sagte er heiser. „Bleiben Sie doch noch auf einen Drink!“
Kiloran war versucht, ihm nachzugeben. Vor allem wenn es bedeutete, dass sie den Drink mit ihm nehmen würde. Aber dann sah sie, dass er und Julia Champagner tranken. Worauf sollte sie mit ihnen anstoßen? Sie hatte doch nichts zu feiern.
„Nein danke, Adam. Ich muss nach Hause. Dort wartet eine Menge Arbeit auf mich.“
„Ja.“
In diesem Moment wirkte sie so zart und durchscheinend, als hätte die leichteste Brise sie umwehen können.
Adam reichte Kiloran die Hand. „Auf Wiedersehen, Kiloran!“
Sie schüttelte seine Hand. Selbst dieser kurze Körperkontakt war eine Offenbarung für sie. Ob sie Adam unter anderen Umständen vielleicht auf einer ganz anderen Ebene begegnet wäre?
„Auf Wiedersehen, Adam. Und vielen Dank für alles.“ Kiloran küsste Julia auf die Wange, verabschiedete sich von ihrer Tante und eilte zur U-Bahn. Selbst auf der Fahrt durch den dunklen Tunnel spukte Adam ihr im Kopf herum. Hör auf, ihn in deine romantischen Fantasien einzubauen, befahl sie sich schließlich. Denn welchen Sinn hatte es schon? Am besten war es, wenn sie ihn vergaß.
In den nächsten Wochen tat Kiloran alles, um das zu erreichen. Als Erstes nahm sie Kontakt zu einem Kunsthändler auf und bot ihm das Bild an, damit er es für sie bei einer Auktion verkaufte.
Der kleine, geckenhafte Mann, der kam, um es sich anzusehen, war begeistert. „Oh, das ist wirklich etwas Besonderes“, schwärmte er. „Es wird kein Problem sein, dafür einen Käufer zu finden. Überhaupt kein Problem.“ Er blickte sie an. „Wie schade, dass Sie es verkaufen müssen!“
Kiloran nickte. „Ja, es fällt mir auch schwer. Aber es ist nicht das Ende der Welt.“ Sie lächelte entschlossen. Ihr lag nicht nur daran, die Firma zu sanieren, sondern auch daran, Adam Black zu zeigen, dass sie sich tatsächlich von dem Bild trennen wollte und konnte.
Als Nächstes rief sie im Rathaus an, um herauszufinden, was sie beachten musste, wenn sie Räume vermieten wollte. Erstaunlich viel musste geregelt werden. Umbauten waren nötig, dafür beantragte sie eine Baugenehmigung. Dann galt es, Richtlinien für sanitäre Einrichtungen, Brandschutz und Sicherheit einzuhalten. Nachdem sie den Papierkram erledigt hatte, kam eine Mitarbeiterin, die genaue Anweisungen für die notwendigen Veränderungen in der großen Küche und für den Sanitärbereich gab.
Sie taute erst etwas auf, als Kiloran ihr Tee und ein Stück Zitronenkuchen anbot. „Sie sollten sofort eine Anzeige in die einschlägigen Wirtschaftsmagazine setzen“, schlug sie vor und biss ein großes Stück Kuchen ab. „Lieber früher als später!“
Also ließ Kiloran einen Fotografen kommen. Er machte Aufnahmen von Haus und Garten, die kurz darauf eine ganzseitige Anzeige in einem der größten Wirtschaftsmagazine schmückten.
„Sparen Sie ja nicht an der Werbung“, hatte der Anzeigenberater der Zeitschrift sie gewarnt. „Das wäre Sparsamkeit am falschen Platz. Am wichtigsten ist doch, dass Sie die richtige Zielgruppe erreichen.“
Als die Bauarbeiten begannen, überredete Kiloran ihren Großvater, nach Australien zu fliegen und ihre Mutter zu besuchen. Das hatte er schon länger vorgehabt, und die Aussicht, zwischen Gerüsten und Bauschutt zu leben, gab den Ausschlag.
Die
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