Ein neuer Anfang?
selbst!“
„Nein“, widersprach sie. „Sie sind noch zu schwach. Obwohl ich zugeben muss, dass Sie nicht so aussehen.“
„Warum hilft mir nicht Miss Lacey?“ fragte er, als die Schwester ihre Ärmel über den muskulösen Armen hochkrempelte. Der goldhaarige Engel wäre ihm so viel lieber gewesen!
Sie hüstelte. „Hm. Sie war natürlich enttäuscht, dass Sie sie nicht erkannt haben. Aber ich habe ihr schon gesagt, dass das unter diesen Umständen normal ist.“
„Heißt das, ich kenne sie?“
Die Schwester half ihm in die Jeans.
„Ja, Adam“, antwortete Kiloran angespannt. „Du kennst mich, aber du erinnerst dich nicht.“
Er war immer noch sehr erschöpft, allerdings nicht so sehr, dass er sich nicht fragte, wie gut er sie wohl kannte.
„Da.“ Kiloran zog ihm einen Pullover über den Kopf und berührte dabei seine nackte Haut.
Ihre Blicke trafen sich. Adam saß ganz still. Er wirkte verwirrt. Und doch huschte noch ein anderer Ausdruck über sein Gesicht. Verlangen. Es hätte sie überrascht, wenn sie nicht schon vorher beobachtet hätte, wie sein Körper auf ganz elementare Weise reagierte. Das hatte er sogar getan, als Adam noch im Koma gelegen hatte.
Es war am Morgen nach der ersten Nacht gewesen, die sie im Krankenhaus verbracht hatte. Sie hatte zugesehen, wie die Schwester ihn wusch. Und seine Reaktion auf die Berührung war so offensichtlich gewesen, dass sie verlegen geworden war.
Doch die Schwester hatte heiter erklärt: „Oh, darüber würde ich mir keine Gedanken machen, meine Liebe! Männer sind ganz elementare Wesen. Die müssen schon im Sterben liegen, damit ihr Körper aufhört zu reagieren.“ Sie war ungerührt mit ihrer Tätigkeit fortgefahren. „Das ist wie ein Reflex“, hatte sie erklärt. „Er reagiert nicht auf mich persönlich.“
Kiloran hatte gelächelt. Die besagte Krankenschwester würde bald in den Ruhestand gehen. Außerdem war sie ganz und gar nicht Adams Typ.
Als Kiloran jetzt den Blick sah, den Adam ihr zuwarf, hätte sie allerdings schwören können, dass er nicht nur die automatische Reaktion eines Mannes auf die Berührung irgendeiner jungen Frau verriet. Es hatte ein Fünkchen Erinnerung darin gelegen, dessen war sie sich sicher.
Ob es hieß, dass sein Erinnerungsvermögen zurückkehrte?
Bisher schien er seine gesamte Vergangenheit vergessen zu haben. Er kannte seinen Namen, aber das war auch alles. Zum Beispiel wusste er nicht, warum er ganz in ihrer Nähe verunglückt war, obwohl er vom Flughafen direkt in sein Apartment hatte fahren wollen. An ihre Beziehung erinnerte er sich offenbar überhaupt nicht.
Obwohl das vielleicht mehr über die Qualität unserer Beziehung aussagt, überlegte Kiloran wehmütig.
Nachdem die Ärzte ihr versichert hatten, dass Adam keine besondere ärztliche Betreuung oder Intensivpflege brauchte, sondern nur Ruhe und Erholung, wollte sie ihn an diesem Tag mit nach Hause nehmen. Ruhe und Erholung konnte sie ihm bieten. Sie tat es gern, denn inzwischen war sie sicher, dass sie ihn liebte. Und wen hatte er schon außer ihr? Für sie war es der größte Schock gewesen, zu merken, dass selbst ein starker, vitaler Mann wie Adam so verletzlich war wie jeder andere.
„Komm, ich helfe dir …“ Sie führte seinen Arm, um ihm in den Ärmel zu helfen.
„Das kann ich selbst …“
„Nein, kannst du nicht! Willst du immer, dass es nach deinem Kopf geht, Adam?“
„Nein, Darling, du bist diejenige, die immer so stur ist!“
Sie sahen sich lange an. Adam hatte sie zum ersten Mal seit dem Unfall Darling genannt. Und stur!
„Ja, das stimmt“, sagte Kiloran langsam. „Ich bin stur.“
„Glaubst du, dass ich mich erinnert habe?“ fragte er so aufgeregt, als hätte er das Geheimnis vom Ursprung des Universums entdeckt. „Ich habe also nicht bloß richtig geraten?“
Sie lächelte. „Es hatte ganz den Anschein. Aber mach dir darüber keine Gedanken. Jetzt ganz etwas anderes: Ich nehme dich mit nach Hause.“
„Du bist noch herrischer als die Schwester“, beklagte er sich. Insgeheim fragte er sich jedoch, wo „zu Hause“ wohl war und wie es dort aussah.
Wie sich herausstellte, war es ganz und gar nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Es handelte sich um ein riesiges, wunderschönes Herrenhaus, umgeben von weitläufigen, gepflegten Gartenanlagen.
„Wohne ich hier?“ fragte er, als der Wagen die lange Auffahrt entlangfuhr.
„Manchmal“, antwortete Kiloran gleichmütig, denn der Arzt hatte ihr geraten, die
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