Ein neuer Anfang?
verborgen gehalten. Kiloran hatte die ersten kleinen Stücke aus dem Schutzwall herausgeschlagen und ihm ermöglicht, seine Sichtweise zu ändern. Vielleicht wäre der Unfall gar nicht nötig gewesen, um ihn zu zwingen, seine Tiefen auszuloten. Sicher hätte es länger gedauert, aber vielleicht hätte Kiloran es auch allein geschafft.
„Das Leben ist zu kurz, als dass man es damit vergeuden sollte, sich immer zu fragen: Was wäre gewesen, wenn …“, bemerkte sie.
„Ich weiß.“ Seine Stimme klang sehr sanft. „Deswegen habe ich es auch schnell wieder aufgegeben.“
Kiloran hielt den Atem an. Ihre Gedanken rasten. Warum war Adam gekommen? Was wollte er von ihr?
Was sie selbst wollte, wusste sie ganz genau: eine liebevolle, gleichberechtigte Beziehung, in der einer für den anderen da war. Wenn es mit Adam nicht möglich war, würde sie sich von ihm trennen. Sie war sogar bereit, das Risiko einzugehen, dass sie vielleicht auch mit keinem anderen Mann eine solche Beziehung aufbauen konnte. Denn sie wollte keine halben Sachen mehr. Kein Leben auf Sparflamme.
„Adam, weshalb bist du heute hier?“
Hatte er sich vorgestellt, dass es leicht sein würde? Nein. Nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnte, war leicht. „Hm. Weil du mir gefehlt hast, Kiloran. Weißt du das nicht?“
Kiloran ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie sich über die Antwort freute. Früher hätte sie sich begeistert auf so einen Satz gestürzt und ihn als viel versprechende Grundlage für die Zukunft ausgelegt. Jetzt fasste sie ihn einfach als Kompliment auf.
„Wie nett von dir!“
„Nett? Nett?“ Adam sprang empört auf. „Ist das alles, was du darauf zu sagen weißt?“
Irgendwie beruhigte es sie, dass der sanfte, neue Adam den alten nicht völlig verdrängt hatte. Das Funkeln in seinen Augen erinnerte sie daran, wie dominant er sein konnte, und ihr lief ein lustvoller Schauer über den Rücken.
„Was erwartest du denn von mir, Adam? Soll ich mich vor Dankbarkeit überschlagen?“
„Ein bisschen ehrliche Freude tut es auch!“
„Warum bist du zurückgekommen? Willst du mir erzählen, was du in der Zwischenzeit gemacht hast? Sollte ich sehen, wie gut du dich erholt hast? Oder willst du da weitermachen, wo wir aufgehört haben?“
„Nein!“
„Nicht?“ fragte Kiloran ängstlich.
Adam schüttelte den Kopf. „Mir wäre es lieber, wenn wir ganz von vorn anfangen könnten.“
Kiloran sah ihn starr an.
„Ja, ich möchte einen Neuanfang“, wiederholte er. „Mit dir gemeinsam. Diesmal richtig. Wenn du das auch möchtest.“
„Warum?“
„Weil ich dich liebe, Kiloran.“
Sie rührte sich nicht. Wie gern hätte sie ihm geglaubt, aber sie wagte es noch nicht!
Er hätte sie gern in die Arme genommen, doch irgendwie schien es nicht der richtige Moment dafür zu sein. Noch nicht.
„Wir Männer bekämpfen unsere Gefühle ein Leben lang und versuchen, sie zu ignorieren. Vor allem Männer wie ich. Aber ich habe das Gerenne satt. Nachdem ich dich kennen gelernt hatte, schien der ewige Wettbewerb nicht mehr so wichtig zu sein. Ich liebe dich, Kiloran. Du bist wunderschön und klug, freundlich und liebevoll. Du gibst mir das Gefühl, dass ich stark bin und auch mal schwach sein darf. Du faszinierst mich. Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Das zumindest hat sich durch den Unfall nicht geändert.“
Jetzt lächelte sie. „O Adam!“
„Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich dich dafür bewundere, was du aus Lacey’s gemacht hast?“
Genug war genug. Sie hatte seine Erklärung gehört und ihm angesehen, dass er es ehrlich meinte. Jetzt sehnte sie sich nach Nähe. Sie wollte ihm so nahe sein, wie es ein Mann und eine Frau nur sein konnten. „Willst du den Rest des Tages damit verbringen, mir Komplimente zu machen, Adam?“
„Wenn du es möchtest, ja.“
„Ich kann mir bessere Dinge vorstellen!“
„Was zum Beispiel?“
„Findest du nicht auch, dass es Zeit ist, mich stattdessen zu küssen?“
„O Darling!“ Adam lachte. „Ich habe kaum an etwas anderes denken können!“
Er nahm sie in die Arme, und es schien ihm, als wäre er endlich am Ziel. Sanft küsste er ihre Lippen. Immer wieder berührte er sie ganz zärtlich und aufreizend langsam.
Kiloran kamen die Tränen. „Ich liebe dich auch, Adam. Also lass uns ins Bett gehen, ja?“ schlug sie mit bebender Stimme vor. „Sag nichts weiter. Zeig mir einfach deine Liebe!“
EPILOG
Kiloran sank erschöpft aufs Sofa und strich sich mit dem Handrücken
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