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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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gelähmt. Aber als seine festen, sinnlichen Lippen ihren Mund berührten, hielt sie still. Ließ sich überwältigen von seiner Nähe. Atmete wie berauscht seinen männlichen Duft. Und dann – setzte ihr Verstand wieder ein. Abrupt rückte sie von ihm ab und zog den Kopf zurück.
    „Was zum Teufel …“ Gerard sah genauso verwirrt aus, wie sie sich unter seinem Blick fühlte. „ Ma chère, ich habe Sie nur geküsst! Und Sie tun so, als wäre ich über Sie hergefallen!“
    „Ich …“ Kit atmete tief durch. Ein süßer Duft von Jasmin verwehte in der Abendluft, doch das nahm sie kaum wahr. „Na ja, ich mag es einfach nicht, wenn man mich überrumpelt. Außerdem, ich meine, dafür kennen wir uns auch noch nicht gut genug.“
    Gerard verzog das Gesicht. „Meine Güte, ich wollte Ihnen nur den bei uns zur Begrüßung üblichen Kuss geben. Mehr nicht.“
    „Tut mir leid.“ Sie rang sich ein Grinsen ab. „Nur an diese Art der Begrüßung muss ich mich wohl erst noch gewöhnen.“
    „Also alles zurück auf Anfang – wir probieren es gleich noch mal?“
    „Wie … jetzt sofort?“ Verstört blickte sie ihn an und wirkte trotz ihrer Sommersprossen etwas blass um die Nase. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
    „Ein Kuss, mehr nicht“, sagte er ruhig und beugte sich nach vorn. Fasziniert beobachtete sie, wie die Punkte in seiner Iris im Licht der Abendsonne golden flirrten. „Und keine Angst – es tut auch nicht weh.“
    Dann küsste er sie. Liebkoste mit seinen Lippen ihren Mund. Und ihr wurde heiß und kalt zugleich. Wunderbar war dieses Prickeln, so erregend und gleichzeitig so warm, dass sie sich ganz leicht und unbeschwert fühlte. Nach einer Weile geriet sie außer Atem und schnappte nach Luft – doch sie dachte nicht daran, den Kuss zu beenden, obwohl er jetzt leidenschaftlicher und intimer wurde.
    Ein Kuss? So sinnlich war ein Kuss? Wäre sie je zuvor so geküsst worden, könnte sie sich bestimmt daran erinnern – so etwas vergaß man doch nicht!
    Als er jetzt einen Arm um ihre Taille legte und sie ein wenig enger an sich zog, spürte sie auch, wie schnell sein Herz pochte. Zart streiften seine warmen Lippen ihre geschlossenen Lider, umschmeichelten ihre Ohrläppchen, ihren Hals und legten sich wieder auf ihren erwartungsvollen Mund.
    Gerard vertiefte den Kuss, und Kit erwiderte das Spiel seiner Zunge.
    Und dann gab er unvermittelt ihren Mund wieder frei, löste die Umarmung und rückte von ihr ab – und Kit saß sprachlos und verwirrt da.
    „ Eh bien, willkommen in meinem Haus, Catwoman“, sagte er ruhig, aber seine Stimme klang ganz rau.
    Kit fühlte sich benommen. Ihre Lippen bebten noch vor Aufregung.
    „Ich hoffe, es gefällt dir“, ergänzte er. Dann drehte er den Zündschlüssel, trat aufs Gaspedal, und sie fuhren durch das imposante Tor. Dahinter lag ein parkartiger Garten mit üppigem Obstbaumbestand.
    Innerlich völlig aufgewühlt, fand Kit nur mühsam wieder in die Wirklichkeit zurück. Himmel, sie hatte sich von ihm küssen lassen! Von ihm, den sie gar nicht sonderlich mochte, dem sie nicht vertraute und den sie kaum kannte. Trotzdem hatte seine bloße Berührung sie derart aus dem Gleichgewicht gebracht. Wie hatte sie das zulassen können?
    Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, wagte es aber nicht, ihn anzusehen. Angespannt blickte sie nach vorn und gab vor, sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Was sie bis jetzt davon sah, erschien ihr wie eine jahrtausendealte Oase. Die Dattelpalmen mit ihren hohen Stämmen, die Olivenbäume mit ihren immergrünen Blättern, die Granatapfel-, Orangen-, Mandel- und Feigenbäume, die den mit feinen Kieseln gestreuten Weg umsäumten und schließlich die Sicht freigaben auf ein wahres Kleinod traditionell marokkanischen Baustils: ein prächtiges weißes Gebäude mit schlanken Stützsäulen, kunstvollen Ornamenten aus Stein und Stuck, maurischen Hufeisenbögen und mit Schnitzwerk versehenen Zedernholzbalken.
    Gerard hielt direkt vor der schweren bronzebeschlagenen Eingangstür, als diese auch schon von einer dunkelhäutigen Frau, die Kit auf Anfang dreißig schätzte, geöffnet wurde. Die zierliche Marokkanerin, die Dumont ihr als Assads Frau Amina vorstellte, strahlte über das ganze Gesicht. Die marokkanische Djellaba , ein lang wallendes Gewand aus leichter Baumwolle, umspielte ihren Körper. Sie hieß Kit so herzlich willkommen, dass diese sich gleich wohlfühlte. Es war ganz offensichtlich, dass die freundliche Marokkanerin die

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