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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manolo Link
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Staunend sahen sie mich an. Wir tauschten uns kurz aus. »Buen camino«, wünschte ich ihnen, ging zurück zu meinem Frühstück und befand mich 15 Minuten später ebenfalls wieder auf dem Weg.
    Unweit von Ponferrada traf ich Christa.
    »Oh, Mano, das ist ja ein Zufall. Ich habe gerade an dich gedacht, während ich beim Schuhebinden war.«
    »Hallo, Christa, wieso hast du an mich gedacht?«
    »Ich habe daran gedacht, dass du in Mazarife meine Schuhe geputzt hast.«
    »Ach so, weil du gerade mit deinen Schuhen beschäftigt warst.« Während des Gesprächs winkte uns Angelika zu, die in einiger Entfernung, wieder mal mit einer frischen Blume an ihrem Hut, an uns vorbeilief. Nun hatte ich das besondere Vergnügen, mit Christa ein Stück des Weges zu gehen. Ich mochte die Frau, die vor Kraft nur so strotzte und einen unglaublichen Optimismus ausstrahlte. Wir wanderten durch alte kleine Ortschaften, beobachteten Störche und bewunderten die unzähligen purpurroten Mohnblumen, die der Landschaft einen speziellen Charakter verliehen. Auf einem Feld bearbeitete ein alter Mann mit seiner Frau, wie ein Jahrhundert zuvor, die Ackerkrume mit Hilfe eines Ochsengespanns. Bald schon trennten sich unsere Wege. Christa machte auf mich den Eindruck, als wenn sie ihren Weg alleine fortsetzen wolle.
    Obwohl ich müde war, nicht mehr viel Wasser hatte und es sehr warm war, ließ ich Villafranca del Bierzo hinter mir. Unter einer Autobahnbrücke legte ich eine Pause ein. Ich war völlig erschöpft. Meine Wasservorräte waren verbraucht. Mit grünen Oliven und
    Brot stärkte ich mich für die letzten Kilometer. Zu meiner Erschöpfung gesellte sich ein Gefühl, das ich bis zu jenem Zeitpunkt nicht kannte. Ich nannte es »Camino-Müde.« Es war der 27. Tag auf dem Jakobsweg. Nun war ich fast einen Monat unterwegs, hatte viele Kilometer bewältigt, war vielen Menschen begegnet, durch unzählige Orte gewandert und hatte wundervolle Landschaften gesehen. Mir war nach Ankommen. Ich glaube, dass meine Nase »Witterung« von Santiago aufgenommen hatte. Ich wollte endlich mein Ziel erreichen und fühlte zum ersten Mal Ungeduld.
    Völlig ausgelaugt erreichte ich die kleine Ortschaft Pereje. Bevor ich in die Herberge ging, hielt ich an einer Quelle inne, ließ reichlich kühles Wasser über meinen Kopf laufen und trank, als hätte ich zwei Wochen kein Wasser mehr gesehen. In der Herberge legte ich mich sofort ins Bett. Neben mir lag ein älterer Mann, der mit Musik in seinen Ohren vor sich hinschnarchte. Trotzdem schlief ich ein. Sehr wahrscheinlich nutzte der die Ohrsticks, damit er sich nicht selbst mit seinem Schnarchen aufweckte.
     

»Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, denn durch mich.«
    Jesus Christus
     

13 Werner
     
    Am nächsten Morgen lagen meine Sachen verstreut im Schlafsaal herum. Pilger, die früh aufgestanden waren, hatten wegen der Enge nicht nur meine Habseligkeiten im Raum verteilt. Ohne Frühstück startete ich, trank lediglich Leitungswasser. Zwanzig Minuten später betrat ich eine Autoraststätte, in der ich ein Frühstück bekam. Die ersten Anzeichen von Zivilisation begegneten mir in Herrerías, einem Ort, der zum Verweilen einlud. An einer Quelle erzählte mir ein netter älterer Herr, dass ihr Wasser außergewöhnlich klar und etwas ganz Besonderes sei. Es schmeckte wirklich vorzüglich. Er schmunzelte, als ich mir das kühle Nass über Kopf, Arme und Beine laufen ließ.
    Es wurde wärmer, der Anstieg zum O Cebreiro wartete auf mich. Nun verlief der Weg über einen steilen Pfad bergan in einen Wald. Viele größere wie kleinere Steine erschwerten das Gehen. Obwohl ich überwiegend im Schatten ging, rann der Schweiß über mein Gesicht. Riesige, bullige Kühe mit stattlichen Hörnern kamen mir entgegen. Die erste ging noch in einem zivilisierten Abstand von zwanzig Zentimetern an mir vorbei. Doch eine ihrer Kolleginnen teilte diese Zurückhaltung nicht. Es waren gerade mal zwei Zentimeter zwischen mir und ihren stolzen Hörnern. Zugegebenermaßen hatte ich nicht die besten Gefühle, weil die Viecher ein enormes Gewicht auf die Waage bringen und schließlich auch mal auf dicken Steinen abrutschen können.
    Ich richtete im Stillen ein Wort an alle Kühe, die mir entgegenkamen - und es waren zu meinem Unmut noch zahlreiche: »Liebe Kühe, die rechte Seite ist die Eure, ich nehme die linke. So haben wir alle ausreichend Platz.« Glücklicherweise hielten sich alle an die einseitige

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