Ein neuer Anfang?
gelockert, sein Haar war etwas nachgewachsen und leicht zerzaust, und er strahlte eine Präsenz und Intensität aus, die ihn von den anderen Anwesenden abhob.
Sie hatte ihn etwas länger als eine Woche nicht gesehen, und doch atmete sie bei seinem Anblick schneller und spürte, wie ihre Knospen auf seine Nähe reagierten. Es schien, als wenn seine bloße Gegenwart reichte, damit sie in Flammen stand.
Adam blickte auf. Ihn überraschte es nicht, dass er sich über ihre Ankunft freute. Jeder halbwegs normale Mann würde auf Kiloran reagieren, sagte er sich.
„Schön, dass Sie da sind, Kiloran“, begrüßte er sie. „Dann sind wir vollständig und können anfangen.“
„Wir warten schon eine Weile!“ Die Frau, die links neben ihm saß, warf Kiloran einen strengen Blick zu.
„Hallo, Tante Jacqueline“, sagte Kiloran.
Jacqueline war eine gut aussehende Blondine, beinah das Ebenbild ihrer Schwester Eleanor, Kilorans Mutter. Allerdings war sie viel zu stark geschminkt.
„Du hast ja ein ganz spitzes Gesicht bekommen, meine Liebe!“ Jacqueline lächelte kühl und bot Kiloran die Wange zum Kuss. „Machst du eine Diät?“
Solange Adam Black in ihrer Firma gearbeitet hatte, war ihr Essen bloß als notwendiges Übel erschienen, aber das sagte Kiloran natürlich nicht laut! „Nein, nicht mit Absicht.“
„Setzen Sie sich doch!“ Adam wies auf den einzigen freien Stuhl, der ihm direkt gegenüberstand.
Jetzt erst merkte Kiloran, wer sich den Platz zu seiner Rechten gesichert hatte: ihre Cousine Julia. Julia glich einer Madonna. Sie hatte ebenmäßige Züge und sanfte Rehaugen. Ihr rotes Kleid hatte sicher ein Vermögen gekostet, und das rabenschwarze Haar fiel ihr in glänzenden Wellen bis über die Schultern. Sie sah Adam aufmerksam an und wirkte wie eine Katze, die unerwartet ein Schälchen Sahne entdeckt und beschlossen hatte, es ganz allein zu vernaschen! Kiloran konnte es ihr kaum verdenken.
„Hallo, Julia!“
Offenbar ungern riss sich Julia von Adams Anblick los und lächelte ihr verschwörerisch zu. „Hallo, Kiloran.“
Sie hatten sich seit Julias Geburtstagsparty vor knapp einem Jahr nicht mehr gesehen. Die Party wurde jedes Jahr sehr aufwendig inszeniert, und Kiloran hegte den Verdacht, dass sie nur eingeladen wurde, damit sie Julia und ihren glamourösen Londoner Lebensstil bewunderte.
„Ist das nicht ein großartiges Büro?“ Julia ließ den Blick durch den protzigen Raum mit den hohen Wänden schweifen. „Dagegen kommt mir das Herrenhaus vor wie eine Puppenstube.“
„Ja, sehr eindrucksvoll“, bestätigte Kiloran lässig.
Julia hob die silberne Kaffeekanne, als wäre sie die Gastgeberin. „Möchte jemand Kaffee? Wie wär’s mit Ihnen, Adam? Sie sehen aus, als könnten Sie eine Tasse vertragen.“
Adam schüttelte den Kopf. Im Moment hatte er nur Augen für Kiloran, die gerade Platz nahm. Sie strich sich das blonde Haar zurück. Unter ihren Augen lagen Schatten, und er fragte sich, ob schlaflose Nächte hinter ihr lagen. Da wärst du nicht die Einzige, meine Süße, dachte er.
„Nein, danke. Keinen Kaffee für mich“, lehnte er ab. „Ich möchte diese Angelegenheit möglichst schnell zum Abschluss bringen. Von mir aus können wir sofort anfangen.“ Er machte eine Pause und fuhr dann lauter fort, so dass die Gespräche am Tisch verstummten und alle sich ihm zuwandten. „Als Erstes möchte ich Ihnen versichern, dass die Lage nicht ganz so düster ist wie befürchtet.“
„Tatsächlich?“ Jacqueline zog ungläubig die Augenbrauen hoch. „Ist das gestohlene Geld wieder aufgetaucht?“
Adam lächelte geduldig. „Leider nicht. Aber wir haben einen Finanzierungsplan entwickelt.“
„Tatsächlich?“ sagte Jacqueline wieder.
„Ich habe Kiloran meine Vorschläge bereits vorgelegt. Sie ist mit den Maßnahmen einverstanden und wird sie in die Tat umsetzen.“
Adam sah sie Bestätigung heischend an, und Kiloran nickte. Jetzt wandten sich alle neugierig ihr zu.
„Ein erster Schritt beinhaltet die Vermietung der größeren Empfangsräume im Herrenhaus für Tagungen und exklusive Geschäftskonferenzen“, kündigte er an.
Am Tisch erhob sich allgemeines Geraune.
Adam wartete einen Augenblick, ehe er fortfuhr. „Kiloran und ihr Großvater haben sich darüber hinaus bereit erklärt, den Augustus John zu verkaufen, der ihr persönliches Eigentum ist. Der Erlös wird in die Firma investiert.“ Er blickte sich um, um zu sehen, wie sie reagierten. „Ich gehe davon aus, dass alle
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