Ein Ort für die Ewigkeit
bekommen, um mich dazu zu kriegen, daß ich mal im Haushalt mit Hand anlege«, fügte George hinzu.
»Irgend etwas mußte ich doch machen«, erwiderte sie trocken. »Andernfalls hättest du deine Pensionierung als Anlaß genommen, überhaupt nichts mehr zu tun. Jetzt hör auf herumzuquatschen und erzähle Catherine, was sie wissen will. Ich bringe noch ein paar Kekse, dann seh ich euch beide wieder, wenn ihr fertig seid.«
So begann der immer gleiche Tagesablauf, der den ganzen Februar und März hindurch anhielt. Catherine begann jeden Tag damit, daß sie die Teile ihrer Presseberichte las, die zu dem Abschnitt des Falls gehörten, den sie besprechen wollten. Nach dem Frühstück fuhr sie nach Cromford und überlegte dabei die Fragen, die sie stellen wollte, um weitere Begebenheiten aus ihrem Gesprächspartner herauszuholen.
Dann ging sie mit George behutsam ein Stück weiter in dem Fall und kam geduldig auf Details zum Wetter, zum Geruch in der Luft oder zur Landschaft zurück. Sie war unwillkürlich von seinem Eifer beeindruckt, denn er sorgte dafür, daß alles ganz genau beleuchtet wurde. Es stellte sich heraus, daß er für den Fall Alison Carter ein fast fotografisches Gedächtnis hatte, obwohl er behauptete, sich an andere Ermittlungen seiner Laufbahn nicht besonders gut erinnern zu können. »Ich glaube, ich war ein bißchen besessen von Alison«, sagte er einmal in einem der ersten Interviews. »Oh, ich weiß, es war mein erster großer Fall, und ich war entschlossen, zu zeigen, daß ich diese Arbeit leisten konnte, aber es war mehr als das. Es hatte wahrscheinlich etwas mit Anne zu tun, die mir gleich am Anfang der Ermittlung sagte, daß sie schwanger war. Ich quälte mich mit der Sorge, wie ich mich fühlen würde, wenn das meinem Kind passieren würde, und so war ich einfach nicht bereit, loszulassen.
So war es bei mir. Ich weiß nicht, wie es bei Tommy Clough war, aber er war in jeder Phase der Untersuchung genauso engagiert wie ich. Er arbeitete noch mehr Stunden als ich, und seine Hartnäckigkeit gegenüber der Polizei von Herfordshire brachte uns einen der wichtigsten Beweise: Hawkins Verbindung zu dem Revolver, mit dem Alison ermordet wurde.
Es mag merkwürdig klingen, aber ich habe ihn, nachdem Hawkin gehängt wurde, nie mehr lange genug gesehen, um richtig mit ihm zu sprechen. Tommy war noch in Buxton, aber ich war schon nach Derby umgezogen. Ein paarmal hatten wir vereinbart, uns zu treffen und zusammen etwas trinken zu gehen, aber die Arbeit kam immer dazwischen. Und dann – nicht länger als zwei Jahre nach Alisons Ermordung – kündigte er und zog weg.«
»Wohin ist er gegangen?« fragte Catherine. Sie hatte eines Abends im Pub Peter Grundy schon dieselbe Frage gestellt, aber er zuckte die Achseln und sagte, niemand wüßte es. Es war, als wäre Tommy so spurlos verschwunden wie Alison selbst.
Aber George wußte es. »Er ist in Northumberland. In einem kleinen Dorf da oben an der Küste. Er arbeitete jahrelang als Aufseher für den Vogelschutzbund, aber jetzt ist er pensioniert wie ich. Allerdings hat er nie geheiratet, er hat also niemand wie Anne, die ihn in Schuß halten könnte. Wir schreiben uns eine Karte zu Weihnachten, das ist eigentlich alles. Ich glaube, ich bin der einzige bei der Polizei, mit dem er den Kontakt gehalten hat. Aber ich kann Ihnen seine Adresse geben. Vielleicht will er über Alison reden. Eigentlich bezweifle ich es, trotzdem, Sie haben ja schließlich auch mich zum Reden gebracht, nicht wahr?« George lächelte.
Und so ging es weiter, ein Faden ging nahtlos in den nächsten über, und die Vormittage vergingen. Catherine gewöhnte sich bald an, wenn sie von George wegging, auf dem Heimweg in einem Pub an der Straße nach Ashbourne einzukehren, wo es einen guten Mittagstisch gab, und dann war sie etwa um zwei Uhr zu Hause. Der Nachmittag und frühe Abend waren dem Übertragen der Bänder gewidmet, eine Arbeit, die sie unglaublich langweilig fand, obwohl sie von dem Material fasziniert war, das sich nach und nach anhäufte. Nach jeder halben Stunde erlaubte sie sich eine kurze Telefonpause oder eine E-Mail-Sitzung, um sich vor dem völligen Durchdrehen zu bewahren.
Wenn die Arbeit zu Ende war, machte sie sich eine der Tiefkühlmahlzeiten, die sie von ihrer wöchentlichen Einkaufsfahrt nach Buxton mitgebracht hatte. Dann setzte sie sich eine halbe Stunde mit einem Notizbuch und ihrer eigenen Zeitschrift oder mit einem Konkurrenzblatt ans Feuer. Endlich
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