Ein neuer Anfang?
Adam das, was ihr bisher eingefallen war, gewiss nicht gern von ihr hören.
Was also sollte sie zu ihm sagen?
Kiloran setzte sich ans Bett und streichelte seine Hand. Was liebte er am meisten an ihr? Ihm gefiel die starke Kiloran, die alles unter Kontrolle hatte, am besten. Das also würde sie für ihn sein.
Sie atmete tief durch, lächelte der Schwester zu und widmete sich ihrer Aufgabe. „Adam Black“, begann sie sanft. „Du willst dich wohl wichtig machen, was? Mich hat man mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen, damit ich dich besuchen komme, und du besitzt nicht mal den Anstand, die Augen aufzumachen und Hallo zu sagen!“ Ihre Stimme bebte. Egal, weiter! „Wach auf, Adam!“ bat sie ihn. „O bitte wach auf, Darling!“
Knapp zwei Tage lang lag Adam reglos im Bett. Die Schwestern kamen, wuschen ihn, veränderten seine Position und notierten seine Werte.
Kiloran blieb die ganze Zeit bei ihm. Abgesehen von wenigen Stunden, in denen sie sich auf Drängen der Schwestern hin in dem kleinen Nebenraum ausruhte, der für Angehörige reserviert war. Als am zweiten Tag die Sonne unterging, bewegte er sich zum ersten Mal. Sie sprach gerade mit ihm.
Mit einer neuen, weichen Stimme, die sie sich offenbar extra für diese herzzerreißend einseitigen Gespräche zugelegt hatte, hörte Kiloran sich sagen: „Unsere Empfangsräume sind für die nächsten sechs Monate ausgebucht. Aber der größte Witz ist, dass jemand die Gartenfotos einem Fachmann gezeigt hat. Der meinte, er habe noch nie eine so umfangreiche Sammlung seltener Pflanzen und Bäume gesehen, und …“
Sie atmete tief durch und streichelte seine Hand. So deutlich, als wäre es erst gestern gewesen, erinnerte sie sich daran, wie sie an seinem ersten Arbeitstag bei Lacey’s mit ihm im Garten gestanden hatte. Die Sonne hatte geschienen, und Adam hatte so lebendig und stark ausgesehen, als wäre er der vitalste Mensch auf der ganzen Welt. Dort hatte er ihr von seiner Mutter erzählt und wie es dazu gekommen war, dass Vaughn ihm den Job gegeben hatte.
Nachdem sie ihn nun besser kannte und wusste, wie ungern er etwas von sich preisgab, wurde ihr klar, dass es für ihn ganz ungewöhnlich gewesen war, ihr derart persönliche Dinge zu erzählen. Er hatte es nie wieder getan.
„Nun will ein exklusives Magazin einen Artikel über unseren Garten bringen“, fuhr sie fort. „Stell dir das mal vor, Adam! Besonders die Lilien haben es ihnen angetan. Ausgerechnet deine Lieblingssorte – erinnerst du dich an die rosaweißen? – soll auf das Titelblatt.“
Durch die schweren grauen Nebel einer wüsten Landschaft, in der er seit Urzeiten gewesen zu sein meinte, hörte Adam eine sanfte Stimme, die über Lilien sprach. Er glaubte, er sei gestorben und im Himmel.
Dann versuchte er, etwas zu sagen.
„Schwester!“ Kiloran sprang so abrupt auf, dass ihr Stuhl umfiel. „Schwester!“
Aufgeregt beugte sie sich über den Kranken. „Adam! Adam, Darling, kannst du mich hören?“
Seine Augenlider fühlten sich an, als wären sie zugeklebt. Trotzdem brachte er es mit großer Anstrengung fertig, sie etwas zu öffnen. Gleißend helles Licht blendete ihn so sehr, dass er die Augen sofort wieder schloss.
„Schwester! Er hat die Augen aufgemacht!“
Schwester? Schwester?
„Würden Sie wohl einen Schritt beiseite treten, Miss Lacey?“
Miss Lacey? Wer mochte das sein?
„Bitte, Mr. Black, machen Sie doch die Augen für mich auf!“ Diese Stimme klang unendlich weniger sanft. Eine befehlsgewohnte Stimme. „Versuchen Sie es, Mr. Black! Sehen Sie mich an!“
Mit großer Mühe gehorchte Adam, woraufhin die Person mit der herrischen Stimme ihm mit einer Lampe in die Augen leuchtete! Er hätte gern gestöhnt, aber seine Stimmbänder schienen außer Betrieb zu sein.
„Ja, er ist bei Bewusstsein“, sagte die Schwester.
„O wie schön! So ein Glück!“
Die Frau mit der sanften Stimme schien den Tränen nahe zu sein. Sie klang so gequält, dass Adam neugierig die Augen öffnete. Eine wunderschöne junge Frau sah ihn an. Sie hatte goldenes Haar und große grüne Augen, die ihn an das Meer erinnerten. Doch es war alles zu anstrengend und zu verwirrend. Dankbar glitt er wieder zurück in die graue Nebelwelt.
11. KAPITEL
„Wie geht’s uns denn heute Morgen, Mr. Black?“
Adam schlug die Augen auf. „Wo ist Miss Lacey?“
Die Schwester lächelte. „Sie fährt den Wagen zum Eingang, und ich helfe Ihnen jetzt beim Anziehen.“
„Das kann ich
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