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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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Sie können mich Gerard nennen.“ Sie sah, wie seine Züge sich verhärteten, und dann meinte er lakonisch: „ Tant pis, egal. Bei Ihnen darf man wohl einfach nicht nett sein.“
    „Jetzt seien Sie doch nicht gleich beleidigt …“
    „Entschuldigen Sie bitte“, unterbrach er sie scharf, „aber ich habe Sie, glaube ich, schon richtig verstanden. Sie haben mir bisher nicht vertraut, und Sie wollen mir immer noch nicht vertrauen. Und deshalb kann ich Ihnen versichern, dass ich Sie in Zukunft nicht mehr mit meiner Freundlichkeit belästigen werde. Außerdem, was soll’s? Sie werden mein Haus ohnehin bald wieder verlassen – wie Sie selbst gesagt haben.“
    Hatte er recht? Verhielt sie sich ihm gegenüber abweisend, misstraute sie ihm sogar, nur weil er nett zu ihr war? Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass er wohl nicht ganz falsch damit lag. Aber irgendwie konnte sie auch nicht anders. Zugegeben, er konnte zwar sehr charmant sein, aber gleichzeitig regte er sie auch ständig auf mit seinen unverschämten Blicken und der Art, wie er mit ihr redete.
    „Hören Sie, ich …“ Sie kämpfte sichtlich mit sich. „Ich kann Ihnen das nicht erklären. Ich verstehe es ja selbst nicht. Und Sie scheinen nicht zu begreifen, dass ich Sie nie um Ihre Gastfreundschaft gebeten habe. Im Gegenteil! Sie waren es doch, der darauf bestanden hat! Und können Sie mir vielleicht sagen, warum?“
    „Wenn ich das wüsste, dann …“
    „Dann erklären Sie mir, warum Sie mich nicht auf der Stelle zurück nach Casablanca …“, fauchte sie und hielt plötzlich inne.
    Casablanca? Wieso? Der Zwischenfall war doch in Essaouira passiert.
    „Casablanca“, wiederholte Dumont nachdenklich. Seine Stimme hatte jetzt nicht mehr diesen distanzierten Unterton. Und Kit meinte in seinen Augen eine ebensolche Irritation zu erkennen, wie sie selbst sie erfasst hatte. „Keine Ahnung, warum Sie diese Stadt erwähnt haben, aber vielleicht wäre es ja nicht verkehrt, wenn wir die Polizei mal darauf ansetzen würden. Was meinen Sie?“
    „Ich weiß nicht.“ Müde ließ sie die Schultern sinken. Stirnrunzelnd musterte sie ihre cremeweiße Leinenhose und das hübsche Seidentop. Die Krankenschwester hatte dafür gesorgt, dass die Sachen gewaschen und gebügelt wurden – und sie selbst musste irgendwann in ein Geschäft gegangen, die Kleidungsstücke anprobiert und dann gekauft haben. Nur warum konnte sie sich daran nicht erinnern?
    „Lassen Sie mich das in die Wege leiten.“ Dumont legte ihr eine Hand auf den Arm. „Und jetzt machen Sie mal wieder ein freundlicheres Gesicht. Sonst bekomme ich ja noch Angst.“
    Der will dich doch auf den Arm nehmen! Oder sogar …
    Hastig entzog sie sich seiner Berührung.
    „Außerdem – warum auf einmal die Hektik? Haben Sie denn wirklich keine Zeit, sich mein Haus wenigstens einmal anzusehen?
    „Ich … tut mir leid“, sagte sie in einem Ton, dem die Verzweiflung anzuhören war.
    In diesem Moment flog Dumont eine scharfe Kurve und deutete nach unten. „Sehen Sie“, rief er, „wir sind fast da.“
    Kit fühlte ihr Herz schneller schlagen. Unter ihnen – jetzt deutlich zu erkennen im Licht der Nachmittagssonne – erstreckte sich eine Allee, flankiert von Korkeichen und Olivenbäumen. Und fast unmittelbar daneben ein kleines Flugfeld. Das gesamte Gelände wirkte riesig. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    Kaum war die Maschine gelandet und zum Stillstand gekommen, löste Dumont seinen Gurt, sprang hinaus und lief um das Flugzeug herum, um Kit auf ihrer Seite die Tür aufzuhalten. „Jetzt steigen Sie mal hier aus und dann gleich da drüben wieder ein.“
    Für einen Moment war Kit irritiert. Aber dann entdeckte sie direkt neben dem Hangar einen weißen Ferrari. „Ist das Ihr Wagen?“
    „Gefällt er Ihnen?“
    Sie rang sich ein Grinsen ab. „Er ist ganz hübsch, ja.“
    „ Ganz hübsch!“, entrüstete sich Gerard. „Ach, kommen Sie, Ihnen gefällt er doch nur nicht, weil er mir gehört!“
    „Aber ich habe doch gar nicht gesagt, dass er mir nicht gefällt“, protestierte Kit. Dabei war Dumont mit seiner Einschätzung der Wahrheit näher gekommen, als ihr lieb war – oder als sie es sich eingestehen wollte. „Außerdem, ich meine, es ist doch ein Auto wie jedes andere – hat vier Räder und ist ein Spielzeug für große Jungs“, gab sie sich schnippisch, lächelte aber verlegen.
    „Ein Spielzeug?“ Dumont schnaubte. „Haben Sie eine Ahnung! Für dieses

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