Ein neuer Anfang?
entdeckt.
„Sieht das nicht traumhaft schön aus, Adam?“ Sie zeigte auf die schneeweißen Strände und die azurblaue See.
Er blickte von der Finanzseite auf und ihr in die Augen. „Hm?“
„Dies hier, sieh doch!“
Nun sah er genauer hin. „Sehr hübsch.“
„Bist du schon mal in der Karibik gewesen, Adam?“
„Ja. Ein Mal. Ist schon lange her.“ Er wandte sich wieder seiner Zeitung zu.
Ihm etwas über die Vergangenheit entlocken zu wollen war normalerweise vergebliche Liebesmüh. Doch dies eine Mal ignorierte Kiloran ihr Gefühl, das ihr deutlich sagte, dass er nicht über die Reise zu sprechen wünschte.
„Wann war das denn, Adam?“
Adam ließ die Zeitung sinken. „Vor fünf Jahren.“
„Mit wem?“
Er machte ein abweisendes Gesicht. „Wie bitte?“
Dabei wollte sie ihm kein Geheimnis entlocken! „Ich habe nur gefragt, mit wem.“ Unvorsichtigerweise hakte sie noch weiter nach. „Mit einer Frau?“
Jetzt wurde er langsam ärgerlich. „Warum?“
„Ach, aus keinem besonderen Grund.“ Kiloran zuckte die Schultern. „Es ist nur …“
Seine Augen funkelten ärgerlich. „Nur was, Kiloran?“
„Mich interessiert eben, mit wem du zusammen warst.“
„Das verstehe ich nicht. Mir liegt nichts daran, zu erfahren, mit welchen Männern du wohl ausgegangen bist oder wer deine romantischen Erinnerungen bevölkert. Warum sollte ich das wissen wollen?“
Tja, warum? Seine Stimme klang kalt und schneidend. So hatte sie ihn bisher noch nicht erlebt. Aber irgendetwas drängte Kiloran weiterzuforschen. „Gewöhnlich tauscht man solche Informationen aus, um sich besser kennen zu lernen, Adam.“
Daraufhin warf er ihr einen warnenden Blick zu. „Vielleicht eher, um sich einzumischen?“ Er stand auf, trat hinter ihren Stuhl und begann, ihren Nacken zu massieren. „Ich weiß bereits alles über dich, was ich wissen will.“
Sie schloss die Augen und überließ sich den Gefühlen, die seine Massage auslöste. Ihr Verlangen war sofort geweckt, und darüber wurde sie ärgerlich. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, so dass sein Gesicht auf dem Kopf stand. Aus dieser Perspektive wirkte es ganz verzerrt.
„Du kannst die Vergangenheit in einer Beziehung doch nicht völlig ausklammern“, widersprach sie.
Adam seufzte und hörte mit der Massage auf. „Ich habe dir von Anfang an klar gesagt, was für eine Beziehung dies sein wird, Kiloran. Du hast gewusst, worauf du dich einlässt, und du warst einverstanden.“
Sie nickte. So, wie er das sagte, klang es, als hätten sie eine geschäftliche Vereinbarung getroffen.
Seine Miene wurde weicher. „Du bist doch gern mit mir zusammen, stimmt’s?“
Ging die Sonne jeden Morgen auf oder nicht? Kiloran nickte.
„Na, dann lass es uns nicht verderben.“
Sie schwieg.
Er betrachtete ihre angespannten Schultern. Warum gaben sich die Frauen nie mit dem Stand der Dinge zufrieden? Warum wollten sie das Boot, sobald es auf ruhigen, klaren Wassern dahinglitt, unbedingt zum Kentern bringen? Egal. Wenn Kiloran jetzt beleidigt war, konnte er auch nichts daran ändern.
„Ich gehe duschen“, sagte er kurz angebunden.
Ende der Diskussion.
Sie hatte allein im Wohnzimmer gesessen, sich dumm gefühlt und gewünscht, sie hätte den Mund gehalten.
Aber jetzt fragte Kiloran sich ernstlich, ob ihre so genannte Beziehung noch lange so weitergehen konnte. Eine Beziehung musste wachsen, sonst stagnierte sie und verlor ihren Reiz. Doch vielleicht wollte Adam ja genau das erreichen: ein natürliches Ende.
Am Donnerstag rief er an, um zu sagen, dass er nach Rom fliegen musste. „Ich komme Samstag erst sehr spät am Abend zurück.“
„Wie schade! Dabei wolltest du mich an diesem Wochenende besuchen!“ Schon während sie es aussprach, wusste sie, dass sie es falsch angefangen hatte. Dann beendete sie den Satz trotzdem. Warum sollte sie Adam etwas vormachen, wenn sie es ganz und gar nicht wollte?
„Ich weiß, Kiloran, aber das werde ich leider nicht schaffen. Diesmal wird also nichts draus.“
Anscheinend interessierte ihre Meinung ihn überhaupt nicht. „Okay“, stimmte Kiloran daher lässig zu. Und verachtete sich gleichzeitig dafür.
Seine Stimme wurde weicher. „Hör zu, Darling! Ich besuche dich stattdessen am nächsten Wochenende!“
Kiloran kam sich vor wie ein Kind, das zu Weihnachten statt des heiß ersehnten Spielzeugs ein billigeres Geschenk bekommen hatte. Ursprünglich hatte sie gedacht, es würde ihr so gut gefallen, mit Adam zusammen zu
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