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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Chance an der Fleet Street bekamen, oder?« fragte Catherine.
    »Das steht fest. Der Fall Alison Carter hat mir tolles Material geliefert. Ich kann mich erinnern, ich hab die erstklassigen Storys mit der Hellseherin gebracht. Das war meine Eintrittskarte zum Erfolg. Ironischerweise bedeutete das auch, daß ich nie eine Zeile über die Aufdeckung der wirklichen Moormorde schreiben durfte.«
    Plötzlich war Smart bei den Geschichten über seine Glanzzeit, als er als Reporter für verschiedene überregionale Zeitungen schrieb und schließlich als stellvertretender Chefredakteur für die Abendausgabe zur
Daily News
zurückkehrte. Er war drei Jahre zuvor arbeitslos geworden, arbeitete aber immer noch drei Abende die Woche aushilfsweise in der Nachrichtenredaktion der
News
. »Die Reporter, die heutzutage dort angestellt sind, haben keinen Schimmer. Deshalb brauchen sie jemanden in der Redaktion, der Ahnung hat.
    Aber ich sag Ihnen was. Der Alison-Carter-Fall hat mir mehr eingebracht als einen Karrieresprung«, bekannte er. »Weil er gleich nach den anderen vermißten Kindern kam, hat er mich von dem Gedanken, eigene Kinder zu bekommen, abgebracht. Leider sah meine Frau das ganz anders. So könnte man sagen, daß meine Ehe nebenbei ein Opfer des Alison-Carter-Falls wurde. Was in dem kleinen Dorf in Derbyshire in einer Dezembernacht passierte, hatte Folgen, die niemand hätte vorhersagen können.
    Das ist oft so mit Fällen, die etwas wirklich Mysteriöses haben. Niemand weiß, was wirklich geschehen ist, und das Leben aller, die damit zu tun haben, wird unter die Lupe genommen. Plötzlich werden alle möglichen Geheimnisse ans Licht gezerrt, was oft kein schöner Anblick ist.«
    »Bedauern Sie irgend etwas an der Art, wie Sie über den Fall berichtet haben?« fragte Catherine.
    Er lächelte herablassend. »Catherine, meine Liebe, ich war einer der besten. Bin ich übrigens immer noch. Ich sah meine Aufgabe in zwei Dingen. Erstens, ich mußte meinen Chefredakteur mit guten, wirkungsvollen Storys beliefern, die unseren alten Leserstamm bei der Stange hielten und uns neue Leser brachten. Zweitens wollte ich ein Stachel im Fleisch der Polizei sein, so daß sie nicht zu selbstgefällig wurde.
    Wenn das ab und zu mal Zoff mit den Bobbys brachte, na ja, ich konnte das auf mich nehmen. Am heftigsten gerieten George Bennett und ich wegen der Artikel über die Hellseherin aneinander. Auf die Idee brachte mich eine Geschichte, die ich in einer amerikanischen Zeitschrift gelesen hatte. Die Boulevardpresse hier war viel gemäßigter als heute, und ein oder zwei der amerikanischen Blätter hatten die Schärfe und den Kick, den wir nicht hatten.
    Ich habe sie immer auf Ideen hin durchgesehen und ausgeschlachtet. Die Idee mit der Hellseherin war dafür ein klassisches Beispiel. Ich hatte eine Story über einen Mord in der Wüste in Arizona gelesen, der angeblich durch eine Hellseherin gelöst worden war, und das hatte ich noch im Gedächtnis, als die Suche nach Alison Carter losging. Ich legte die Idee meinem Redakteur vor, und er fand sie toll. Ich wußte, daß die britische Polizei nie zugeben würde, mit einer Hellseherin zusammenzuarbeiten; meine einzige Chance war also, jemanden mit einem bekannten Namen im Ausland zu finden.
    Ich rief einen Freund an, der bei Reuters arbeitete, und ließ ihn in ihren Karteien nachsehen, und so habe ich Madame Charest gefunden. Ich habe die Frau nie kennengelernt, und es hätte auch nichts geändert, wenn ich sie getroffen hätte, weil sie kein einziges Wort Englisch konnte. Wir mußten alles mit einem Übersetzer machen. Natürlich glaubte ich nie auch nur ein einziges Wort davon. Aber es machte sich prima in der Zeitung.
    Ich weiß, daß George es für unverantwortlich hielt. Er dachte, daß ich nur an den Vorteil von Don Smart dachte. Aber es war nicht nur das. Die andere Seite der Medaille war, ich wollte genausosehr wie George, daß sie gefunden wurde, aber die Meldungen sind gleich weg vom Fenster, wenn es nicht neuen Brennstoff gibt, den man in die Flammen werfen kann. Damit Alison Carters Name und Bild in der Zeitung blieb, brauchte ich einen neuen Ansatz. Die Hellseherin lieferte ihn mir und sorgte dafür, daß Alison noch ein paar Tage länger in den Schlagzeilen blieb.
    In Alisons Fall machte es wahrscheinlich nichts aus. Aber es hätte etwas bringen können«, sagte er selbstgefällig.
    »Sie hatte aber nicht recht, oder – Ihre Madame Charest?«
    Don Smart grinste, und plötzlich sah

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