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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gerade die Treppe hinunterlaufen, als er Clough seinen Namen rufen hörte. Er drehte sich halb um. »Nicht jetzt, Tommy. Treffen Sie mich im
Baker’s
, wenn aufgemacht wird.« Sich um den Treppenpfosten herumschwingend, eilte er die Treppe hinunter und aus dem Gebäude hinaus.
    Innerhalb von vierzig Minuten kam er schwer atmend auf dem runden Gipfel des Mam Tor an, hoch auf dem Grat, wo der Kalkstein auf Sandstein stößt, der White Peak zu seiner Rechten, der Dark Peak zur Linken. Der peitschende Wind nahm ihm den Atem, und die Temperatur fiel schneller, als die Sonne sank. George warf den Kopf zurück und brüllte seine aufgestaute Frustration den vorbeijagenden Wolken und den gleichgültigen Schafen entgegen.
    Er wandte sich dem dunklen, zusammengekauerten Hang des Kinder Scout zu, dessen rauhes Moorland die Sicht nach Norden versperrte. Er drehte sich um neunzig Grad und schaute über den Grat von Hollins Croß und Lose Hill Pike bis zur Spitze des fernen Win Hill. Stannage Edge und Sheffield lagen jenseits davon und waren nicht zu sehen. Dann noch eine Drehung um neunzig Grad, um die weiße Narbe des Winnats-Passes und die Mulden und Hügel der Kalksteintäler dahinter zu überblicken. Endlich wandte er sich nach Osten, ließ den Blick über das wellige Land von Rushup Edge und den sanften Abhang nach Chapel-en-le-Frith hinunter schweifen. Irgendwo da draußen lag Alison Carter, ihr Körper den Naturgewalten ausgesetzt, ihr Leben ausgelöscht.
    Er hatte getan, was er konnte. Jetzt waren die anderen an der Reihe. Er mußte lernen, loszulassen.
     
    Später traf er Clough, der mit dem Rest eines Biers an einem ruhigen Tisch in einer Ecke des
Baker’s Arms
saß. Die Stammgäste wußten, daß sie sie besser in Ruhe ließen, und der Wirt hatte schon drei Reportern einschließlich Don Smart abgeschlagen, sie weiter zu bedienen. Dieser hatte gedroht, er werde sich beklagen, wenn die Friedensrichter zur nächsten Besprechung der Schankkonzessionen zusammenkämen. Der Wirt hatte leise gelacht und gesagt: »Sie würden mir einen Orden geben. Sie sind hier und verschwinden wieder – aber wir müssen alle hier leben.«
    George ging mit einem frischen Bier für Clough und einem für sich selbst hinüber. »Ich brauchte mal frische Luft«, sagte er, als er sich setzte. »Wenn ich noch länger geblieben wäre, hätten Sie mich wegen der Ermordung eines Kronanwalts einsperren müssen.«
    »Was für ein Arschloch«, sagte Clough und tat so, als spucke er auf den Boden.
    »Ich nehme an, er würde sagen, er tue nur seine Arbeit.« George trank einen großen Schluck Bier. »Ah, das ist besser. Ich war oben auf dem Mam Tor und hab die Spinnweben wegblasen lassen. Na ja, wenigstens sehen wir jetzt, wo die Verteidigung hinsteuert. Es ist eine von mir angezettelte Verschwörung, um Philip Hawkin etwas anzuhängen, damit ich meine Beförderung schneller bekomme.«
    »Die Richter werden nicht darauf hereinfallen.«
    »Aber die Geschworenen vielleicht«, sagte George bitter.
    »Warum sollten sie? Sie haben doch als netter, sympathischer Mensch überzeugt. Man braucht sich ja Hawkin nur anzusehen, und die Alarmglocken läuten Sturm. Er hat ein Aussehen, dem Frauen nicht widerstehen können und dem Männer sofort mit Abneigung und Haß begegnen. Es gibt keine Chance, daß diese Verteidigung Erfolg hat, außer wenn Highsmith es so hinkriegt, daß die Jury nur aus Frauen besteht.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht. Muntern Sie mich ein bißchen auf. Erzählen Sie mir, was ich verpaßt habe.«
    Clough grinste. »Sie haben Charlie Lomas verpaßt. Er sieht gut aus, wenn er sich feinmacht, das muß ich sagen. Er hat es fertiggebracht, einen Anzug zu tragen, ohne wie in einer Zwangsjacke auszusehen. Er war so aufgeregt wie ein Tiger im Käfig, aber der Junge ist standhaft geblieben, das muß ich ihm lassen. Stanley hat mit einem guten Schlag gegen Highsmiths Verleumdungskampagne gekontert. Er ließ Charlie über die Bleimine sprechen und daß es für einen Außenseiter wie Sie völlig unmöglich sei, den Weg dorthin zu finden, sogar mit dem Buch. Er ließ Charlie auch erklären, daß Hawkin, obwohl er relativ neu im Tal ist, allerlei Erkundungen für seine Postkartenfotos angestellt hat.«
    George stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Wie ist er mit Highsmith klargekommen?«
    »Er ist einfach bei seiner Aussage geblieben. Ließ sich nicht davon abbringen. Ja, er war sicher, daß es Mittwoch war, als er Hawkin über die Felder gehen sah.

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