Ein neuer Anfang?
nicht gedacht, dass Ihnen der Augustus John überhaupt aufgefallen ist!“
„Nein? Oder überrascht es Sie lediglich, dass ich mich mit Kunst genügend auskenne, um ihn als solchen zu erkennen?“
Ihre Blicke trafen sich, und Adam sah, wie Kiloran errötete.
„Meinen Sie das im Ernst?“ fragte sie.
„Du meine Güte, Kiloran“, antwortete er ungeduldig. „Im Haus hängen Dutzende echter Gemälde. Da werden Sie wohl auf ein Bild verzichten können!“
„Sie sprechen, als würde es sich um Poster aus dem nächsten Papiergeschäft handeln“, protestierte sie. „Ist Ihnen denn nicht klar, wie …?“
„Wenn Sie mir jetzt erklären wollen, dass sich die Bilder schon seit langer Zeit im Familienbesitz befinden und Ihnen ans Herz gewachsen sind, können Sie sich Ihre Worte schenken“, erwiderte er. „Ich bin nicht so dumm, dass ich es nicht gemerkt hätte. Allerdings wollten Sie ja eine Lösung für Ihre Probleme, und diese wäre relativ schmerzlos.“
„Schmerzlos?“ Mit dem Verkauf ihrer Aktien konnte sie leben. Der Stich dagegen war Teil ihrer Vergangenheit, ihres Lebens. Er war ein Symbol für etwas, das ihr sehr viel bedeutete. Und Adam Black tat solche Werte mit wenigen Worten ab!
„Wenn Sie eine bessere Idee haben, sagen Sie es mir!“ erklärte er ärgerlich. Dann nahm er sich zusammen und fuhr in milderem Tonfall fort: „Seien Sie vernünftig, Kiloran! Wenn Sie sich von dem Bild trennen, können Sie mit einem ganz anderen Gefühl in die Sitzung der Aktionäre gehen. Dann wäre wieder Geld auf dem Konto, und die Vorwürfe, die man Ihnen machen wird, würden gegenstandslos werden. Sicher werden Fragen kommen, aber Sie hätten alle Antworten parat und bräuchten nichts mehr zu befürchten. So einfach ist das.“
Einfach? „Gibt es wirklich keinen anderen Ausweg?“
„Wissen Sie einen?“
Sie hätte ihm gern gesagt, dass sie sich fühlte, als würde er ihr Leben Stück für Stück zerstören. Doch er war schließlich nur als unparteiischer Krisenberater gekommen. Wie sollte er ihr nachfühlen, was das Bild ihr bedeutete?
„Vermutlich habe ich keine andere Wahl.“
Jetzt schüttelte er den Kopf. „Falsch. Es gibt immer eine Alternative.“ Noch so ein Satz von ihr, und ihm würde die Geduld ausgehen! „Ignorieren Sie meinen Rat, und sehen Sie mit an, wie die Firma Bankrott macht. Wenn Sie glauben, dass Ihr verflixter Stich das wert ist, behalten Sie ihn! Nur zu!“
Kiloran hob den Kopf und hielt seinem Blick stand. „Okay, ich verkaufe das Bild. Vorausgesetzt, Großvater ist einverstanden.“
Ganz kurz überlegte Adam, ob er vielleicht zu hart mit ihr umsprang. Aber welche andere Möglichkeit gab es schon? Kiloran kämpfte darum, einen Lebensstil und Lebensstandard aufrechtzuerhalten, den sie sich nicht länger leisten konnte. Und sie war eigenwillig. Genau wie es ihr Großvater prophezeit hatte. Die Erfahrung hatte Adam gelehrt, dass man mit eigenwilligen Frauen umspringen musste wie mit störrischen Pferden: hart bleiben und ihnen zeigen, wer der Boss war.
„Okay, Kiloran. Damit ist mein Auftrag bei Ihnen abgeschlossen. Nach der Sitzung mit den Aktionären brauchen Sie mich nie wiederzusehen.“ Jetzt lächelte er ihr zu. „Ich weiß, wie sehr Ihnen das gefallen wird!“
Hm. Eigentlich hätte er mit dieser Behauptung Recht haben sollen, denn sie war vernünftig und logisch. Nur folgten die Gefühle manchmal weder der Vernunft noch der Logik. Warum sonst hätte sie befürchten sollen, dass die Firma ohne Adam Black ein sehr langweiliger Ort sein würde?
„Ja, das ist die beste Nachricht dieser Woche“, stimmte sie höflich zu.
Sie hoffte, dass er ihr die Lüge nicht anmerkte.
7. KAPITEL
Die Sitzung mit den Aktionären fand in London in Adams eleganten neuen Büroräumen im Herzen der City statt, dort, wo die größten und mächtigsten Unternehmen saßen.
Kiloran fand die Adresse ohne Probleme. Ein Wachmann in Uniform ließ sie ein. Neugierig betrat sie das Foyer des riesigen Bürokomplexes. Es war ganz mit Marmor verkleidet und diskret beleuchtet.
„Dort sind die Aufzüge, Miss!“ Der Wachmann lächelte. „Drücken Sie den Knopf für den dreißigsten Stock.“
Viel zu schnell kam Kiloran oben an. Nervös verließ sie den Lift und ging auf eine offen stehende Tür zu, aus der lautes Stimmengewirr drang. Als sie den Raum betrat, wandten sich ihr zehn Menschen zu, acht Männer und zwei Frauen.
Aber als Erstes fiel ihr Blick auf Adam Black. Er hatte die Krawatte
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